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Umweltzeichen für den Schiffsbetrieb und Schiffsdesign

Die älteste globale umweltschutzbezogene Kennzeichnung der Welt für Produkte und Dienstleistungen ist der 1978 entstandene Blaue Engel, der vom Bundesminister des Inneren und den Umweltministern des Bundes und der Länder ins Leben gerufen wurde. Zeicheninhaber ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Sämtliche technische Anforderungen an Produkte für die Vergabe des Umweltzeichens beschließt die unabhängige Jury Umweltzeichen. Getragen und verwaltet wird das[ds_preview] Umweltzeichen vom RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. und vom Umweltbundesamt. 1978 wurden die ersten sechs Vergabegrundlagen von der Jury Umweltzeichen verabschiedet. Heute tragen rund 10.000 Produkte und Dienstleistungen in 80 Produktkategorien den Blauen Engel. Seit 2002 fährt der Blaue Engel zur See, das Umweltzeichen für den »umweltschonenden Schiffsbetrieb« wird derzeit von sechs Schiffen geführt. Die­se auszeichnung gewährleistet, dass die von diesen Seeschiffen hervorgerufenen Emissionen und Einträge von Schadstoffen in die Meeresumwelt reduziert sind.

Zum Vergabeverfahren nimmt das Umweltbundesamt die Anträge entgegen, prüft sie und erstellt die Vergabebedingungen. Das RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. führt die Expertenanhörungen durch und ändert bzw. bestätigt die Vorschläge der Vergabebedingungen. Diese werden danach der Jury Umweltzeichen vorgelegt, sie trifft die eigentliche Vergabeentscheidung. Die überarbeitete Vergabegrundlage für den Schiffsbetrieb 2009 (RAL 110) ist im Abschnitt »Anforderungen und Nachweise« in zehn verbindliche Anforderungen unterteilt, die zwingend einzuhalten sind. Außerdem existieren zwanzig optionale umwelttechnisch wünschenswerte zusätzliche Anforderungen. Durch diesen Ansatz können sich die Reedereien flexibler als vorher entsprechend ihrer besonderen schiffs- bzw. fahrtgebietsbezogenen Anforderungen engagieren.

Die Vergabegrundlage gilt für den Schiffsbetrieb auf Schiffen unter deutscher Flagge, inklusive deutscher Bundesflagge, und fremder Flagge. Tankschiffe, die Produkte gemäß der Anlage I und II von MARPOL transportieren (d. h. Öl- und Produktentanker, Chemikalientanker, Gastanker), Schiffe entsprechend der Vorgaben des High Speed Craft Code, Fischereischiffe sowie Schiffe der Sportschifffahrt und der Marine fallen nicht unter diese Vergabegrundlage. Die verbindlichen und optionalen Anforderungen können in der Vergabegrundlage (N. N.: Vergabegrundlage für Umweltzeichen Ausgabe Mai 2009, im Internet unter www.blauer-engel.de, E-Mail: Umweltzeichen@RAL-ggmbh.de) nachgelesen werden.

Die Vergabegrundlage für das umweltfreundliches Schiffsdesign

Das Umweltzeichen »umweltfreundliches Schiffsdesign« (RAL-UZ 141) ist zu erwarten, d. h. umweltfreundlich konstruierte und gebaute Schiffe können sich zukünftig mit dem Blauen Engel schmücken. Dieses Umweltzeichen richtet sich an Reedereien oder Schiffsbetreiber, die einen Neubau planen. Der Geltungsbereich dieses Blauen Engels umfasst Schiffe unter deutscher oder fremder Flagge. Ausgenommen sind u.a. Tankschiffe, Fischereischiffe sowie Schiffe der Sportschifffahrt und der Marine.

Schon bei der Planung, Konstruktion und dem Bau des Schiffes sollen möglichst viele für die Umwelt wichtigen Maßnahmen realisiert werden. Die Anforderungen reichen vom Einbau einer Notschleppeinrichtung und Maßnahmen zur Reduzierung der Luftschadstoffe bis zu besonderen Schutzmaßnahmen für die Treibstofftanks (Doppelhülle). Weiterhin werden hohe Auflagen für die Abfall- und Abwasserbehandlung an Bord sowie für die in den Kli­ma­anlagen verwendeten Kühl- und Kältemittel gestellt (N. N.: Vergabegrundlage für Umweltzeichen Ausgabe Mai 2009, im Internet unter www.blauer-engel.de, E-Mail: Umweltzeichen@RAL-ggmbh.de).

Schiffe mit dem Blauen Engel

Bisher tragen folgende Schiffe das Umweltzeichen für den »umweltschonenden Schiffsbetrieb«: das Forschungsschiff »Maria S. Merian«, Reederei: Briese Schiffahrts GmbH & Co. KG, Schiffseigner ist das Land Mecklenburg-Vorpommern; das Mehrzweckschiff »Arkona« des Wasser- und Schifffahrtsamts Stralsund. Außerdem die Mehrzweckfrachter »Bremer Elena«, »Bremer Anna«, »Cellus« (Hochhaus, K.-H.; Isensee, J.: Blauer Engel für die Cellus; VDI Mensch & Technik Nr. 2/2003), »Timbus« und »Forester« der Reederei Rörd Braren, Kollmar. Das es nicht mehr sind, liegt hauptsächlich an den höheren Schiffsbetriebskosten aufgrund der Vorgaben bzgl. des schwefelarmen Brennstoffes, der außerdem auch in vielen Häfen nicht gebunkert werden kann. Beim Wettbewerb zur Vercharterung von Schiffen bzw. um die Ladung von Schiffen wird hart gerungen und letztlich entscheiden geringe Preisunterschiede darüber, wer den Zuschlag bekommt. Nur extrem wenige Reeder bzw. Charterer sind bereit, die durch den Blauen Engel entstehenden erheblichen Mehrkosten zu tragen.

Rörd Braren Bereederungs-GmbH & Co. KG

Hier gehen die Rörd Braren Bereederungs-GmbH & Co. KG in Kollmar und der Södra-Cell Konzern in Schweden mit gutem Beispiel voran. Für dies Umweltengagement wurde Rörd Braren bereits vor fünf Jahren von der Umweltkommissarin Margot Wallström vor 400 Gästen in Brüssel mit dem Clean-Marine Award ausgezeichnet. Die Flotte der 1990 gegründeten Reederei Rörd Braren besteht aus fünf modernen Mehrzweckfrachtern, von denen drei Schiffe mit einem Abgaskatalysator ausgerüstet sind [3]. Alle Schiffe sind für umweltschonenden Schiffsbetrieb mit dem Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet worden. Der Flottenschwerpunkt liegt im Transport von Produkten der Holz- und Papierindustrie. Die Schiffe fahren in Langzeitcharter und verkehren derzeit im Nord-Ostseeraum sowie im Mittelmeer. Die Reederei ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, ab 2010 kommen drei 28.000-tdw-Mehrzweckschiffe dazu (www.reedereibraren.de/index.html).

Verfasser:

Dr.-Ing. Karl-Heinz Hochaus

TU Hamburg-Harburg


Karl-Heinz Hochaus