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Autokonzerne verwarnen BLG Logistics wegen Abfertigungsengpässen / Probleme durch Einsatz von Aushilfsfahrern behoben

Wegen dramatischer Engpässe beim Umschlag von Exportfahrzeugen in Bremerhaven musste der Terminalbetreiber BLG Logistics im Juli kurzfristig 270 Aushilfsfahrer einstellen[ds_preview]. Zuvor war es in der 28. Kalenderwoche für neun PCTC-Schiffe (Pure Car and Truck Carrier) zu Wartezeiten gekommen, wie der Konzern einräumte. Reedereien, die Bremerhaven im Liniendienst anlaufen, hatten im Gespräch mit der Hansa von Wartezeiten von bis zu sieben Tagen für einzelne Schiffe gesprochen. Dadurch seiem Frachtausfälle und Zusatzkosten »im mittleren fünfstelligen Bereich pro Tag und pro Schiff« entstanden, so ein betroffener Carrier.

Die Autohersteller erlitten nach eigenen Angaben Verzögerungen bei der Belieferung ihrer Märkte in Übersee, da die verlorenen Tage in der Transportkette nicht vollständig aufgeholt werden können. Bei den Transitzeiten im Seeverkehr seien keine erheblichen Beschleunigungen mehr möglich, weil die Schiffe angesichts des erneuten Verkehrswachstums wieder mit regulären Dienstgeschwindigkeiten von 18 Knoten betrieben würden, heißt es bei den Reedern. Nach dem Einbruch der Ladungsmengen im Vorjahr hatten die Auto-Carrier zunächst in großem Stil die Fahrtgeschwindigkeiten der Frachter reduziert.

Auf einem Kongress zur Automobillogistik in Königswinter hatte sich der Chief Operating Officer der Car-Carrier-Reederei Wallenius Wilhelmsen Logistics, Kai Kraass, vergangenen März noch für eine langfristige Drosselung der Fahrtgeschwindigkeiten ausgesprochen, damit Reeder und Kunden weiterhin von den hohen Einsparungen bei Brennstoff profitieren können. Die verlängerten Transitzeiten sollten durch den beschleunigten Transfer der Fahrzeuge im Vor- und Nachlauf wettgemacht werden, so Kraass. Doch bei den rasant steigenden Exportmengen werden die Schiffsdiesel wieder auf hohe Drehzahlen gebracht, damit die Carrier so viel Ladung wie möglich abfahren und ein Maximum an Fracht kassieren können.

Der Druck, große Volumina in kurzer Zeit zu befördern, ist auch dadurch gegeben, dass viele Autohersteller die Frachtbaisse im vergangenen Jahr zum Neuabschluss langfristiger Frachtverträge genutzt haben. Somit sind die Raten im Fahrzeugtransport immer noch auf sehr niedrigem Niveau.

Laut BLG Logistics nahm die Autoabfertigung in Bremerhaven im ersten Halbjahr um 40 % auf 704.000 Einheiten zu. Das Wachstum wurde allein vom Export getrieben, der gegenüber dem Vergleichszeitraum 2009 um 78 % auf 564.000 Autos kletterte. Der Aufschwung werde von der hohen Nachfrage in Asien und auch wieder in den USA getragen, heißt es.

Die Engpässe bei der Abfertigung seien aber erst im Juli aufgetreten, weil die Mengen durch kurzfristig angesetzte Sonderschichten vor den Werksferien der Autohersteller noch einmal in die ansprangen. Während normalerweise jede Woche durchschnittlich 25 Autoschiffe Bremerhaven anlaufen, seien es in der Spitze im Juli 45 gewesen, erklärte die BLG. Mit der Stammbelegschaft des Terminalbetreibers und den verfügbaren Kräften des Hafen-Personaldienstleisters – dem Gesamthafenbetriebsverein im Lande Bremen (GHB) – konnte die erhöhte Anzahl von Schiffsanläufen nicht bewältigt werden. Durch einen Zeitungsruf trommelte der Hafenbetreiber dann binnen einer Woche die Aushilfskräfte an. »Damit normalisierte sich die Lage innerhalb von 10 Tagen«, teilte die BLG mit. Dass der GHB von vorn herein nicht flexibel genug das erforderlich Personal in der Spitzenzeit andienen konnte, liegt wohl daran, dass beim Personalabbau in Bremerhaven der Bogen überspannt worden war. Wegen akuter Finanznöte in Folge des Umschlageinbruchs musste sich der Dienstleister von über 1.000 Kräften trennen.

Bei den Verladern sorgten die Verzögerungen für große Verärgerung, weil ihnen keine Zeit blieb, die Transporte über andere Häfen zu routen. Tausende Fahrzeuge standen längst bei der BLG auf dem Hof, als sie von den drohenden Wartezeiten erfuhren. Eine der Alternativen, die untersucht wurden, bestand darin, Fahrzeuge ins rund 40 km entfernte Cuxhaven umzufahren und sie von dort aus auf die Schiffe zu verladen. »Allerdings finden Sie bei der erneuten Knappheit an Frachtraum auf der Straße nicht genügend LKW für die Umfuhren«, sagte ein Reeder der Hansa. Für Neufahrzeuge aus den deutschen Werken, die sich noch nicht im Zulauf nach Bremerhaven befanden, wurde zudem eine Verschiffung über Seebrügge untersucht. Eine kurzfristige Umstellung der Exportlogistik sei aber immer schwierig, sagte BMW-Pressesprecher Frank Wienstroth. Man habe kurzfristig kaum Reaktionsmöglichkeiten, da das gesamte Versorgungsnetzwerk (Verkehre nach Bremerhaven, Seeverkehr und Feinverteilung in den USA) mit den Dienstleistern fest terminlich eingeplant sei. Nach Auffassung der Kunden hätte die BLG allerdings genug Zeit gehabt, um sich auf einen saisonalen Anstieg der Exportzahlen einzustellen und die Ressourcen entsprechend zu planen. »Der Volumenanstieg wurde schon Anfang des zweiten Quartals angemeldet. Trotzdem kam es zu Engpässen, die sich auf unsere Transportlogistik auswirken«, kritisierte Daimler-Sprecherin Silke Walters. BMW hatte sich wegen der starken Nachfrage entschieden, die Sommer-Werksferien zu verkürzen. »Die damit verbundenen höheren Verschiffungsvolumina haben wir selbstverständlich rechtzeitig kommuniziert«, bestätigt auch BMW-Sprecher Wienstroth und fügt hinzu: Es sei bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass die BLG nicht ausreichend Personal für die Verladung der Fahrzeuge zur Verfügung habe stellen können.

Fragt sich noch, wer für die Mehrkosten in Folge der Schiffswartezeiten und verspäteten Versorgung der Überseemärkte aufkommt? »Die daraus resultierenden Schäden müssen verursachergerecht geregelt werden«, meint Daimler-Sprecherin Walters. BMW lehnt jeglichen Kommentar zum Thema Kosten ab.