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Quai de l’Europe – Boulogne-sur-Mer

Das Meer stellt eine der größten Herausforderungen dar, wenn es um den Schutz von Hafen- und Kaianlagen geht. Extreme Bedingungen wie Gezeiten, Salzwasser und permanente Feuchtigkeit stellen höchste Ansprüche an den Korrosionsschutz im Stahlwasserbau. Die französische Atlantikküste erstreckt sich über 2.300 km, der Tidenhub beträgt vielerorts bis zu 10 m. In den vom Meer geprägten Küstenregionen müssen Jahr für Jahr beachtliche Summen investiert werden, um schwer korrosionsgeschädigte Stahlspundwände und -pfähle instandzusetzen.

Die Korrosion von Stahl kann durch verschiedene Verfahren verhindert werden. Eine wirksame Methode stellt die Unterbindung der Grenzfläche zwischen Metall[ds_preview] und aggressivem Medium dar, wie es durch die Applikation von Beschichtungssystemen erzielt wird. Wie jedoch lassen sich Instandsetzungsmaßnahmen durchführen, wenn die Arbeit an der Baustelle nur in Abhängigkeit von den Gezeiten erfolgen kann? Gibt es eine Möglichkeit, innerhalb von nur sechs Stunden ein komplettes Korrosionsschutzsystem aufzutragen und somit die Sanierungsarbeiten zu verkürzen?

Die Frage kommt auf, als man Anfang der 90er Jahre feststellt, dass die Stahlspundwände und Pylone des »Quai de l’Europe« in Boulogne-sur-Mer, die beim Bau der Anlage keine Schutzbeschichtung erhalten hatten, durch Korrosion extrem stark in Mitleidenschaft gezogen sind. Um die Spundanlagen zu erhalten, sind umfassende Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Unter Leitung der regionalen Tiefbauämter Lille, Melun und Strasbourg (Laboratoires régionaux des Ponts et Chaussées) beginnen die Projektarbeiten. Um ein optimal geeignetes Korrosionsschutzsystem zu ermitteln, werden aufwendige Tests im Labor und am Objekt mit Beschichtungen verschiedener Hersteller durchgeführt.

Die Entscheidung fällt auf ein feuchtigkeitshärtendes, 1-komponentiges Polyurethan-System des deutschen Herstellers Steelpaint. Die französische Applikationsfirma Prezioso, ein weltweit anerkannter Spezialist für Sanierungsmaßnahmen im Stahlwasserbau, führt die Arbeiten 1998 aus.

Dabei muss erschwerten Bedingungen Rechnung getragen werden: Zwischen Flut und Ebbe fällt der Wasserstand innerhalb von sechs Stunden um fast 10 m.

Die Vorbereitungsarbeiten müssen bei ablaufendem Wasser durchgeführt werden. Mit einem nicht-metallischen Strahlmittel werden die verschmutzten und korrodierten Flächen bis zum Reinheitsgrad SA 2,5 abgestrahlt. Anschließend werden durch eine Süßwasserwäsche Salze und Verunreinigungen entfernt. Bevor das Wasser mit der nächsten Flut wieder zurückkommt, wird das Korrosionsschutzsystem im Airless-Spritzverfahren aufgetragen. Die tiefsten Stellen werden bereits 20 Minuten nach der Applikation wieder durch Seewasser belastet. Das Beschichtungssystem muss nicht nur diesen erschwerten Bedingungen standhalten, sondern darüber hinaus salz- und ölhaltigem Hafenwasser, Regen- und Kondenswasser sowie Sonne und Wind gewachsen sein. Neben der Unempfindlichkeit gegen Schlag, Stoß und Abrieb ist die Kompatibilität des Systems mit Kathodenschutz entscheidend.

Der von der Firma Steelpaint formulierte Beschichtungsaufbau Stelpant-PU-Zinc / Stelpant-PU-Combination 100 / 200 erfüllt all diese Bedingungen. Insbesondere die Tatsache, dass das komplette System nass-in-nass appliziert werden kann, spricht für dessen Einsatz im Tidenbereich.

Über viele Jahre hinweg hatte man auch an der französischen Atlantikküste konventionelle 2-komponentige Epoxy-Beschichtungen bei Sanierungsarbeiten im Stahlwasserbau eingesetzt. Natürlich stellte sich die Frage, wie sich das neuartige Produkt auf Dauer bewähren würde. Würde die innovative Lösung, für die man sich entschieden hat, auch einen effizienten und wirtschaftlichen Korrosionsschutz bieten?

Zwölf Jahre nach Ende der Sanierungsarbeiten zeigt eine Überprüfung und Beurteilung des Beschichtungszustandes ein hervorragendes Ergebnis. Der Korrosionsschutz ist nach wie vor vollumfänglich gegeben. Unter Berücksichtigung der erschwerten Bedingungen, bei denen das System in der Wasserwechselzone appliziert wurde, ist das Ergebnis nicht nur überzeugend, sondern außergewöhnlich.

Für den deutschen Farbenhersteller, der sich seit 1982 unter Einsatz von hochwertigen Bayer-Rohstoffen auf die Herstellung von 1K-PU-Produkten spezialisiert hat sowie für die französische Applikationsfirma werden die Arbeiten am »Quai de l’Europe« zu einem Pilotprojekt, dem im Laufe der Jahre weitere Großbaustellen folgen sollten. Ein Ausnahmeprojekt und eine gewaltige Herausforderung waren zum Beispiel die Instandhaltungsarbeiten an den fast 2.000 Stahlpfählen, die die Kaianlagen des Seehafens Brest stützen.

Die unter den besonders schwierigen Bedingungen in Boulogne und Brest gesammelten Erfahrungen zeigen, dass sich durch den Einsatz von 1-komponentigen Polyurethan-Produkten von Steelpaint nicht nur Zeit und Geld einsparen lassen, sondern durch die Verlängerung der Lebensdauer und somit der Wartungsintervalle auch ein bedeutender Beitrag zum Umweltschutz geleistet wird. http://www.steelpaint.de