Print Friendly, PDF & Email

Aufträge zum Aus- und Umbau von Spezialschiffen gehören mehr denn je zum

Kerngeschäft des Hamburger Unternehmens. Kurzfristige Reparaturarbeiten führt

die Werft aber weiterhin bei allen Schiffstypen durch

Umbauaufträge erwartet der Geschäftsführer von Blohm + Voss, Dr. Herbert Aly, vor allem aus dem Offshore-Markt, wobei er aktuell im[ds_preview] Bereich Öl und Gas noch mehr Potenzial sieht als in der Offshore-Windkraft. Ange­sichts der Referenz­projekte der Werft ist Aly optimistisch, weitere Aufträge zu erhalten. »Die Kunden wollen sichergehen, dass eine Werft derart komplexe Umrüstungen vom Know-how her bewältigen kann. Deshalb ist die Eintrittsbarriere in diesen Markt recht hoch.«

Großauftrag über den Umbau eines Spezialschiffes

Einen Großauftrag bekam die Hamburger Werft Anfang dieses Jahres mit dem Umbau der FPSO (Floating Production Storage and Offloading)-Unit »Uisge Gorm«, die zukünftig den Namen »Enquest Producer« führen wird. Dieses Spezialfahrzeug der Offshore-Erdölindustrie wird zur Förderung, Lagerung und Verladung von Erdöl und Erdgas überall dort eingesetzt, wo es keine Pipeline-Verbindung zum Festland gibt. Insgesamt rund 17 Monate wird die Werft mit umfangreichen Umbauarbeiten und Maßnahmen zur Lebensdauerverlängerung des 1983 als Tanker unter dem Namen »­Dirch Maersk« in Fahrt gekommenen Ölproduktionsschiffes beschäftigt sein. Die Baumaßnahmen an dem bereits 1995 zur FPSO-Einheit umgebauten Schiff umfassen eine Überholung der Maschinen­anlage, den Komplettumbau der Prozess­anlage, die Installation je zweier Kessel und Dampfturbinensätze sowie den Umbau des Turret- und Mooringsystems. Zudem wird die Schiffsstruktur durch Stahlarbeiten verstärkt, die Elektronik modernisiert uns das Helikop­terdeck erneuert. Auch die Besatzungsunterkünfte werden erweitert. Abgerundet wird der Auftrag, der ein Volumen von etwa 75 Mio. € umfasst, durch ein umfangreiches Konservierungsprogramm an dem 248 m langen und 30 m breiten Fahrzeug. Auftraggeber ist der britische Öl- und Gasförderer Enquest. Die Werft geht davon aus, dass mindestens 30 FPSO-Einheiten in der Nordsee in den kommenden Jahren überholt werden müssten (Lifecycle Extension). Neben der »Uisge Gorm« liegen Blohm +  Voss Repair aktuell mehrere Anfragen aus dem Offshore-Markt für ähnliche Projekte vor.

Zahlreiche Schiffe in vergangenen Monaten gewartet

Auf dem Werftgelänge gibt es zwei Bau- und fünf große Reparaturdocks, darunter das Dock Elbe 17, das mit 350 m Länge das größte in Europa ist. Die großen Docks waren in den zurückliegenden Monaten gut ausgelastet. In Dock 10 lag das Kühlschiff »Chiquita Scandinavia«, an dem allgemeine Reparaturen und Klassearbeiten sowie die Reinigung und Konservierung der Außenhaut durchgeführt wurden. Am Nachmittag des 26. April verließ es Hamburg wieder und nur wenige Stunden später dockte dafür der Fruchtsafttanker »Carlos Fischer« ein. Einen Tag darauf kam das 300 m lange Containerschiff »MSC Alessia« mit einem Ruderschaden, den es kurz nach dem Ablegen von der Stromkaje in Bremerhaven bekommen hatte, die Elbe rauf. Der Schaden wurde in Dock 11 innerhalb von gut zwei Wochen wieder behoben. Dock Elbe 17 belegte zunächst die brandneue »Aida Mar«, deren Bugstrahler in Hamburg überprüft wurden. Anschließend lag das Forschungsschiff »Ramform Vanguard« im größten Dock der Hansestadt. An dem 1999 gebauten, 86 m lange Fahrzeug wurden Instandhaltungsarbeiten und umfangreiche Reparaturmaßnahmen durchgeführt. Im Einzelnen waren dies die Überholung des Antriebsystems und anderer maschineller Einrichtungen, Konservierungsarbeiten am Rumpf, Erneuerung der Pod-Antriebe und die Instandhaltung der seismologischen Geräte. Ende Mai dockte das Spezialschiff aus.

»Crystal Symphony« zur Modernisierung nach Hamburg

Anfang Juni hat das Kreuzfahrtschiff »Crystal Symphony« der amerikanischen Reederei Crystal Cruises bei der Werft eingedockt. 15 Mio. $ lässt der Eigner sich den Aufenthalt des 1995 gebauten Luxusliners kos­ten, bei dem ein Großteil der Inneneinrichtung modernisiert werden soll. Zudem werden in der Hansestadt auch die alle zwei Jahre notwendigen Wartungsarbeiten durchgeführt. »Kreuzfahrtschiffe sind regelmäßige Gäste«, sagt Aly. Mehrere Kreuzfahrtreedereien hätten bei Blohm + Voss Repair bereits Slots für 2014 angefragt.

Bei klassischen Handels­schiffen indes sieht der Werftgeschäftsführer hinsichtlich Dockungen kein großes Potenzial mehr. Aly: »Deutsche Containerreeder docken ihre Schiffe überwiegend in Asien«. Preislich hätten die dortigen Werften bei gewöhnlichen Klassendockungen einfach die Nase vorn. Zwar schickten Kunden wie NSB oder Hapag-Lloyd Containerschiffe des Öfteren nach Hamburg, dies sei aber die Minderheit der deutschen Reedereien. Die Werft hält neben Refittings weiter am Neubau von Spezialschiffen fest, zu denen u. a. Marineschiffe zählen. Bis zum Jahr 2018 baut Blohm + Voss Ship­yards vier Fregatten der sogenannten F-125-Klasse, wovon die erste im März 2016 abgeliefert werden soll. Zudem erwartet die Werft laut der Geschäfts­führung neben dem Yachtprojekt »Graceful«in den nächs­ten Monaten die Unterschrift für einen weiteren Megayacht-Neubau (siehe auch S. 31).