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Die Vorzüge der beiden neu eingesetzten Katamaran-Fähren »Dolphin Jet« und »KatExpress 1« im Dienst zwischen Jütland und Seeland beschreibt Christian Eckardt

Auf der rund 4.000 km langen Überführungsfahrt aus dem Mittelmeer in die Ostsee stellte sich im Mai der Auto- und[ds_preview] Passagierkatamaran »Dolphin Jet« in verschiedenen norddeutschen Häfen auf Gästefahrten vor, darunter in Cuxhaven, Rendsburg, Kiel, Flensburg und auf Helgoland. Eigner des Katamarans vom Typ »Auto Express 86« ist die Fährreederei Kattegatruten, die zur Flensburger FRS-Gruppe (Förde Reederei Seetouristik) gehört.

Zur aktuellen Sommersaison wird der Katamaran dreimal täglich auf der dänischen Inlandstrecke der Kattegatruten zwischen Aarhus auf Jütland und Kalundborg auf der Insel Seeland eingesetzt, zusätzlich zu der ebenfalls dort verkehrenden konventionellen RoRo-Fähre »Kattegat«. Die Fährver­bindung ist für Pkw, Wohnwagen und Wohnmobile eine Alternative zur Størebelt-Brücke. Weiterhin richtet sich die Linie an Geschäftsreisende, da Kalundborg über eine direkte Eisenbahnverbindung nach Kopenhagen verfügt. Die Abfahrtszeiten sind deshalb den Reisezeiten dieser Klientel angepasst und bieten die Möglichkeit der Hin- und Rückreise am selben Tag. Eine Überfahrt dauert 90 Minuten.

An Bord des 86 m langen und 23,8 m breiten Katamarans finden die maximal 774 Passagiere auf zwei Decks unterschiedliche Bereiche vor: Ein Restaurant lädt mit warmen und kalten Speisen ein; in der Business Class werden die Passagiere individuell betreut. Im Familienbereich gibt es einen Kinderraum und ein Kinderkino. Ein Kiosk bietet kleine Speisen und Getränke an. In einem separaten Raum im Frontbereich erleben die Gäste die Überfahrt mit Blick auf das Wasser bei viel Ruhe. An Bord steht außerdem ein freier Internetzugang zur Verfügung.

Von Kanada nach Dänemark – Stationen der »Dolphin Jet«

Der als »Spirit of Ontario I« auf der australischen Werft Austal erbaute Katamaran wurde im Februar 2004 fertiggestellt. Ausgerüstet mit vier Hauptmaschinen des Typs MTU 20V 8000 M70 mit einer Gesamtleis­tung von 32.800 kW kann eine Höchstgeschwindigkeit von 45 kn erreicht werden. Nach einer Vorstellung in New York verkehrte das Schiff ab Juni 2004 zwischen Rochester (USA) und Toronto (Kanada). Dieser Hochgeschwindigkeitsdienst über den Lake Ontario konnte sich jedoch nicht dauerhaft etablieren, sodass der Fährdienst nach nur einem Jahr eingestellt und das Schiff im Jahr 2007 für rund 30 Mio. $ an FRS verkauft wurde.

Die zur FRS-Gruppe gehörende FRS Iberia setzte ihn dann als »Tanger Jet II« für fünf Jahre, bis 2012, auf der Route zwischen Tanger in Marokko und Tarifa in Süd­spanien ein. Bedingt durch die wirtschaftliche Lage und das rückläufige Reiseverhalten der Marokkaner wurde der bislang größte von FRS auf der Straße von Gibraltar verkehrende Katamaran dort nicht mehr benötigt. Um dem im Gegensatz dazu gestiegenen Frachtverkehr gerecht zu werden, verkehrt dort nun die 16 Jahre alte RoRo-Fähre »Tanger Express«, die im Herbst 2011 bei der Bremerhavener Bredo Werft umfangreich umgebaut wurde. So konnte FRS erst kürzlich einen Kontrakt mit dem Automobilkonzern Renault abschließen, der in Tanger Med ein großes Werk errichtet hat. Dort sollen jährlich bis zu 170.000 Fahrzeuge der Re­nault-Tochter Dacia vom Band laufen.

Für den Fährdienst in den dänischen Gewässern wurde aus »Tanger Jet II« der »Dolphin Jet«. Umbenennung und Umbauten erfolgten ebenfalls auf der Bredo Werft. Unter anderem wurden die vier rund 7 m langen Schalldämpfer an den Abgaspfosten ausgetauscht, um die strengen lokalen Geräusch-Emissionswerte einzuhalten. Auch wurde die erst vor fünf Jahren installierte Heckrampe wieder abgebaut, da in den betreffenden dänischen Häfen auf dieses Rampensystem verzichtet werden kann. Nachdem die Werftarbeiten beendet waren, erfolgte Anfang Mai eine einmalige Sonderfahrt mit über 500 Passagieren nach Helgoland. Das Schiff benötigte dabei von Cuxhaven bis Helgoland 110 Minuten bei einer Geschwindigkeit von rund 38 Knoten.

Nach Abschluss von Restarbeiten am landseitigen Rampensystem sowohl in Aarhus als auch in Kalundborg ist man von der schiffseigenen Heckrampe unabhängig. »Das Fahren an und von Bord ist dank des ›drive through‹-Prinzips sowohl für Pkw als auch für Lkw, Busse und für Campingwagen sehr einfach. Das heißt, die Fahrzeuge fahren an der einen Seite rein und an der anderen Seite wieder heraus«, erläuterte Birte Dettmers, Operations Manager von Kattegatruten.

Erst im September letzten Jahres übernahm die FRS-Gruppe den bestehenden innerdänischen Fährverkehr zwischen Aarhus und Kalundborg von der Reederei Mols-Linien.

Hierfür hat FRS die dänische Tochterfirma Kattegatruten gegründet. Mit der Erweiterung dieses Angebotes durch den »Dolphin Jet« sieht FRS einen wichtigen Schritt im Ausbau ihrer Position in Dänemark. Außer Kattegatruten betreibt die FRS-Gruppe in dänischem Fahrwasser bereits die Route zwischen Rømø und der deutschen Insel Sylt.

Mols-Linien setzt »KatExpress 1« zwischen Aarhus und Seeland ein

Mittlerweile setzt auch der Wettbewerber in der Region, die oben erwähnte dänische Mols-Linien, auf der Parallelroute von Aarhus nach Sjællands Odde im Nordwesten der Hauptstadtinsel Seeland, rund 45 Autominuten von Kopenhagen, den neuen Katamaran »KatExpress 1« ein. Das zuletzt unter dem Namen »Norman Arrow« auf dem Ärmelkanal zwischen Portsmouth und Le Havre eingesetzte Schiff zählt zu den größten Katamaranfähren der Welt. Es ist 112,6 m lang, 30,5 m breit und bietet Platz für 1.200 Passagiere sowie bis zu 417 Pkw oder im kombinierten Frachtverkehr 195 Pkw und 567 Frachtmeter im Frachtdeck.

Gebaut wurde der Katamaran 2009 in Australien auf der Incat-Werft mit der Baunummer 066. Der nach Herstellerangaben bislang größte von einem Dieselmotor angetriebene Katamaran verfügt über vier MAN-Dieselmotoren vom Typ 28/33D mit einer Leistung von je 9.000 kW. Das Schiff erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 40 kn; während der Probefahrt kam der Katamaran sogar auf Geschwindigkeiten von über 44 kn. Mols-Linien chartert das Schiff für zunächst zehn Jahre von O66 Fast Ferry Leasing Limited im irischen Dublin.


Christian Eckardt