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Hafentelematik vernetzt unterschiedliche Systeme und Unternehmen miteinander, sodass die Effizienz gesteigert wird. Durch das Port Community System können Lkw und Bahn im JadeWeserPort schnell abgefertigt werden.

Ein reibungsloser Wirtschaftsverkehr bedarf nicht nur einer hoch entwickelten Infrastruktur, sondern auch effizienter Abläufe. Letztere werden vor allem durch die[ds_preview] elektronische Kommunikation zwi­schen den Unternehmen und Behörden möglich. Überall dort, wo Dokumente nicht mehr auf dem Postweg, sondern automatisiert per Computer eingereicht und bearbeitet werden können, werden nicht nur Druck- und Portokosten, sondern auch viel Zeit gespart. Moderne Häfen setzen darum heute auf papierlose Prozesse. Zu diesen »Paperless Ports« gehört auch der Jade-

WeserPort.

Die Kommunikation der Beteiligten untereinander wird durch den Einsatz von Hafentelematik möglich. Diese vernetzt die unterschiedlichen Systeme, zum Beispiel von Terminalbetreibern, Hafenbehörden, Zoll und Umschlagunternehmen, über technische Schnittstellen so miteinander, dass Dokumente ausgetauscht und bearbeitet, Anträge gestellt sowie Genehmigungen erteilt werden können. Am JadeWeserPort übernimmt das Port Community System von dbh Logistics IT (dbh) diese Funktionen. Das Telematiksys­tem bildet die Basis für alle Umschlagprozesse auf dem Eurogate-Containerterminal. Neben Eurogate sind auch Reedereien, Speditionen und Bahnoperateure, das Hafenamt, der Zoll und verschiedene weitere Beteiligte aus der Hafenwirtschaft angeschlossen. Das Port Community System bietet mit den vier Modulen »Vessel«, »Rail«, »Truck« und »Services« die passenden Anwendungen für eine große Anzahl von Prozessen. So werden zahlreiche Anwendungen über diese Plattform miteinander verknüpft, von der Auftragserteilung an die Umschlagbetriebe über die Importabwicklung bis zur Gefahrgutanmeldung. Das Funktionieren der Hafentelematik ist ein kritischer Faktor.

»Ohne die IT-Unterstützung wäre der Terminalbetrieb in diesem Umfang nicht möglich«, erklärt Jens Flemming, IT-Leiter bei Eurogate. »Die komplette Wertschöpfungskette basiert auf Datenflüssen. Zum reibungslosen Prozessablauf braucht es immer ein System, das diese Ströme miteinander verbindet.«

Während hinter den Kulissen eine komplexe Technik arbeitet, damit die verschiedensten IT-Systeme der Nutzer reibungslos miteinander kommunizieren können, soll es an der Oberfläche möglichst einfach zugehen. Schulungen sollen laut dbh nicht erforderlich sein, um die Wilhelmshaven-Telematik nutzen zu können. Alle Teilnehmer, die bereits das Schwestersystem BHT für Bremerhaven und Bremen einsetzen, sollen nahtlos ihre Wilhelmshavener Aktivitäten einfügen können. In den Bremischen Häfen stellt dbh bereits seit 1973 die IT-Infrastruktur bereit – so konnte jetzt ein großer Teil der dort in 40 Jahren gesammelten Erfahrungen und Entwicklungen auf den Tiefwasserhafen an der Jademündung übertragen werden.

Zwei Neuerungen hat dbh allerdings einfließen lassen. Zum einen wurde durch Eurogate ein vollautomatisches Gate-System entwickelt, das Truckern die vorgeschriebene elektronische Identifikation am Zolltor erleichtert und ihnen somit einen schnelleren Einlass auf das Hafengelände ermöglicht. Mittels des sogenannten »Pre-Announcement« können die Containernummern jetzt vorab an das System übermittelt werden. Der Trucker braucht diese am Gate nur zu bestätigen und muss nicht mehr die Transportdaten aus dem Führerhaus eintippen, während hinter ihm die nächsten Lastwagen warten. Die zweite Ergänzung betrifft den Schienenverkehr: Ein neues Zollinformationssystem erleichtert die Anlieferung und den Abtransport von Waren per Eisenbahn.

Weitere Änderungen sind dadurch bedingt, dass der Container Terminal Wilhelmshaven ein Seezollhafen ist, während es sich in Bremerhaven um eine sogenannte Freizone handelt. Die bürokratischen Anforderungen für Einfuhr, Ausfuhr und Lagerung unterscheiden sich daher stark. Auch die Schiffsdeklaration weicht ab.

dbh hat umfassende Vorkehrungen getroffen, damit ein reibungsloser Hafenbetrieb vom ersten Tag an gesichert ist. Die Kapazitäten des Systems sind so dimensioniert, dass die prognostizierte Last auch problemlos verdoppelt werden kann. Zurzeit ist in Wilhelmshaven der Umschlag von 2,7 Mio. TEU per annum vorgesehen. Das Hochleistungsrechenzentrum von dbh verfügt über mehrere voneinander unabhängige Energiequellen, sodass der Betrieb auch in Notfällen gesichert ist. Für Eurogate war die langjährige Zusammenarbeit in Bremerhaven der Grund, in Wilhelmshaven ebenfalls auf dbh als IT-Partner zu setzen. »Wir kennen die Leistungsfähigkeit der dbh«, so Jens Flemming.
Axel Kölling