Print Friendly, PDF & Email

Turbinenhersteller verlagert Vorlauf zu deutschen und dänischen Häfen von der Straße auf die Eisenbahn und setzt zunehmend auf den Transportträger Binnenschiff

Der führende Windenergieanlagenhersteller Vestas setzt beim Transport von Rotorblättern zunehmend auf Güterbahn und Binnenschiff. Gemeinsam mit der Speditionsgesellschaft der französischen[ds_preview] Eisenbahn SNCF, Geodis, wurde ein Zugsystem für die Route vom Rotorblattwerk des Unternehmens im brandenburgischen Lauchhammer zum dänischen Hafen Esbjerg eingerichtet, wie die Unternehmen Anfang September mitteilten.

Jede Woche fährt ein Zug beladen mit neun 55 m langen Rotorblättern von der deutschen Produktionsstätte Richtung Norden – »in manchen Wochen können es auch zwei sein«, so Geodis-Sprecher Michael Zuchold. Es ist nach Angaben der Firmen die erste schienengebundene Logistik­lösung für Bauteile dieser Größe. Der deutsche Hersteller Enercon befördert allerdings schon seit einigen Jahren bis zu 39 m lange Flügel mit seiner eigenen Bahngesellschaft zwischen Magdeburg und Nordwestdeutschland.

Der Schienentransport ermögliche Zeit-, Kosten- und Emissionseinsparungen auf der Strecke Lauchhammer–Esbjerg, so Geodis. Die Beförderung der überdimensionalen Bauteile als Sondertransport per Lkw würde 72 Stunden in Anspruch nehmen. Die Güterbahn erreiche das über 700 km entfernte Esbjerg dagegen in weniger als 20 Stunden, heißt es. In Esbjerg können die Teile dann für den Überseeexport auf das Seeschiff umgeladen oder mit anderen Teilen der Windenergieanlage wie Gondel und Turbine konsolidiert werden. Durchgeführt würden die Transporte von der europäischen Güterbahntochter von SNCF, Captrain. Disposition und Schnittstellenmanagement übernehme die Projektlogistikabteilung der Geodis-Tochter Geodis Wilson. Laut den Unternehmen ist der Zug zwischen Lauchhammer und Esbjerg der Auftakt für ein umfassendes europäisches Schienenlogistiksystem bei Vestas. So sollen auch andere Fabriken und Lager- und Umschlagplätze des Konzerns durch regelmäßige Zugverkehre verbunden werden.

Aufgrund der steigenden Dimensionen der Onshore-Windenergieanlagen und internationalen Arbeitsteilung bei der Fertigung nehmen die Transportanforderungen der Branche deutlich zu. Gerade bei den Schwergut- und Jumbo-Transporten stoßen die Hersteller zunehmend an die Grenzen der Straßeninfrastruktur. Schon bei den ers­ten Verladungen habe Vestas Kosteneinsparungen von bis zu 15 % gegenüber vergleichbaren Straßentransporten ermittelt, heißt es.

Neben dem Schienentransport setzt Vestas auch immer häufiger auf Binnenschiffstransporte auf der Elbe, wenn es sich um Ware für den Überseeexport handelt. So wurden dieses Jahr bereits 30 große Rotorblätter über den Hafen Mühlberg über die Elbe nach Brunsbüttel verschifft, wo sie zwischengelagert und per Seeschiff in den Nordosten der USA weiterbefördert wurden. Bereits im Sommer 2011 waren zehn etwas kleinere Rotorblätter des Typs V90 (44 m) über den Alberthafen in Dresden-Friedrichstadt per Schubleichter nach Brunsbüttel gebracht worden, um von dort aus nach Spanien verschifft zu werden. Organisiert wurden beide Vorlauftransporte von der Potsdamer Spedition Glahr & Co.

Die Verkehre stießen auf Zuspruch aus der Hafenbranche. Der Geschäftsführer des Hafenbetreibers Brunsbüttel Ports, Frank Schnabel, bezeichnete sie als »gutes Beispiel für die Vernetzung von Binnen- und Seehäfen«. Für Verlader wie Vestas bedeute die Ausweitung der Logistik auf die Verkehrsträger Binnenschiff und Schiene einen deutlichen Flexibilitätsgewinn, erklärte Peter Plewa, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Elbstromgebietes: »Die Wirtschaft profitiert von der zunehmenden Trimodalität in der Transportkette, da sie den jeweils kostengünstigsten und sicher­s­ten Verkehrsträger wählen kann«, unterstrich er.