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Auf Flüssen wie der Elbe müssen ständig Unterhaltungsbaggerungen erfolgen,

um die Fahrrinne von Sedimenten freizuhalten. Aus Umweltgründen darf allerdings

nur zu bestimmten Zeiten gebaggert werden.
Die mit den Gezeiten angeschwemmten Sedimente, eine Mischung aus Sand und feinkörnigem Schlick, sind vor allem im Bereich des Hamburger[ds_preview] Hafens ein ernst ­zu nehmendes Problem für die Schifffahrt. Die feinkörnigen Sedimente aus dem Oberlauf der Elbe werden stromabwärts Richtung Nordsee befördert. Gleichzeitig bringt der Flutstrom von der Nordsee her sandhaltigeres Material flussaufwärts.

Die Hamburg Port Authority (HPA) hat die Aufgabe, innerhalb der Landesgrenzen Hamburgs die jeweils erforderlichen Wassertiefen für den Schiffsverkehr zu gewährleisten, was die sich ablagernden Sedimente erschweren.

Da sich im vergangenen Sommer besonders viele Sedimente im Bereich des Hamburger Hafens abgelagert haben, waren in den Wintermonaten mehrere Fahrzeuge, zumeist Hopperbagger für Unterhaltungsbaggerungen, im Einsatz. Dieser Schiffstyp hat an den Seiten Rohre, die bis auf den Gewässergrund reichen und über die das Sediment in den Laderaum gesaugt wird. Verschiedene Unternehmen waren an den Unterhaltungsbaggerungen beteiligt.

Baggerbedrijf de Boer aus den Niederlanden setzte die »Amazone« ein, einen knapp 80 m langen Hopperbagger. Das Unternehmen Meyer & Van der Kamp hatte die beiden Fahrzeuge »Ijsseldelta« und »Pieter Hubert« entsandt, und Boskalis baggerte mit der 2010 gebauten und 4.500 m3 fassenden »Shoalway« im Hamburger Hafen. Rund 4 bis 6 Mio. m3 Baggergut mussten in der Baggersaison von Anfang November bis Ende März im Bereich Hamburg beseitigt werden. Die Kosten dafür betrugen nach Angaben der HPA rund 40 Mio. €.

Mindertiefen in Hafenzufahrten und Hafenbecken

Das mit der Flut transportierte Material setzt sich besonders an Stellen ab, an denen die Strömung abnimmt. Das gilt insbesondere für Hafenzufahrten und Hafenbecken. In Hamburg gab es Ablagerungen im Waltershofer Hafen, im Köhlfleet und in der Rethe. Besonders betroffen waren aber die Bereiche Köhlbrand und Tollerort. Wenn die Elbe wenig Wasser aus dem Abschnitt oberhalb Hamburgs führt (gerin­ges Oberwasser), lagern sich in verstärk­tem Maße Sedimente ab. Im vergangenen Sommer waren es mehr als 300.000 m3 allein im Bereich Köhlbrand.

Durch das niedrige Oberwasser betrug die tägliche Sedimentationsrate zeitweise 2.000 m3 und mehr, was Mindertiefen zur Folge hatte. Deshalb konnten einige Containerschiffe nicht in dem Maße beladen werden, wie es eigentlich geplant war. Auch der Bereich Tollerort war von Mindertiefen betroffen. Hier verringerte sich durch Sedimentablagerungen die eigentliche Solltiefe von 15,20 m auf nur noch 12 m.

Um die nötige Wassertiefe im Köhl­brand wiederherzustellen, braucht ein Hopperbag­ger etwa 35 Tage. Da beim Baggern neben dem Sediment auch Wasser aufgenommen wird, muss der Bagger häufiger zur Klappstelle fahren. Für eine Befüllung braucht er rund 30 Minuten. Die Hin- und Rückfahrt zur Klappstelle bei Neßsand, einer Elbinsel westlich von Blankenese, dauert ca. 90 Minuten. Dort wird das Baggergut verklappt (Umlagerung).

Das Verklappen muss bei ablaufendem Wasser erfolgen, da nur so die Sedimente mit dem Ebbstrom flussabwärts getragen werden. Die Umlagerung in die Elbe selbst dauert nur wenige Minuten. So ergeben sich drei Zyklen pro Tidefenster – entsprechend kann sechsmal innerhalb von 24 Stunden umgelagert werden. Einige Sedimente kommen aber mit einer der nächsten Tiden unweigerlich zurück.

Baggersaison erstreckt sich über fünf Monate

Auf der Elbe im Bereich des Hamburger Hafens werden die Baggerarbeiten aus Naturschutzgründen saisonal ausgeführt. Die Baggersaison erstreckt sich vom 1. November bis zum 31. März. Das hängt mit dem Sauerstoffgehalt der Elbe zusammen. Dieser nimmt in den Sommermonaten aufgrund der höheren Wassertemperaturen ab. Würde das Wasser zu dieser Zeit durch große Mengen Sedimente zusätzlich aufgewirbelt, bestünde die Gefahr, dass der Sauerstoffgehalt in dem Maße abnimmt, dass das Leben der Fische bedroht ist.

Aufgrund der vielen Sedimentablagerun­gen wären Baggerarbeiten im Hamburger Hafen auch außerhalb der Saison notwendig. Die Hansestadt ist daher auf Umlagerstellen im Unterlauf der Elbe oder im Mün­dungsbereich angewiesen. Hamburg versucht deshalb, eine Klappstelle vor Helgoland zu bekommen. Da dieses Gebiet im Zuständigkeitsbereich Schleswig-Holsteins liegt, muss mit dem Bundesland hierüber Einigung erzielt werden. Gespräche liefen zwar bereits, doch hat Schleswig-Holstein bislang seine Zustimmung verweigert, hieß es vonseiten der HPA. Grund hierfür sei der Streit über die Windenergiemesse, die bisher in Schleswig-Holstein (Husum) stattfindet, die allerdings die Hamburger gerne in die Hansestadt holen würden. Einigen sich beide Bundesländer nicht, werden die Unterhaltungsbaggerungen im Bereich des Hamburger Hafens erst wieder im November fortgesetzt werden können.