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Die zweite Business Offshore Conference in Hamburg brachte rund 130 Fachleute

aus den Offshore-Bereichen Öl und Gas, Windenergie sowie Tiefseebergbau

zusammen.
Wissenstransfer erzeugen und Synergien zwischen den unterschiedlichen Geschäftsfeldern im Offshore-Sektor herstellen – das waren die wesentlichen Ziele der zweiten Business[ds_preview] Offshore Confe­rence, die die DVV Media Group in Ko­operation mit der Gesellschaft für Maritime Technik (GMT), dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und der Stiftung Offshore-Windenergie Ende März in Hamburg veranstaltet hat. Zehn internatio­nale Referenten berichteten an zwei Tagen vor rund 130 Teilnehmern über aktuelle und künftige Projekte ihrer jeweiligen Bran­che und beleuchteten Trends sowie Herausforderungen.

Den Anfang machte John Westwood vom Marktforschungsunternehmen Douglas-Westwood mit einer Grundsatzrede, in der er die Chancen hervorhob, die sich in den Wachstumsmärkten Offshore-Öl und Offshore-Gas in Zukunft bieten. Vor allem in Tiefseegebieten – und hier insbesondere bei der Gasgewinnung – sei im kommenden Jahrzehnt mit einem deutlichen Produk­tionsanstieg zu rechnen, so Westwood. Der weltweite Energiebedarf und damit auch der Bedarf an Öl und Gas werde weiter wachsen: Da die leicht zugänglichen Quellen sowohl an Land als auch im Meer mittlerweile zu einem guten Teil ausgeschöpft seien, kom­me unkonventionellen Quellen wie der Tief-­seeförderung eine immer größere Bedeutung zu.

Während es seit der Jahrtausendwende bei der Ölproduktion einen Anstieg um 14 % und bei der Gasproduktion um 34 % gegeben habe, seien die Ausgaben hierfür um 387 % in die Höhe geschnellt. Westwood: »Es wird immer mehr Geld inves­tiert, um immer weniger herauszubekommen.« Bei steigenden Ölpreisen rechne sich das dennoch – und nicht zuletzt würden davon die maritime Wirtschaft und die Zuliefererindustrie durch vermehrte Bestellungen von Offshore-Schiffen sowie technischem Gerät profitieren.

Große Schiffe für Rückbau von Plattformen gebraucht

»Die Energiewelt ist nicht generell rosig, sie hält aber viele Möglichkeiten für die­jenigen bereit, die darauf vorbereitet sind, sie zu nutzen«, bilanzierte Westwood. Das gelte auch für die Offshore-Windenergie, wenngleich hier nach wie vor wesentliche technische und finanzielle Herausforderungen zu bewältigen seien und die Kosten dringend gesenkt werden müssten. Ein weiteres Geschäftsfeld machte der Marktforscher in der anstehenden Still­legung von Öl- und Gasplattformen in der Nordsee aus, wo in den kommenden rund 30 Jahren nach seinen Worten etwa 4 Mio. t rückgebaut werden müssten. Um möglichst große Struktu­ren transportieren und dadurch viele Arbeiten kos­tengünstiger an Land ausführen zu können, würden große Schiffe benötigt, betonte Westwood.

Da passte es gut, dass mit Edward Heerema auch der Gründer des schweizerischen Offshore-Dienstleisters Allseas zu den Referenten gehörte und ein Projekt vorstellte, das bereits vor seiner für 2014 geplanten Fertigstellung für Aufsehen in der Fachwelt sorgt: das Arbeitsschiff »Pieter Schelte«, das derzeit in Südkorea gebaut wird und bei seiner Ablieferung mit einer Länge von 382 m und einer Breite von 124 m das weltweit größte seiner Art sein soll. Bei der Außerbetriebnahme oder auch der Installation von Plattformen wird das Spezialschiff, das ebenso für den Bau von Pipelines eingesetzt werden kann, bis zu 48.000 t an einem Stück heben können.

Insgesamt zeigte die Fachkonferenz, dass die aktuelle Entwicklung in den verschiedenen Offshore-Bereichen für Werften ( wie zum Beispiel bei der Modernisierung oder dem Bau von Floating Production, Storage and Offloading Units) wie auch für Anbieter von technischen Lösungen einiges zu bieten hat. Komplexe Projekte wie diese müssten aber von Anfang an gut geplant werden, zudem sei gut ausgebildetes Fachpersonal ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Umsetzung, hieß es. So betonte Bart Hogeweg vom niederländischen Beratungsunternehmen IHC Mining Advisory Services, dass es sich beim Tiefseebergbau ähnlich wie bei der Öl- und Gasindustrie um große und kapitalintensive Projekte handele, für die zur Reduzierung von Risiken langfristige Forschungs- und Entwicklungsarbeit erforderlich sei. Der Tiefseebergbau stecke noch in seinen Kinderschuhen, sodass mit Rückschlägen zu rechnen sei: Durch gute Planung und Entwicklungsprozesse ließen sich diese aber überwinden.
Anne-Katrin Wehrmann