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Die Taufe der »CMA CGM Alexander von Humboldt« bescherte dem Hamburger Hafen ein großes Highlight. Der Neubau und seine beiden Schwestern sind mit 16.020 TEU

die größten Containerschiffe der französischen Reederei.
Das erst im April abgelieferte Containerschiff »CMA CGM Alexander von Humboldt« ist am 28. Mai in den Hamburger Hafen eingelaufen[ds_preview]. Das 396 m lange, knapp 54 m breite und für einen Tiefgang von 16 m ausgelegte Schiff ist mit einer Kapazität von 16.020 TEU, darunter 1.200 Anschlüsse für Kühlcontainer, das größte Fahrzeug der CMA CGM-Flotte. Schiffe dieser Größe bekommen beim Einlaufen in den Hamburger Hafen schon frühzeitig, etwa in Höhe Wedel, die Schlepper. Der Neubau bekam gleich drei von ihnen; »Bugsier 5« assistierte am Bug sowie »Peter« und »Fairplay X« am Heck.

Als das Containerschiff im Hafen ankam, wurde es zunächst quer zum Fahrwasser positio­niert, um dann rückwärts zu seinem Liegeplatz am von der HHLA betriebenen Container Terminal Burchardkai (CTB) gezogen zu werden. Damit das Manöver sicher durchgeführt werden konnte, wurde die Elbe währenddessen von mehreren Polizeibooten gesperrt. In Hamburg löschte das Schiff 3.150 Container (4.783 TEU), 1.928 Boxen (3.136 TEU) wurden an Bord genommen.

Zeremonie bis in den späten Abend

Für die Taufzeremonie verholte das Schiff am 30. Mai gegen 7 Uhr an den Athabaskakai. Für die Feierlichkeiten am Abend charterte CMA CGM mehrere Schiffe der Elb­reederei Rainer Abicht, um die über 300 geladenen Gäste zum Veranstaltungsgelände auf das Terminal zu bringen. Unter ihnen war Jacques R. Saadé, Gründer und Chairman der 1978 gegründeten französischen Großreederei, der samt Familie aus Frankreich angereist war. Zudem waren zahlreiche Personen aus der maritimen Wirtschaft anwesend, wie Hamburgs Wirt-

schaftssenator Frank Horch und der HHLA-Vorstandsvorsitzende Klaus-Die­ter Peters, der in seiner Rede die Kooperation zwischen dem Hamburger Terminalbetreiber und den Franzosen lobte. Saadé und auch Reinhard Peschel, Geschäftsführer CMA CGM Deutschland, zeigten sich in ihren Ansprachen ebenfalls erfreut über die langjährige gute Zusammenarbeit zwischen dem Schifffahrtsunternehmen und dem Terminalbetreiber. Mittlerweile ist die französische Reederei sogar der größte Kunde der HHLA. Saadé verwies aber auch auf die Bedeutung der Elbvertiefung, da so große Schiffe wie die »CMA CGM Alexander von Humboldt« Hamburg nur in einem schmalen Zeitfenster bei auflaufendem Wasser und ohnehin nur mit einem eingeschränkten Tiefgang anlaufen könnten. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz drückte in seiner Rede seine Zufriedenheit und seinen Stolz aus, dass die drittgrößte Linienreederei der Welt den Hamburger Hafen für die Taufe des zu diesem Zeitpunkt weltgrößten Boxentransporters auserkoren hatte. Zudem zeigte er sich zuversichtlich, dass die Fahrrinnenanpassung kommen werde, da sie sehr wichtig für die Zukunft des Hafens der Hansestadt sei.

Dann näherte sich der Höhepunkt der Feierlichkeiten. Zunächst segnete Priester Georg Bergner das Schiff und die Crew. Danach wurde der Container-Gigant von Dorothee Stapelfeldt, Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung der Stadt Hamburg, getauft. »Ich nenne dieses Schiff ›CMA CGM Alexander von Humboldt‹. Möge Gott es und alle, die damit fahren, segnen«, gab Stapelfeldt dem Schiff mit auf den Weg. Anschließend zerschnitt sie das Band und die Champagner­flasche zerschellte am Rumpf des Riesen. Unter dem Applaus der Gäste stiegen tausende Konfetti-Schnipsel und Luftschlangen in den Farben rot und weiß gen Himmel. Es folgten Glückwünsche für die Reederei-Verantwortlichen und die Crew. Bei herrlichem Wetter feierten die Gäste, unterhielten sich über die gigantischen Ausmaße des Neubaus und diskutierten darüber, wann die Grenze der Schiffsgrößenentwicklung erreicht sei.

Der Abend endete mit einem stimmungsvollen Feuerwerk, bevor die Gäste per Schiff wieder an Land gebracht wurden. In den frühen Morgenstunden verließ die »CMA CGM Alexander von Humboldt« Hamburg in Richtung Bremerhaven.

Schiffe mit neuesten technischen Entwicklungen ausgestattet

Die auf der südkoreanischen Werft Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering (DSME) gebaute »CMA CGM Alexander von Humboldt«, die übrigens eigentlich »CMA CGM Vasco da Gama« heißen sollte, war ursprünglich Teil einer acht Schiffe umfassenden Baureihe, die allesamt nach gro-ßen Entdeckern benannt wurden. Die französische Reederei entschloss sich jedoch, die sogenannte Christophe-Colomb-Klasse mit einer Kapazität von jeweils rund 13.800 TEU auf fünf Schiffe zu reduzieren und die verbleibenden drei Einheiten aufgrund der Entwicklungen in der Schifffahrt zu modifizieren. Sie wurden um rund 30 m verlängert und die Containerkapazität auf 16.020 TEU aufgestockt.

Nur wenige Tage nach der Taufe in Hamburg kam das vorerst letzte Schiff der Serie, die »CMA CGM Jules Verne« in Fahrt. Es wurde am 4. Juni vom französischen Staatspräsidenten François Hollande in Marseille getauft und lief Mitte Juni zum ersten Mal in den Hamburger Hafen ein. Die »CMA CGM Marco Polo«, die sich seit rund einem halben Jahr in Fahrt befindet, komplettiert das Trio, das mit den neuesten technischen Entwicklungen ausgestattet ist, um einen wirtschaftlichen und umweltschonenden Betrieb zu gewährleisten.

Die von Bureau Veritas klassifizierte »CMA CGM Alexander von Humboldt« und ihre beiden Schwestern werden von einer Wärtsilä 14RTFlex96C-Hauptmaschine mit 79.900 kW angetrieben, die sie auf eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 24,1 kn bringt. Die Maschine ist im hinteren Teil der Schiffe positioniert, um eine kürzere Entfernung zum Propeller zu haben und so Platz zu sparen. Sie wird elektronisch kontrolliert, was zu einem im Durchschnitt um 3 % reduzierten Kraftstoffverbrauch führt. Der Schmierölverbrauch sinkt dadurch um bis zu 25 %. Zudem zeichnen sich die Einheiten durch innovative Umwelttechnologien aus, bspw. das Fast Oil Re­covery System, das im Notfall einen schnellen Zugriff auf das Bunker­system erlaubt. Darüber hinaus ist ein Exhaust Gas-Bypass-System eingebaut. Dieses fördert die Energie-Effizienz, indem es den Verbrauch schon bei geringen Geschwindigkeiten um 1,5 % reduziert.

Ferner bewirken die hydrodynamisch optimierten Ruderanlagen und das Rumpfdesign ebenfalls einen geringeren Energieverbrauch und reduzieren den CO2-Ausstoß. Zusätzlich sind die Schiffe mit einem Ballastwasserbehandlungssystem ausgerüs­tet und verfügen über Landstromanschlüsse, um während der Liegezeiten im Hafen von der Landseite aus mit Energie versorgt werden zu können.

Die Reederei, die in diesem Jahr ihr 35-jähriges Bestehen feiert, betreibt 414 Schiffe mit einer Gesamtkapazität von knapp 1,45 Mio. TEU. Sowohl die drei 16.020 TEU-Schiffe als auch die 13.800er-Klasse werden im Fahrtgebiet Asien–Europa im FAL-1-Dienst (French Asia Line) eingesetzt. Er bedient die Häfen Pusan, Qingdao, Ningbo, Schanghai, Xiamen, Hong Kong, Chiwan, Yantian, Port Kelang, Suez, Tanger, Southampton, Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam, Zeebrügge, Le Hav­re, Malta, Suez, Khor Al Fakkan, Jebel Ali und Port Kelang.

Weitere 16.000-TEU-Schiffe geordert

Am Rande der Taufe in Hamburg bekräftigte CMA-CGM-Chef Saadé weitere 16.000-TEU-Einheiten in Fahrt bringen zu wollen. Zunächst sollen drei Schiffe bei dem südkoreanischen Werftunternehmen Samsung Heavy Industries bestellt werden, deren Abliefgerung für die erste Hälfte des Jahres 2015 geplant ist. Darüber hinaus prüft die Reederei den Bau dreier ähnlicher Einheiten bei derselben Werft, die ebenfalls noch 2015 abgeliefert werden sollen.

Die Auswahl von Samsung Heavy Industries als Bauwerft geht dem Vernehmen nach zurück auf eine bereits im Jahr 2007 von der Reederei Claus Peter Offen im Namen von CMA CGM platzierte Order. In der zweiten Jahreshälfte 2007 bestellten Offen und CMA CGM gemeinsam bei Sam­sung fünf Neo-Postpanamax-Schiffe mit einer Kapazität von je 12.562 TEU. Offen sollte die ersten beiden Schiffe in Eigenverantwortung managen und an CMA CGM verchartern. Die übrigen drei Einheiten sollte CMA CGM selbst managen. Genaue Details über die Vereinbarung wurden aber nie bekannt. Dem Vernehmen nach sollte Offen für die Planung und Beaufsichtigung des Quintetts verantwortlich sein und die Schiffe drei, vier und fünf an CMA CGM übergeben.

Die Vereinbarungen scheiterten jedoch aufgrund der Krise in der Schifffahrt. Später wollte CMA CGM die Auslieferung ihrer drei Schiffe um Jahre nach hinten verschieben und die Kapazität auf 16.000 TEU aufstocken. Offenbar konnten die beiden Partner aber keine Einigkeit über die vertragsmäßig beschlossene Konstruktion der Schiffe erzielen.

Während die ersten beiden Containerschiffe »CMA CGM Alaska« und »CMA CGM Nevada« schließlich 2011 abgeliefert worden sind, wurden die übrigen drei Einheiten nie gebaut. Allerdings wurde die Order auch nie offiziell verworfen, sodass die drei Schiffe weiterhin bei CMA CGM mit einem unsicheren Status aufgeführt sind. Die jetzt platzierte Order bei Samsung deutet an, dass der Disput zwischen CMA CGM und Offen beigelegt ist.


Thomas Wägener