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Die rund 90.000 € teuren Ersatzteile wurden mit Unterstützung von MAN-Auszubildenden in das Hamburger Museumsschiff eingebaut. Diese Arbeit im Team hilft, technisches Know-how zu erhalten.
Die »Cap San Diego«, seit 1988 ein Museumsschiff, ist das letzte noch erhaltene Schiff einer Serie von sechs schnellen im[ds_preview] Liniendienst nach Südamerika fahren-

den Stückgutfrachtern für die Reederei Hamburg Süd. Sie ist das größte seetüchtige und noch fahrende Museumsfrachtschiff der Welt.

Nach einer Bauzeit von gut fünf Monaten lief die »Cap San Diego« am 15. Dezember 1961 bei der Deutschen Werft in Hamburg-Finkenwerder vom Stapel. Im März 1962 wurde sie nach der Werftprobefahrt an Hamburg Süd übergeben und trat anschließend ihre erste Reise an.

In den folgenden 20 Jahren fuhr die »Cap San Diego« im Liniendienst zwischen Eu­ropa und der Ostküste Südamerikas. Eine Rundreise dauerte etwa 60 Tage, insgesamt absolviert sie in dieser Zeit 120 Rundreisen. 1981 wurde sie an die spanische Reederei Ybarra verkauft und fuhr ein Jahr unter Hamburg-Süd-Charter. 1982 wurde ihr Name in »San Diego« geändert und ab 1986 fuhr sie unter dem Namen »Sangria« für Multitrade Shipping, Monrovia.

1986 erwarb die Stiftung Hamburger Admiralität die »Sangria« und sorgte für eine Renovierung und Umwandlung zum Museumsschiff. Rund 20 Mitarbeiter der Betriebsgesellschaft sind im Bordkontor, an Deck, in der Maschine, an der Kasse sowie bei der nächtlichen Bewachung eingesetzt. Sie werden von rund 100 engagierten Ehrenamtlichen unterstützt.

Besonderes persönliches Engagement zeigt der ehemalige Gromex-Geschäftsführer Bernd Willms, der den Marinemaler Jochen Sachse motivierte, die »Cap San Die­go« aus Anlass des 50. Geburtstages zu malen. Willms, inzwischen Besitzer des Originalbildes, wies auch auf die Aktion mit den Laufbuchsen hin. Mit seiner Unterstützung fanden im März dieses Jahres zwei Ortstermine auf dem Museumsschiff statt, bei denen technische Informationen ausgetauscht wurden und die restlichen Arbeiten (Einbau des Kolbens und der Lager) am Motor besichtigt werden konnten.

Wechselseitige Hilfe bei Ausbildung und Reparatur

Viele Sponsoren unterstützen die Arbeiten am Schiff durch unentgeltliche Leistungen. Das gilt neben Firmen auch für Ausbildungseinrichtungen wie die Seefahrt-

schule Cuxhaven, die Hochschule Wismar oder die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH). Mit diesen Einrichtungen hat der Geschäftsführer Jens Weber Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen, die eine gegenseitige Unterstützung zum Ziel hat.

Für den Hauptmotor vom Typ MAN K9Z78/140D hat der Hamburger Standort von MAN PrimeServ, der Servicemarke von MAN Diesel & Turbo, in den vergangenen Jahren mit Fachpersonal und Auszubildenden viele Arbeiten durchgeführt.

Neue Laufbuchsen als Sonderanfertigung

Nun ist der Hauptmotor (Abb. 1) inzwischen über 50 Jahre alt und der Zylinder 7 benötigte dringend eine neue Laufbuchse (Abb. 2). Die zulässigen Verschleißtoleranzen waren auch an weiteren Laufbuchsen überschritten und für die 1,80 m hohe, fast 1 m im Durchmesser messende und 2 t wiegende Buchse gab es weltweit keinen Ersatz mehr.

Auch Modelle zur Herstellung der Gussform für neue Laufbuchsen waren nicht mehr verfügbar. MAN PrimeServ Hamburg bestellte daraufhin neue Zylinderlaufbuchsen nach Original-Fertigungszeichnungen über die zuständige MAN-Abteilung in Ros­tock zur Fertigung in Japan.

Im Februar 2013 kam Schwimmkran III der HHLA bei der »Cap San Diego« längsseits und hievte drei neue Zylinderlaufbuchsen an Bord. Sie wurden dem Schiffseigner, der Stiftung Hamburger Admiralität, von Stephan Timmermann (Vorstandsmitglied MAN Diesel & Turbo) und Tilmann Greiner (Geschäftsführer MAN PrimeServ Hamburg) übergeben. Der Wert der Laufbuchsen beträgt rund 90.000 €.

Einbau durch Auszubildende

Zwei der Buchsen schwebten direkt durch das Skylight in den Maschinenraum und wurden von der Maschinencrew entgegengenommen. Eine davon wurde in den folgenden rund zwei Wochen von der Bordcrew mithilfe von MAN-Auszubildenden eingebaut, und die andere nahm den Reserveplatz ein (Abb. 3). Die dritte neue Buchse wurde als weitere Reserve im Laderaum verstaut.

Für die Auszubildenden war das eine praxisgerechte Arbeit, wie der Ausbildungsleiter Bernt Schargus betont. Der Bordeinsatz auf dem Museumsschiff ist für die Industriemechaniker, Mechatroniker und Zerspanungstechniker aus den verschiedenen Lehrjahren eine interessante Tätigkeit, die sie gerne und mit viel Engagement verrichten. Diesmal war es neben dem Aus- und Einbau der Kolben und Laufbuchse auch die Vermessung der Buchse und der Lager von Zylinder 7. Dabei stellte sich heraus, dass auch das Kurbellager erneuert werden musste.

Hier traf es sich gut, dass der ehemalige MAN-Leitmonteur Klaus Ewe, seit einem Jahr in Rente, zur Bordcrew der »Cap San Diego« gehörte. Er unterwies die Auszubildenden bei besonders schwierigen Arbeiten wie beispielsweise dem Einschaben der Lagerschalen mit jeweiliger Kontrolle des Tragbildes, was mithilfe von blauer Tuschierfarbe geschah. Die technische Abnahme dieser Arbeiten erfolgte am 7. März durch die Klassifika­tionsgesellschaft Germanischer ­Lloyd.


Karl-Heinz Hochhaus