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Der Arbeitsverbund an der Küste hat sich seit seiner Gründung Anfang 2011 in der Branche etabliert. Für alle Beteiligten steht fest: Nach dem Ende der ersten Förderperiode soll es weitergehen.
Gut zweieinhalb Jahre ist es jetzt her, dass die drei Nordländer Schleswig-Holstein, Ham­burg und Niedersachsen für eine länderübergreifende[ds_preview] Kooperation in der ma­ritimen Wirtschaft das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN) aus der Taufe gehoben haben. Zu den wesentlichen Zielen er­klärten sie eine Stärkung der Wettbewerbs­fähigkeit sowie die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen in diesem Sektor.

Mitt­lerweile haben die Verantwortlichen ein positives Zwischenzeugnis für ihre bisherige Arbeit bekommen: Ein kürzlich ver­öffent­lichter Evaluierungsbericht des Ber­liner Instituts für Innovation und Technik kommt zu dem Ergebnis, dass eine Fortführung der Ende 2013 auslaufenden Förderung »uneingeschränkt empfohlen« werde.Das ist ganz im Sinne der Erfinder, die die erfolgreich begonnene Zusammenarbeit noch intensivieren und erweitern wollen.

Die Voraussetzungen dafür sind gerade erst geschaffen worden: Ende August haben die Wirtschaftsminister der drei Länder eine Fortsetzung der Cluster-Arbeit für die kommenden drei Jahre besiegelt. Nach Aussage von Niko von Bosse, Leiter des Clustermanagements mit Sitz in Kiel, könnten sich perspektivisch auch die beiden noch fehlenden Küstenländer anschließen: »Ich bin optimistisch, dass Bremen und Mecklenburg-Vorpommern mit ins Boot kommen und wir das Cluster damit noch breiter aufstellen können«, sagt von Bosse.

Kommunikation und Networking stehen im Mittelpunkt

Aktuell hat das MCN rund 150 Mitglieder, darunter viele maritime Dienstleister, Werften, Zulieferer sowie Unternehmen aus der Offshore- und Meerestechnik. Die überwiegende Mehrheit von ihnen kommt aus Schleswig-Holstein, was daran liegt, dass es dort schon seit 2005 ein Maritimes Cluster gab, das schließlich in dem trilateralen Netzwerk aufgegangen ist. »Eines unserer wichtigsten Ziele für die kommende Förderperiode ist es, die beteiligten Länder bei den Mitgliederzahlen auf gleiche Höhe zu bekommen«, kündigt von Bosse an. Da es ohnehin zu den Aufgaben der Kollegen in den regionalen Geschäftsstellen Hamburg, Elsfleth und Kiel gehöre, die Unternehmen der maritimen Wirtschaft regelmäßig zu besuchen und ihre Anforderungen, Technologiebedarfe und Ansätze für Entwicklungsprojekte in Erfahrung zu bringen, ließen sich auf diesem Weg gut Kontakte herstellen.

Nach eigener Definition versteht sich das Cluster als Moderator der Schnittstellen zwischen den verschiedenen Sektoren der maritimen Branche und den angrenzenden Technologiebereichen. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Kommunikation mit Unternehmen, Hochschulen, Verbänden, Kammern und anderen Netzwerken: So werden Mitgliedertreffen und Vortragsveranstaltungen zu aktuellen Themen angeboten, aber auch Informationen zu den Zukunftsperspektiven bestimmter Märkte und Technologien bereitgestellt, Ansätze zu Produktentwicklungen geliefert oder Kontakte vermittelt. Darüber hinaus haben sich inzwischen vier Fachgruppen zu den Themenbereichen maritime Informations- und Kommunikationstechnologien, maritimes Recht, Offshore sowie Personal und Qualifizierung gebildet, die ein qualifiziertes Forum für den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bieten. »Wir stehen für Vernetzung und wollen funktionierende Kooperationen ermöglichen, in denen sich Unternehmen gegenseitig in ihren Kompetenzen ergänzen«, betont von Bosse.

Die Wasserstraße als Werkshalle

Inhaltlich ist das MCN mit einer ganzen Reihe von Projekten beschäftigt, die es entweder selbst initiiert hat oder an denen es als Kooperationspartner beteiligt ist. Unter anderem hat man gemeinsam mit Niedersachsen Ports eine Studie mit dem Titel »LNG für die niedersächsischen Häfen – Potentiale und Strategien« in Auftrag gegeben, die Geschäftsmodelle rund um das Thema Flüssigerdgas sowie Organisationsstrukturen möglicher Nutzer, Versorger, Betreiber und Investoren identifizieren soll. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen in Kürze veröffentlicht werden. Auch die Entwicklung eines Konzepts zur Anbindung des JadeWeser-Ports an das Binnenwasserstraßennetz und die Erhöhung der Sicherheit an Bord von Schiffen stehen auf der Agenda. Im Projekt »Ostseerouten« sollen Möglichkeiten der Wiederbelebung einer grenzüberschreitenden Fahrgastschifffahrt zwischen Dänemark und Deutschland untersucht werden. Überhaupt hat die Zusammenarbeit mit dem nördlichen Nachbarn einen hohen Stellenwert innerhalb der Clusterarbeit, beispielsweise bei der Offshore-Windenergie. »Wir fördern grenzüberschreitende Kooperationen, um die maritimen Zukunftsfelder, die für beide Länder von großer Bedeutung sind, weiter auszubauen«, macht von Bosse deutlich. »Hier gibt es großes Potential für eine langfristige erfolgreiche Zusammenarbeit.«

Einen großen Mehrwert versprechen sich die Beteiligten vom Anfang des Jahres gestarteten Projekt »Service Point Kiel Canal«, das eine effektivere Nutzung der acht bis zwölf Stunden dauernden Passage durch den Nord-Ostsee-Kanal ermöglichen soll. Die Idee, die dahintersteht: Die Wasserstraße soll zur Werkshalle werden, indem von den Reedern beauftragte Reparaturen oder Wartungsarbeiten direkt an Bord durchgeführt werden. Geplant ist, Schiffsmakler, Werften und Zulieferer in einem Internetportal zusammenzubringen, wo sie Aufträge ausschreiben beziehungsweise Angebote abgeben können. Entstehen soll so eine Serviceplattform mit möglichst vielen Partnern. Für von Bosse ist dies ein Vorzeigeprojekt: »Es geht hier um ein innovatives Geschäftsmodell, das Leistungen bündelt und den Reedern Liegezeiten sparen wird.« Demnächst soll die Website www.spkc.eu online gehen, bevor schließlich die ersten Erfahrungen in der Praxis gesammelt werden.

Basis für weitere Entwicklung

Aus dem eingangs erwähnten Evaluierungsbericht nehmen die Verantwortlichen mit, dass in der ersten Förderperiode des Clusters schon vieles erreicht wurde, es an einigen Stellen aber auch noch Potenzial für Verbesserungen gibt. »Seitens der involvierten Wirtschaft und Wissenschaft wurde eine hohe Zufriedenheit mit den bisher erreichten Ergebnissen deutlich«, schreiben die Autoren. Es habe sich gezeigt, dass der neuartige trilaterale Ansatz richtig gewesen sei, wobei eine Erweiterung um die anderen beiden Küstenländer von den Mitgliedern eindeutig befürwortet werde. Um die Erfolge nachhaltig zu sichern und auch die langfristigen Ziele zu erreichen, präsentiert der Bericht verschiedene Handlungsempfehlungen, mit denen sich das Clustermanagement nun auseinandersetzt.

»Eine für uns erstaunliche Erkenntnis aus der Evaluierung ist, dass wir unser Serviceangebot bei den Mitgliedern noch stärker kommunizieren müssen«, sagt von Bosse. Es habe sich gezeigt, dass vielen die komplette Bandbreite nicht hinreichend bekannt sei. Aufgreifen wolle man auch den Vorschlag, einen gemeinsamen Beirat einzurichten, in dem die Wirtschaft das Sagen habe. Grundsätzlich sei vorgesehen, dass die Mitglieder in den kommenden Jahren zunehmend selbst über Inhalte und Aktivitäten bestimmen und das Clustermanagement sukzessive unabhängig von öffentlicher Förderung wird, indem der Anteil von Mitgliedsbeiträgen, Beiträgen aus der Wirtschaft und später auch kostenpflichtigen Dienstleistungen an der Finanzierung steige.

Die Gesamtkosten für die ersten drei Jahre des MCN haben sich laut von Bosse auf 2,4 Mio. € belaufen. Für die kommenden drei Jahre rechne man mit 2,6 Mio. € – und sofern Bremen und Mecklenburg-Vorpommern dazustoßen mit entsprechend mehr. »Wichtig für uns ist, dass wir bei den Unternehmen in relativ kurzer Zeit ein gutes Standing erreicht haben«, meint der Clustermanager. »Und wir wissen, was wir verbessern können – damit haben wir für die Zukunft eine gute Grundlage geschaffen.«


Anne-Katrin Wehrmann