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Ein wesentlicher Bestandteil jeder Offshore-Konverterstation sind technisch hoch komplexe Kabel. Mehrere hundert Kilometer davon werden auf den Plattformen verlegt.


Für den sicheren Betrieb einer Konverterstation müssen auf dieser mehrere hundert Kilometer Kabel installiert werden. Benötigt wird die aufwendige Verkabelung[ds_preview], weil die unbemannt betriebenen Plattformen permanent von Land aus überwacht und gesteuert werden. Für Wartungs- und Reparaturarbeiten werden zudem vollausgestattete Unterkünfte bereitgehalten, da­mit die Monteure bei Bedarf mehrere Tage auf See bleiben können.

»Kabel sind die Lebensader einer Plattform, ohne sie geht gar nichts«, betont Frank Schalow, Vertriebsleiter des Lieferanten Friesland Kabel. Das Unternehmen mit Sitz in Norderstedt spielt in diesem Zusammenhang eine tragende Rolle: Für alle drei Konverterstationen, die Siemens bei Nordic Yards in Auftrag gegeben hat, übernimmt der Spezialist für Schiffs- und Offshore-Kabelverbindungen die komplette Lieferung inklusive Logistik für die Verkabelung.

Während Friesland Kabel für die Plattform »SylWin alpha«, die aktuell gebaut wird, Kabel als reine Trommelware liefert, sind die einzelnen Kabel für die bereits in die Nordsee geschleppten Konverterstationen »HelWin alpha« und »BorWin beta« fertig geschnitten zu den Werften in Wismar und Warnemünde gebracht worden. »Für jedes der beiden Projekte waren mehrere tausend Schnitte notwendig«, berichtet Schalow.

Ob Marine-Kabel im Power-, Kommu­nikations- und Mittelspannungsbereich, Niederspannungskabel oder Konverteranschlussleitungen – die Welt der Kabel ist ausgesprochen vielschichtig auf den High-Tech-Großbauten, die auch den harschen Bedingungen in der Nordsee standhalten müssen. Einige Produkte haben die Norderstedter gemeinsam mit den Kabelherstellern, mit denen sie zusammenarbeiten, eigens für diesen speziellen Einsatzbereich entwickelt: zum Beispiel die von Auftraggeber Siemens gewünschten Fünfleiterkabel, die über einen Leiter mehr verfügen als die gängigen Kabel aus der Schifffahrt. Der finnische Produzent Helkama, für den Friesland Kabel in Deutschland die exklusive Werksvertretung ist, hat diese Neuerung in sein Sortiment aufgenommen.

Hybridkabel sparen Platz

Immer häufiger werden außerdem Hybridkabel nachgefragt, die neben den herkömmlichen Kupferleitungen verschiedene andere Komponenten wie Pneumatik- und Hydraulikschläuche, Koaxialkabel oder flexible Lichtwellenleiter vereinen. Ihr Vorteil ist es, dass sie platzsparend und leicht zu montieren sind und dabei die erforderlichen hohen Sicherheitsansprüche erfüllen. Eine von mehreren entwickelten Varianten ist hier ein feuerfestes Kamerakabel. Anhand von auf der Plattform angebrachten Kameras können die Verantwortlichen an Land genau beobachten, wenn irgendwo etwas passiert. »Gerade im Brandfall muss die Zuleitung zur Kamera so lange wie möglich funktionieren und sich bewegen lassen, damit man weiß, wo das Feuer ist und welche feuerfesten Türen ferngesteuert geschlossen werden müssen«, erläutert Geschäftsführer Klaus Moorlampen. Die neue Hybridleitung stelle sicher, dass auch bei direkter Brandeinwirkung noch mindestens 180 Minuten Strom fließe und kein Kurzschluss entstehe.

Neben der Schifffahrt habe sich der Offshore-Bereich zu einem weiteren wichtigen Standbein für Friesland Kabel entwickelt, sagt Frank Schalow. Bei dem für die Anbindung von Nordsee-Windparks zuständigen Netzbetreiber Tennet sei man inzwischen offiziell gelistet und erhoffe sich nicht zuletzt deswegen auch für die Zukunft weitere Aufträge – sowohl bei Konverter- als auch bei den kleineren Umspannplattformen.


Anne-Katrin Wehrmann