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»Mya II« heißt das neue, gut 21 m lange und 4,5 Mio. Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts (AWI). Bei 1,30 m[ds_preview] Tiefgang und maximal 10 kn steckt das Schiff voll moderner Technik. Nun wurde es in List auf Sylt feierlich an das AWI, das zentrale Institut der deutschen Polar- und Meeresforschung, übergeben. Die Entwicklungs- und Baukosten der »Mya II« wurden zu 10 % vom Land Schleswig-Holstein und zu 90 % aus Bundesmitteln getragen.

»Das ist zwar unser kleinstes Forschungsschiff, aber hochmodern und sehr gut für die Küstenforschung ausgestattet«, sagte AWI-Direktorin Karin Lochte anlässlich der vorangegangenen Taufe der »Mya II« auf der Fassmer-Werft. Anders als der Vorgänger, der Forschungskatamaran »Mya«, ist die »Mya II« ein Einrumpfschiff.

Es verfügt über ein Netzwerk- und Datenerfassungssystem, in dem kontinuierlich die Messwerte verschiedener Sensoren zentral gespeichert werden. Fest installiert sind eine Navigationsanlage zur genauen Positionsbestimmung, ein Fächersonar zur Kartierung des Meeresbodens, ein Multi­frequenzecholot zur Abschätzung der Biomasse von Fischen und ein ADCP (Acoustic Doppler Current Profiler) zur Strömungsmessung. Ein Kranausleger am Heck, der A-Galgen, erlaubt der zweiköpfigen Besatzung und den bis zu zwölf Wissenschaftlern Geräte bis zu 1 t vom Arbeitsdeck ins Wasser zu heben. Ein sogenanntes Einleiterkabel ermöglicht, zusätzlich zur Erfassung von Messwerten, die Probennahmegeräte vom Computer aus im Wasser zu öffnen oder zu schließen, wenn die Sensoren Bedingungen anzeigen, die auf interessante Kleinalgen oder Tiere hinweisen.»Damit können wir unseren Untersuchungsradius um Sylt und bis nach Helgoland ausweiten«, so der Geologe Chris­tian Hass von der Wattenmeerstation Sylt. Der AWI-Forscher wird einer der Hauptnutzer sein und mit Bodengreifern Proben vom Meeresgrund nehmen. Korngrößenanalysen von Sand und Schlick kombiniert er mit bathymetrischen und anderen hydroakustischen Messdaten und berechnet daraus flächendeckende Karten. Die Forscher erhoffen sich daraus neue Erkenntnisse zum Meeresboden und dortigen Pflanzen und Tieren.

Mittels eines Unterwasservideosystems lässt sich kontrollieren, ob der Meeresboden tatsächlich so aussieht, wie aus den Messdaten interpretiert wurde. Es zeigt auch, was unter der Wasseroberfläche lebt. Mit Computermodellen berechnen die Forscher Stoffflüsse zwischen verschiedenen Ebenen des Nahrungsnetzes bei verschiedenen Umweltbedingungen. »Das neue Multifrequenzecholot erlaubt es uns beispielsweise, die Fischbiomasse ohne Netzfänge abzuschätzen«, sagt der Sylter Küstenforscher Harald Asmus.

Ziel ist ein schonender Umgang mit dem UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer.»Damit das Wattenmeer möglichst wenig durch Forschungsaktivitäten belastet wird, haben wir beim Bau der ›Mya II‹ großen Wert auf umweltfreundliche Technik gelegt«, betont AWI-Direktorin Karin Lochte. Der Schiffsneubau verfügt neben einem Partikelfilter über eine Abgasreinigungsanlage. Für das ›grüne‹ Schiffsdesign erhielt die »Mya II« das Umweltzeichen »Blauer Engel«.


SG