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Im Rahmen der LNG-Initiative Nordwest, die das Ziel verfolgt, maritime Unternehmen beim Übergang in die gasangetriebene Schifffahrt zu unterstützen, hat die Firma Wärtsilä ein Seminar auf der Kreuzfahrtfähre »Viking Grace« organisiert
Mehr als 50 interessierte Teilnehmer sind Mitte September der Einladung der Mariko GmbH, die die LNG-Initiative Nordwest koordiniert, und[ds_preview] dem finnischen Unternehmen Wärtsilä auf die gasbetriebene Fähre »Viking Grace« gefolgt. Vertreten waren neben der maritimen Wirtschaft (u.a. Reedereien, Werften, Hafeninstanzen) auch Wissen- und Forschungseinrichtungen sowie Akteure aus der Politik.

Die »Viking Grace« der Reederei Viking Line wurde im Frühjahr 2013 von der finnischen Werft STX Turku abgeliefert und verkehrt seitdem täglich auf der Route Stockholm–Turku. Die 2.800 Passagiere fassende Kreuzfahrtfähre ist das erste Passagierschiff dieser Größe, das mit einem Dual-Fuel-Antrieb (kurz »DF«) ausgerüstet ist und damit Erdgas (Liquefied Natural Gas / LNG) als Antriebskraftstoff nutzt. Damit erfüllt das Schiff die ab 2015/2016 geltenden strengen Abgasregeln zur Begrenzung der Schwefeloxid- sowie Stickoxidemissionen. Ebenso ermöglicht der Betrieb mit LNG eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um ca. 20 %. Die vier 8L50DF-Hauptmotoren mit dem gesamten Zwei-Wellen-Antriebsstrang inklusive der Edelstahlpropeller sowie die zwei 200 m3 fassenden LNG-Drucktanks wurden von Wärtsilä geliefert.

Zu Beginn des Seminars mit dem Titel »LNG in Practice« wurde in den frühen Morgenstunden der Bunkervorgang der »Viking Grace« thematisiert, der während des lediglich einstündigen Aufenthaltes am Terminal inmitten der Stockholmer Innenstadt stattfindet. Über das eigens gebaute Bunkerschiff »Seagas« wird die Fähre während des Passagierwechsels sicher mit LNG versorgt. Ein Vertreter der Firma Bomin Linde / AGA erläuterte den Teilnehmern während einer Live-Übertragung des Bunkerprozesses die Sicherheitsstandards und Prozeduren.

Als Vertreter der gerade frisch fusionierten DNV GL Group berichtete anschließend Gerd Würsig über den legislativen Rahmen für die Verwendung von LNG als Kraftstoff und gab einen Ausblick auf die Flottenentwicklung mit LNG aus Sicht einer Klassifizierungsgesellschaft. Vertreter von Neptun Ship Design und der Meyer Werft erläuterten Herausforderungen und Lösungen aus den Bereichen Konstruktion und Schiffsentwurf. Hierbei wurden sowohl Ergebnisse bisheriger Forschungsprojekte sowie Erfahrungen aus erster Hand im Laufe von zum Teil bereits abgewickelten Aufträgen dargelegt.

Darüber hinaus stellte Wärtsilä die Dual-Fuel-Technologie und das Portfolio der Vier- und Zweitaktmotoren vor und präsentierte Systemlösungen und Tanktechnik. Mit mehr als 7 Mio. Betriebsstunden auf DF-Motoren ist Wärtsilä nach eigenen Angaben weltweit führend in diesem Markt.

Im Anschluss berichtete Claus Hirsch, Technischer Inspektor bei der AG Ems, über die Verlängerung der »MS Ostfriesland« im Zuge ihrer Umrüstung auf Gasbetrieb. Sie erhält 2014 zwei Dual-Fuel-Motoren vom Typ 6L20DF sowie einen LNG-Tank vom Typ LNGPac45 von Wärtsilä. Damit wird die Wattenfähre das erste mit LNG angetriebene Schiff in deutschen Gewässern sein. Abschließend hatten die Seminarteilnehmer nach einer Einführung durch den Projektleiter der Reederei Viking, Kari Granberg, die Möglichkeit, den Maschinenraum und die Brücke zu besichtigen.

»Man konnte bei allen Vorträgen erkennen, dass die Technologien zur Einführung von LNG als Kraftstoff in der Schifffahrt vorhanden sind. Motoren und Tanktechnik, aber auch Systeme und Schiffsentwürfe sind ebenso ausgereift wie die wachsende Anzahl von Bunkermöglichkeiten in und außerhalb der Ostsee«, zog Matthias Becker, Vertriebsleiter bei Wärtsilä Deutschland, ein positives Fazit.

Mariko-Projektleiterin Katja Baumann sieht in der LNG-Technik ebenso Potenzial, nicht nur für die hiesigen Küstenregionen. »In der LNG-Initiative Nordwest finden sich Reedereien, Werften, Häfen, Forschungseinrichtungen, Technologieentwickler, Motorenhersteller, Schiffsklassifizierer, Gasversorger und Kommunen zusammen, um durch Wissensvernetzung, Technologietransfer und Forschung die Innovations­fähigkeit insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen im Nordwesten in der gasangetriebenen Schifffahrt zu erhöhen«, so Baumann. Das Seminar habe eine gute Möglichkeit geboten, das Thema »LNG« aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und das Netzwerk zu stärken.