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Die Hafenerweiterung von Rotterdam schreitet zügig voran. Bereits Ende kommenden Jahres sollen die ersten Terminals auf der »Maasvlakte 2« in Betrieb gehen
Vor gut einem halben Jahr wurde der wasserseitige Zugang der »Maasvlakte 2«, der westlichen Erweiterung des Rotterdamer Hafens in die[ds_preview] Nordsee, offiziell freigegeben. Bis die ersten Schiffe an den rund 20 m tiefen Liegeplätzen der Containerterminals abgefertigt werden, dauert es freilich noch ein knappes Jahr. Doch seit der offiziellen Eröffnung durch die niederländische Verkehrsministerin Melanie Schultz van Haegen am 22. Mai dieses Jahres laufen die Arbeiten auf der neuen Hafenfläche auf Hochtouren. Nach Fertigstellung vergrö­ßert sich das Areal des Rotterdamer Hafens um rund 20 %. Bereits vor dem Beginn der Arbeiten war ein Großteil der Gewerbefläche verkauft worden.

Das ca. 2.000 ha große Areal, von dem etwa die Hälfte für Gewerbe vorgesehen ist, soll hauptsächlich für den Containerumschlag genutzt werden. Auf einer Fläche von rund 630 ha für den Boxenumschlag sollen drei große Terminals entstehen. Dazu zählen APM Terminals (APMT), die Tochtergesellschaft der dänischen Reederei Maersk, Rotterdam World Gateway (RWG), an dem DP World die größten Anteile hält, sowie das Euromax-Terminal, das bereits besteht, aber nach Westen hin erweitert werden soll. An diesem Terminal machen Schiffe der CKYH-Allianz fest. Dieser Verbund besteht aus den Reedereien Cosco, K-Line, Yang Ming und Hanjin.

Nach Fertigstellung sollen auf dem APM Terminal jährlich rund 2,7 Mio. TEU umgeschlagen werden. Der jährliche Umschlag bei RWG, an dem DP World mit 30 %, die Reedereien APL, Hyundai und MOL mit jeweils 20 % und CMA CGM mit 10 % beteiligt sind, soll etwa 2,35 Mio. TEU betragen. Für das Euromax-Terminal werden nach der Erweiterung 2,3 Mio. Boxen kalkuliert. Bereits im November kommenden Jahres sollen die Terminals in Betrieb gehen. Sie sind so konzipiert worden, dass sie bei Bedarf erweitert werden können.

Das bereits existierende Euromax-Terminal kann derzeit Schiffe bis zu einem Tiefgang von 16,80 m abfertigen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, die Liegeplätze auf 19,60 m zu vertiefen.

Die Terminals sollen allesamt mit modernen Containerbrücken ausgerüstet werden, mit denen die größten Schiffe geladen und gelöscht werden können. Die Technik soll den neuesten Anforderungen gerecht werden, um einen effektiven und kostengünstigen Umschlag zu gewährleisten.

Größtenteils sollen die Abläufe automatisiert werden. Beispielsweise sollen fern­gesteuerte Van Carrier (VC) die Boxen zu den Containerlagern bringen. Noch vor der offiziellen Eröffnung des wasserseitigen Zugangs der »Maasvlakte 2« brachte das Mehrzweckschiff »Paula« der Reederei SAL Heavylift die ersten Krane für das Binnenterminal zu ihrem Bestimmungsort auf dem neuen APMT-Gelände.

Binnenschiff und Eisenbahn im Fokus

Um dem Umweltschutz Rechnung zu tragen, müssen sich die Terminalbetreiber der neuen Hafenfläche vertraglich verpflichten, verstärkt das Binnenschiff und die Eisenbahn für den Warentransport zu nutzen. Wie Ellen Naaykens vom Port of Rotterdam kürzlich auf dem Forum »Europäische Binnenschifffahrt« in Duisburg erläuterte, ist angestrebt, den Anteil der auf Binnenschiffen beförderten Container auf 45 % zu steigern. Der Anteil der auf dem Schienenweg transportierten Boxen soll auf 20 % erhöht werden. Dagegen soll der Lkw in den Hintergrund treten, sodass nur noch 35 % der Behälter über die Straßen rollen. Damit die Vorgaben erfüllt werden können, bekommen die Terminals separate Kaiflächen für Binnenschiffe und einen direkten Anschluss an die Betouweroute, der rund 160 km langen Schienengüterverbindung von der »Maasvlakte 2« bis nach Zevenaar kurz vor der deutschen Grenze.

Bau bislang günstiger als geplant

Bereits im Jahr 2008 haben die Bauarbeiten an der »Maasvlakte 2« begonnen, nachdem die Pläne zwei Jahre zuvor entwickelt worden waren. Den Zuschlag bekamen die beiden niederländischen Nassbaggerunternehmen Von Oord Dredging and Marine Contractors (Van Oord) und Royal Boskalis Westminster (Boskalis), die von der Rotterdamer Hafenbehörde Rotterdam Port Authority (RPA) mit dem Bau betraut wurden. PUMA, das Joint Venture der beiden Auftragnehmer, hat für das neue Hafen­areal rund 240 Mio. m3 Sand größtenteils aus der Nordsee gewonnen.

Der Wert des Auftrags lag bei etwa 1,1 Mrd. €. Für die erste Bauphase der »Maas­vlakte 2« mussten insgesamt rund 1,55 Mrd. € aufgewendet werden. Die Bauarbeiten fielen dabei etwa 150 Mio. € güns­tiger aus als geplant. Deshalb brauchte auch der mit 200 Mio. € veranschlagte Betrag für »Unvorhergesehenes« nicht in Anspruch genommen zu werden.
TWG