Russischer Investor übernimmt Sietas-Werft

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Das Unternehmen Pella Shipyard aus der Nähe der russischen Hafenstadt St. Petersburg[ds_preview] hat die insolvente Sietas-Werft gekauft. Damit ist es Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann nach zwei Jahren intensiver Suche gelungen, einen neuen Eigentümer für den Traditionsbetrieb zu finden und den Werftbetrieb am Standort Neuenfelde aufrechtzuerhalten. »Ich freue mich, dass wir mit dem Unternehmen Pella Shipyard einen strategischen Investor für die Sietas-Werft gefunden haben«, sagte Brinkmann, der sich mit dem Kaufvertragsabschluss zufrieden zeigte. Besonders erfreue ihn, dass den Sietas-Mitarbeitern dadurch eine Perspektive geboten werde.

Der Kaufvertrag mit dem zu Pella Ship­yard gehörenden Unternehmen Terra­line mit Sitz in Hamburg wurde bereits geschlossen und notariell beurkundet. Terra­line ist nach der offiziellen Übernahme am 10. März in Pella Sietas umbenannt worden.

Der Käufer hat sich vertraglich verpflichtet, die Sietas-Werft für einen Zeitraum von mindestens acht Jahren als Schiffswerft zu betreiben. Garegin G. Tsaturov, Mitinhaber von Pella Shipyard und Geschäftsführer von Pella Sietas, will zunächst die verbliebenen 45 Mitarbeiter der Sietas-Werft übernehmen und bis zum Mai die Beschäftigtenzahl auf 120 aufstocken. Bis Ende 2016 soll sich die Mitarbeiterzahl auf 400 erhöhen. Natallia Dean, ehemalige Geschäftsführerin von Terraline, wird Werfteigentümer Tsaturov als Geschäftsführerin des neuen Unternehmens unterstützen. Außerdem will der neue Inhaber bis zum Jahr 2016 rund 15Mio. € in die Infrastruktur der Sietas-Werft investieren. Dies habe er verbindlich zugesagt, so Brinkmann.

Wirtschaftssenator Frank Horch freute sich ebenfalls, dass es mit dem traditionsreichen Hamburger Schiffbauunternehmen weitergeht: »Heute ist ein guter Tag für Hamburg und für den Schiffbau«, sagte Horch. Er sicherte dem Investor seine volle Unterstützung zu und kündigte an, Kontakte zu Forschungsinstituten und zum Maritimen Cluster herstellen zu wollen. Der Senator betonte aber, dass es sich hierbei um keine finanzielle Unterstützung handelt.

Tsaturov nannte als Hauptgrund für die Werftübernahme die Erweiterung des Geschäfts. Er plane auf dem neuen Werftgelände in Deutschland den Bau von Spezialschiffen und hoffe, schon in naher Zukunft mit der Kiellegung des ersten Fahrzeugs beginnen zu können. Hierbei soll es sich entweder um einen Schlepper oder ein Fischereifahrzeug handeln, bestätigte der neue Werftchef auf Anfrage der HANSA.

Pella Shipyard beschäftigt in St. Petersburg derzeit 2.000 Mitarbeiter. Im Sommer dieses Jahres soll eine zweite Werft eröffnen, die weitere rund 1.500 Beschäftigte haben soll. Pella Shipyard sei bis zum Jahr 2016 ausgelastet, hieß es. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das russische Schiffbauunternehmen Tsaturov zufolge einen Umsatz von 150Mio. €.

Über die Höhe der Kosten für die Werftübernahme wurde nichts bekannt. Insolvenzverwalter Brinkmann sagte aber: »Wir können mit dem Kaufpreis Verpflichtungen gegenüber dem Senat und der HSH Nordbank nachkommen.«

Die am Estesperrwerk zwischen Wedel und Hamburg gelegene Sietas-Werft wurde bereits 1635 gegründet. Am 17. November 2011 musste sie wegen Überschuldung einen Antrag auf Insolvenz stellen. Mit Beschluss vom 1. Februar 2012 wurde das Insolvenzverfahren schließlich eröffnet. Das letzte Fahrzeug, das die Sietas-Werft unter ihrem alten Namen gebaut und abgeliefert hat, ist das Errichterschiff »Aeolus«. Es wurde Mitte Februar dieses Jahres seinem Auftraggeber Van Oord übergeben.