Hermann Ebel feierte 65. Geburtstag

Reeder Hermann Ebel. Foto: Wägener
Reeder Hermann Ebel. Foto: Wägener
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Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 65. Geburtstag, Herr Ebel. Was wünschen Sie [ds_preview] sich – abgesehen von einem Ende der Schifffahrtskrise?

Hermann Ebel: Ich wünsche mir in erster Linie Gesundheit. Sie ist das Wichtigste im Leben und die beste Voraussetzung dafür, dass ich noch lange in der Schifffahrt aktiv bleiben kann.

Im vergangenen Jahr wurde die Hansa Treuhand 30 Jahre alt, nun folgt Ihr runder Geburtstag. Da stellt sich die obligatorische Frage, wann der Gründervater sein »Kind« in die weite Welt gehen lässt?

Ebel: Das Schöne an der Selbständigkeit ist ja, dass der 65. Geburtstag nicht gleichzeitig für den Renteneintritt steht. Ich habe meinen Beruf immer als Berufung gesehen und stets sehr gerne gearbeitet. Daran ändert mein 65. Geburtstag nichts.

Wie Sie schon angesprochen haben, befinden wir uns in der schwersten Schifffahrtskrise seit der Gründung der Bundesrepublik. Das wäre also ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um sich als Gründer und Inhaber aus seiner Firma zurückzuziehen. Ich werde daher weitermachen wie bisher, gemeinsam mit unserem gesamten Team.

Haben Sie sich bestimmte Ziele gesetzt, die Sie erreichen wollen, bevor Sie die operative Führung Ihrer Firmengruppe übergeben?

Ebel: Unser größtes Ziel ist es natürlich, die Schifffahrtskrise zu überwinden und wieder in ruhigerem Fahrwasser zu navigieren. Gleichzeitig arbeiten wir an Strategien, um unsere Hansa Treuhand Gruppe für die nächsten Jahrzehnte gut aufzustellen. Aktuell bindet die Krise natürlich unsere Kapazitäten und Kräfte.

Doch wir sind auch im Gründungspro­zess von unserer Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG), die nach den neuen gesetzlichen Richtlinien die Voraussetzung dafür ist, dass wir auch zukünftig Fonds auflegen dürfen. Wir denken hier vor allem an Luftfahrtfonds.

Unsere Reederei Hansa Shipping hat gerade zwei Neubauten übernommen, die nach den neuesten Umwelt- und Effizienz­aspekten gebaut wurden und nach der Werftablieferung direkt in Charter gingen. Damit bereedern wir aktuell 63 Schiffe. Und was unseren Kreuzfahrtveranstalter Sea Cloud Cruises betrifft: Nach dem Verkauf der Flussyacht »River Cloud II« konzentrieren wir uns ab Herbst ausschließlich auf die Vermarktung der sehr beliebten Segelreisen mit den Windjammern »Sea Cloud« und »Sea Cloud II«.

Welche Ziele haben Sie sonst noch, zum Beispiel sportlicher Art? Sie gelten als passionierter Läufer…

Ebel: Hier habe ich keine speziellen Ziele im Auge. Meine Frau und ich segeln gerne und so oft es unsere Zeit erlaubt, und das möchten wir auch weiterhin tun. Außerdem hält mich u.a. mein Hometrainer fit und das Joggen an der Alster.

Sie haben mit Mitte 30 in der Krise begonnen und sagten einmal, wenn Sie noch mal jung wären, würden Sie wieder ein unternehmerisches Wagnis eingehen. Was könnte das in der jetzigen Zeit sein?

Ebel: Auf alle Fälle würde ich mich wieder für die Schifffahrt entscheiden.

Gibt es genug junge talentierte Leute in der Branche? Eine wirklich Start-up-Kultur existiert in der Schifffahrt ja nicht. Die wenigen Gründer gelten gleich als Exoten.

Ebel: Natürlich gibt es eine Menge talentierter junger Leute. Das wird Gott sei Dank auch immer so sein. Jeder von uns fängt jung an. Die Schifffahrt ist im Moment sicherlich noch stark durch Personen geprägt, die schon lange im Geschäft sind. Das hängt auch mit der schweren Krise zusammen, in der sich die Branche befindet. In der Krise zählt die Erfahrung. In den nächsten Jahren wird es aber einen Generationenwechsel geben. Die Sorge, dass es dafür an geeignetem Nachwuchs mangelt, habe ich nicht.

Sie sind eines der Gesichter der Hamburger Schifffahrt. Ist Ihnen bange um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts?

Ebel: Die Effizienz des Hamburger Hafens ist fundamental für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Hier sind ständig hohe Investitionen nötig, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, einmal was die Anbindung des Hafens an sich angeht – Stichwort Elbvertiefung –, aber auch was die Anbindung an Straßen und Schienen betrifft.

Sie gelten als – Verzeihung – »unverbesserlicher« Optimist. Wie ist Ihre Prognose für die Marktentwicklung in den kommenden Jahren?

Ebel: Es wäre doch schlimm, wenn ich nicht optimistisch wäre! Sicher ist doch, dass auf jede Baisse eine Hausse folgt. Eines Tages geht es also auch wieder bergauf. (nis)