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Die »Maritime LNG Plattform« ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, Häfen und Initiativen mit der Motivation, durch den Einsatz von LNG eine sauberere Schifffahrt zu erreichen.
Viele Branchenexperten gehen davon aus, dass LNG in der Schifffahrt mittelfristig eine wichtige Rolle spielen wird. Insbesondere die Skandinavier nehmen[ds_preview] bei dem Thema schon seit längerer Zeit eine gewisse Vorreiterrolle ein. Die Fähre »Viking Grace« der finnischen Viking Line war beispielsweise das weltweit erste Passagierschiff seiner Größe, das mit LNG betrieben wird. Das im vergangenen Jahr in Dienst gestellte Schiff wird mit einem speziellen Bunkerboot von Bomin Linde versorgt.

Auch viele deutsche Unternehmen sehen die Vorteile von LNG, allerdings ergreifen nur wenige schon jetzt Maßnahmen, um in Zukunft für diesen Kraftstoff beziehungsweise diese Technologie gerüstet zu sein. Insbesondere Infrastruktur und Zertifizierungen bereiten derzeit noch Probleme. Daher zögern viele Unternehmen noch, sich zum Flüssiggas zu bekennen und entsprechende Maßnahmen zum Einsatz in der Schifffahrt zu ergreifen.

Um die Branche von den Vorteilen von LNG zu überzeugen, hat sich die nationale Initiative »Maritime LNG Plattform« gegründet, der bisher mehr als 20 Unternehmen, Häfen und Initiativen angehören. Ein wichtiger Schwerpunkt dieser Plattform ist es, Rahmenbedingen zu schaffen, die eine zeitnahe Markteinführung von LNG ermöglichen, teilte Geschäftsführer Georg Ehrmann mit. Dies solle durch Information, Aufklärung, Lobbyismus und eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit geschehen. Ziele sind zudem die Förderung der wasserseitigen LNG-basierten Stromversorgung für Fracht- und Kreuzfahrtschiffe sowie die Umsetzung nachhaltiger Energie- und Mobilitätskonzepte unter der Nutzung von LNG im Wasser- und Landverkehr, beginnend in den Hafenstandorten. »Wir wollen, dass Deutschland bei dieser Technologie einen Sprung macht«, sagt der ehemalige Hamburger Bürgermeister Ole von Beust, dessen Firma Ole von Beust Consulting mit der Geschäftsführung der Plattform betraut wurde.

In erster Linie soll LNG als Antriebstechnik auf Schiffen etabliert werden. Dies hätte eine Reduzierung von Emissionen wie SOx, NOx, CO2 und Feinstaub zur Folge, was nachhaltig die Umwelt schonen würde. Freerk Meyer von der Hochschule Leer betont zudem, dass es durch die Nutzung von LNG keine öligen Abfälle mehr im Maschinenraum gebe.

Konkret hat sich die »Maritime LNG Plattform« zum Ziel gesetzt, dass in den kommenden fünf Jahren wenigstens 50 entweder neu eigesetzte oder auf LNG umgerüstete Schiffe in deutschen Häfen fahren sollen. Darüber hinaus sollen innerhalb von drei Jahren pro Jahr 250 Hafenanläufe mit gasbetriebenen Schiffen erreicht werden, die auf eine wasserseitige Versorgung mit Gas und Landstrom zurückgreifen können. Zudem sollen innerhalb der kommenden fünf Jahre mindestens fünf deutsche Häfen eine LNG-Bebunkerung anbieten.

»Gemeinsam an einem Strang ziehen«

Es gilt, die Interessen zu bündeln, auch wenn es sicherlich unter den beteiligten Firmen eine gewisse Konkurrenz gibt. Das sieht auch Gerrit van Tongeren, Generalsekretär der »Nationalen LNG Plattform Niederlande«, so. Er hob hervor, dass eine erfolgreiche Markteinführung von LNG und damit das Ziel sauberer Transportwege nur erreicht werden kann, wenn »alle Beteiligten in der Wirtschaft an einem Strang ziehen und der Politik aus der Praxis heraus die Impulse geben, die zur Schaffung positiver Rahmenbedingungen erforderlich sind.«

Mahinde Abeynaike, Geschäftsführer der Bomin Linde LNG, betont zwar, dass das Thema mittlerweile auch in der Politik angekommen ist. Es wird seiner Ansicht nach aber noch mit zu wenig Leben erfüllt. Tilmann Greiner, Senior Vice President MAN Diesel & Turbo, sieht in der LNG-Technologie ebenfalls die Zukunft, da es sich um die »umweltfreundlichste, sauberste und kommerziell günstigste Technologie handelt«. Technisch sei es möglich, alle MAN-Motoren als Dual-Fuel-Typ zu liefern. Gasbetriebene Motoren alleine reichten jedoch nicht aus. Es müsse vor allem die Infrastruktur bereitgestellt werden.

Knut Gerdes, Abteilungsleiter für die nautisch-technische In­spektion bei der AG Ems, setzt ebenso auf LNG. Der Umbau der Borkum-Fähre »Ostfriesland«, die auf Dual-Fuel-Antrieb umgerüstet wird, soll Ende des Jahres abgeschlossen werden. Gerdes zufolge hat die Umrüstung zunächst höhere Kosten zur Folge, diese würden sich aber schnell amortisieren. Die »Ostfriesland« soll von Bomin Linde im Hafen von Emden mit LNG betankt werden. Darüber hinaus soll im kommenden Jahr eine gasbetriebene Fähre der Reederei Cassen Eils, Tochterunternehmen der AG Ems, im Helgoland-Verkehr von Cuxhaven aus eingesetzt werden. Das Schiff wird gegenwärtig auf der Fassmer-Werft gebaut.

Abeynaike sagte zudem, dass im Laufe des kommenden Jahres die erste Bunkerstation im Hamburger Hafen stehe. Derzeit würden die Genehmigungsunterlagen eingereicht. Der Geschäftsführer von Bomin Linde LNG hofft zudem, dass in Zukunft Containerschiffe zu den LNG-Kunden zählen werden. Neben Hamburg wollen auch Bremerhaven und Brunsbüttel den Schiffen in den kommenden Jahren ermöglichen, dort den umweltfreundlichen Kraftstoff zu bunkern.

Geschäftsführer Georg Ehrmann betonte bei der Präsentation der Plattform abschließend, weitere Mitglieder gerade auch aus der nichtmaritimen Wirtschaft gewinnen zu wollen. Er machte zudem darauf aufmerksam, dass es eine Partnerschaft mit der »LNG-Ini­tiative Nordwest« sowie mit weiteren nationalen und internationalen Organisationen gebe.

Die »Maritime LNG Plattform« will darüber hinaus die Politik und ihre Entscheidungsträger künftig verstärkt einbeziehen. So sollen die LNG-Themen in Brüssel bei der Europäischen Union, unter anderem im ESSF (Europäisches Forum für nachhaltige Schifffahrt), platziert werden. Neben Ansprachen in Kanzleramt, diversen Bundesministerien und auf Länderebenen will die Plattform auch an der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie (MKS) der deutschen Bundesregierung teilnehmen.

Thomas Wägener