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Der im Mai von der Damen Group an den niederländischen Betreiber Iskes Towage & Salvage abgelieferte Schlepper »Bernardus« vom Typ ASD 2810 Hybrid hat sich anlässlich der Messe ITS 2014 in Hamburg vorgestellt. Thomas Wägener war an Bord

Der knapp 29 m lange und 10,50 m breite Neubau wurde von Damen im rumänischen Galati konstruiert. Vom Typ ASD 2810 hat[ds_preview] die weltweit operierende Werftengruppe nach eigenen Angaben bereits rund 170 Schlepper verkauft. Die »Bernardus« ist aber erst das fünfte hy­bridbetriebene Fahrzeug der Serie. Auch der Betreiber Iskes Towage & Salvage mit Sitz im niederländischen Ijmuiden verfügt bereits seit November 2011 über einen konventionellen ASD-Schlepper des Typs 2810 von Damen.

Mit diesem Schiff hat das Unternehmen nach eigenen Angaben sehr gute Erfahrungen gemacht. Folglich sei es ein logischer Schritt, sich nun für die Hybridversion zu entscheiden. Der nach Iskes-Eigentümer Bernardus Iskes benannte Neubau ist der erste hybridbetriebene Schlepper der Flotte. Eingesetzt werden soll er wie die übrigen zwölf Schlepper des 1928 gegründeten Familienunternehmens in der Ijmuiden-Amsterdam-Region.

Weniger Verbrauch und geringere Emissionen durch Hybridtechnik

Der Schlepper hat die Klasse »X 100 A1 Escort Tug [X] LMC UMS IWS« von Lloyd’s Register. Durch den kombinierten Diesel-, Diesel-Elektro- oder Batterieantrieb kann die »Bernardus« den Angaben zufolge eine durchschnittliche Kraftstoffersparnis von bis zu 30% erreichen. Die Emissionen können sogar um bis zu 40% reduziert werden. Als Hauptmotoren wurden zwei MTU-Maschinen vom Typ 16 V 4000 M63 (mit je 1.840kW) eingebaut, die bei 1. 600 Umdrehungen pro Minute für eine sehr schnelle Beschleunigung des Fahrzeuges sorgen. Zudem lieferte dasselbe Unternehmen einen 800-KVA-Generator, der den Tier-III-Anforderungen gerecht wird.

Beim Halten, Manövrieren und Langsamfahren (bis zu einer Geschwindigkeit von 5kn) kann der Schlepper auf Akkus zurückgreifen und so zu 100% elektrische Energie nutzen. Die Batterien können auch genutzt werden, wenn das mit einem Pfahlzug von 60t ausgestattete Fahrzeug nachts am Kai liegt. Die beiden Batteriepakete, bestehend aus 140 Lithium-Ionen-Batterien von Valence, haben eine Gesamtkapazität von 240kWh und befinden sich aus Sicherheitsgründen in einem separaten klimatisierten Raum.

Die beiden achtern installierten, gegenläufig rotierenden Ruderpropeller vom Typ US 205 wurden von Rolls-Royce geliefert. Sie wurden in einem Neigungswinkel von 7° eingebaut, damit der Schlepper gut und schnell manövrieren kann – eine Eigenschaft, die insbesondere bei diesen Schiffstypen wichtig ist, da sie oftmals schnell reagieren müssen.

Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz von Mannschaft und Schiff

Der Kapitän auf der Brücke und die Maschinisten können auf das sogenannte MEGA Operating and Control System des niederländischen Herstellers Praxis Automation Technology zurückgreifen. Das Steuersystem, mit dem die Crew die Haupt- und Hilfsmaschinen, elektrische Systeme, Tankkapazitäten sowie Licht- und Ventilatoren überprüfen kann, ist Teil eines Alarm- und Monitoring-Systems und beinhaltet Touchscreens. Auch bei Schleppvorgängen können somit die wichtigen Daten von der Brücke aus geprüft werden, ohne in den Maschinenraum zu gehen.

Das Thema Sicherheit ist für die Werft und den Betreiber nach eigener Aussage sehr wichtig. Deshalb verfügen die Damen-Schlepper auch über elektrisch betriebene Doppelwinden auf dem Vorschiff; auf dem Achterdeck wurden ebenfalls zwei Winden installiert. Falls bei einer Leine also Probleme auftreten sollten, steht immer noch eine andere als Ersatz zur Verfügung. Die rund 600m lange, robustere der beiden achtern installierten Leinen ist hauptsächlich für Schleppaktivitäten auf See bestimmt, wenn beispielsweise ein Havarist auf den Haken genommen werden soll, sagt Coen Boudesteijn, Product Director Tugs bei Damen.

Alle vom niederländischen Unternehmen Lankhorst Ropes gelieferten Schleppleinen seien besonders robust, da sie auch die größten Schiffe und Offshore-Plattformen halten müssen. Um dem Seilverschleiß vorzubeugen, sei zudem auf eine reibungslose Leinenführung Wert gelegt worden. Die Rollenklüsen, durch die die Leinen beim Schleppvorgang geführt werden, sind aus korrosionssicheren Materia­lien gefertigt. Dies sei wichtig, denn bei Seegang komme es nicht selten vor, dass die Klüsen dem salzhaltigen Seewasser ausgesetzt sind.

Im Falle eines Brandes wird von den heutigen Schleppern erwartet, mit den an Bord befindlichen Mitteln das Feuer zu bekämpfen. Diesbezüglich wurde die »Bernardus« vom Unternehmen Skum mit der entsprechenden Technik, inklusive Feuerlöschmonitoren, ausgestattet. Vorn und achtern der Brücke ist jeweils ein großer Seematz-Suchscheinwerfer der Firma Pesch Marinescheinwerfer befestigt. Darüber hinaus ist auf dem Achterdeck des Schiffes ein von HS Marine gelieferter Kran mit der Bezeichnung AK 20 E3 montiert. Zudem gibt es dort ausreichend Platz, um Equipment zu stauen.

Mithilfe von 3D-Programmen haben die Experten der Werft am Computer eine geeignete Rumpfform entwickelt. Die Wahl fiel auf einen Rundspantrumpf – also auf eine geschwungene Form mit einer ausgeprägten V-Form am Bug – statt eines Knickspantrumpfes. Am Bug befinden sich spezielle Vorrichtungen für die Anker, damit das Schiff besser durchs Wasser kommt. Ferner verfügt die »Bernardus« zum Schutz der Schiffshülle über eine Kombination von W-Fendern und zylindrischen, wurstförmigen Fendern am Bug; D-Fender befinden sich rundherum in Höhe des Decks.

Weitere Aufträge für Schlepper

Die »Bernardus« ist der erste hybrid­betriebene ASD-2810-Schlepper von Damen, aber sicherlich nicht der letzte, erwartet das Unternehmen. Nach Auskunft von Boudesteijn befinden sich derzeit vier weitere solcher Schiffe im Bau. Drei davon seien für die Royal Netherlands Navy, das vierte Fahrzeug für das Lager bestimmt. »Weil die Schiffe ›on Stock‹ gebaut werden, haben sie eine sehr kurze Lieferzeit«, betont er. Dieser Faktor werde von vielen Kunden geschätzt.