Hafenengpässe treiben Charternachfrage an

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Befrachtungsmakler verzeichneten in den vergangenen Wochen weiter steigende Aktivität. Trotz der stark gesunkenen Aufliegerflotte lassen Ratenverbesserungen in den meisten Segmenten aber auf sich warten
Der Seitwärtstrend bei den Zeitcharterraten für Containerschiffe hielt in den vergangenen Wochen[ds_preview] an. Per 18. September konnte der ConTex der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten (VHSS) im Vergleich zum Vormonat nur einen Punkt auf 368 Zähler zulegen. Dabei verlief die Entwicklung in den einzelnen Schiffsklassen durchaus unterschiedlich: Generell konnten sich die größeren Typen ohne eigenes Ladegeschirr am Markt etwas verbessern, während die kleineren Typen mit Bordkränen stärker unter Druck standen. Auch innerhalb dieser Gruppen ist die Ratenentwicklung nicht immer homogen. Generell haben die in Europa und dem Mittelmeer frei werdenden Schiffe eher Schwierigkeiten, Anschlussbeschäftigung zu stabilen Raten zu finden. In Fernost und der Karibik sind die Beschäftigungsaussichten in den jeweils relevanten Schiffsklassen deutlich vorteilhafter.

Trotz der zunehmenden geopolitischen Risiken und weltwirtschaftlichen Unwägbarkeiten könnten die Rahmenbedingungen durchaus schlechter sein. Das Verkehrsaufkommen auf den großen Exportrouten aus Asien heraus entwickelt sich seit Frühjahr besser als erwartet. Entsprechend können die aus den Werften kommenden Neubauten offenbar ordentlich ausgelastet werden, ohne dass es zu Rücklieferungswellen bei Chartertonnage gekommen ist. Die inaktive Flotte (»idle«) sank laut Alphaliner per Mitte September auf 120 Einheiten mit einer Gesamtkapazität von knapp 230.000TEU. So niedrig lag der Aufliegeranteil seit Jahren nicht. Abfertigungsengpässe und daraus resultierende Schiffsverspätungen in zahlreichen Häfen haben die Linien dazu gezwungen, zusätzliche Frachter zu chartern, damit die Fahrpläne einigermaßen eingehalten werden können. Das betraf zum Beispiel Liniendienste nach Manila oder den westafrikanischen Häfen, wie ein Hamburger Befrachtungsmakler erläutert.

Eigentlich wäre zu erwarten, dass die verbesserte Flottenauslastung weitere Erhöhungen der Raten ermöglicht. Allerdings dürfte die Nachfrage für dieses Jahr wohl den Höhepunkt überschritten haben, die Peak Season neigt allmählich dem Ende entgegen. So ist damit zu rechnen, dass die Linien bald wieder verstärkt eigene Schiffe als Relets an den Markt bringen.

9.000-TEU-Neubauten finden Beschäftigung

Kurzfristig zeigt die Charternachfrage im für gewöhlich eher schwankungsanfälligen Postpanamaxsegment nach der Sommerurlaubszeit wieder nach oben. Bis auf Ausnahmen präsentiert sich das Ratenniveau dabei stabil. Nach längerer Suche soll es dem in Singapur ansässigen Asiatic Lloyd gelungen sein, seine zwei 9.000-TEU-Neubauten zu einem ordentlichen Niveau von knapp 40.000$ für je drei Jahre bei der United Arab Shipping Company unterzubringen. Als Schnäppchen bezeichnen Makler hingegen einen Charter-Deal der Maersk Line mit dem an der New Yorker Börse gelisteten Schiffseigner Seaspan: Die Dänen sollen sich vier 10.000-TEU-Neubauten zu je 35.000$ bei fünf Jahren Laufzeit mit Anlieferung Ende nächsten Jahres gesichert haben. Die Charterverlängerung der »DS Kingdom« (6.479 TEU) zu nur 12.500$ für drei Monate durch Maersk markiert einen Tiefpunkt. Hingegen muss CCNI für die 6.600TEU tragende »Paxi« bei einer Periode von fünf bis neun Monaten 23.750$ pro Tag zahlen.

Ein hohes Aufkommen an Zeitfrachtabschlüssen wird für das Panamax-Segment gemeldet. Allein in einem sonst eher ruhigen Monat wie August sollen rund 30 Transaktionen zustande gekommen sein. Besonders beliebt sind weiterhin die größten Panamaxe mit Behälterkapazitäten von über 5.000TEU, deren Verfügbarkeit inzwischen sehr eng geworden ist. Die Raten haben inzwischen auf über 10.000$ angezogen und bewegen sich Richtung 11.000$. Die Hyundai-5000-Typen »Bellavia« und »Octavia« konnten nach Maklerangaben ihre Beschäftigung bei MCC bzw. NYK zu 10.750$ für sechs bis acht Monate verlängern.

Auch bei den Baby-Panamaxen mit 4.200/4.300TEU zeigt der Ratentrend leicht nach oben. Die ConTex-Durchschnittsrate (Basis 24 Monate) kletterte bis Mitte September um über zwei Prozent zum Vormonat auf über 10.600$. Im derzeitigen Markt werden solche Einheiten aber nur für kürzere Perioden zu Raten zwischen 8.100 und knapp 9.000$ geschlossen, wobei die höchsten Sätze in Asien gezahlt werden.

Das in den vergangenen Jahren eher unauffällige Segment der 3.500-TEU-Schiffe ohne Ladegeschirr berappelt sich ebenfalls zusehends. Bei sehr knapper Verfügbarkeit in Fernost haben sich die Marktraten auf weit über 8.000$ verbessert. Die »Box Trader« (3.426TEU) soll zu 8.500$ pro Tag durch Hapag-Lloyd verlängert worden sein, während Maersk die »Stadt Köln« (3.388TEU) zu 8.350$ für vier bis sechs Monate unter Vertrag nahm. Für 2.800-TEU-Schiffe ohne Ladegeschirr gab es bei anhaltend guter Nachfrage weitere leichte Verbesserungen in Asien. Bei den jüngsten Charterabschlüssen durch CMA CGM und die Cosco-Tochter Shanghai Pan Asia Shipping erklommen die Tagesraten endlich das Niveau von 8.000$ pro Tag.

Hohe Reefer-Kapazitäten gefragt

Im Subpanamax-Segment um 2.500TEU mit Ladegeschirr trennt sich die Spreu zunehmend vom Weizen: Standardschiffe mühen sich weiterhin um Beschäftigung zu sehr dürftigen Raten zwischen 6.000 und 7.000$, aber höher spezifizierte Schiffe mit einer überdurchschnittlichen Anzahl an Kühlcontaineranschlüssen oder geringerem Verbrauch erzielten bemerkenswerte Steigerungen. Die Marktrate für den Hyundai-2500-Typ mit 600 Reefer Plugs schnellte binnen weniger Wochen von 8.500 auf 9.500$ hoch. Für einen Nachfrageschub sorgte Hamburg Süd mit seinem Bedarf für vier zusätzliche Einheiten, mit denen ein neuer wöchentlicher Dienst zwischen Nordeuropa und Zentralamerika bestückt wird.

In den Feeder- und Handy-Klassen zwischen 1.000 und 2.000TEU bewegen sich die Charterraten trotz deutlich gestiegener Aktivität vor allem für 1.700-TEU-Typen mit Ladegeschirr seitwärts, zumindest in Asien. Im Mittelmeer stand der Markt mangels Anfragen unter größerem Druck, während in der Karibik weiterhin sehr feste Raten erzielt wurden, wie der Abschluss der »Viking Eagle« (Wenchong 1700 geared) zu 7.750$ bei Hamburg Süd zeigt. Immer mehr Reedereien erwägen inzwischen, ihre Schiffe auf eigene Kosten von Europa in die Karibik zu positionieren, wie Makler berichten.


mph