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Die während der Boom-Phase – in der Hoffnung auf eine weiterhin positive Entwicklung – durch eine Vielzahl an Neubau-Ordern aufgestauten[ds_preview] Tonnage-Überkapazitäten sind eine der entscheidenden Ursachen für die schwere Krise der vergangenen Jahre; das ist eine konsensfähige Erklärung. Dafür wurden die Reeder auch schon vielfach kritisiert. Der ehemalige französische Investmentbanker und heutige Reeder Philippe Louis-Dreyfus sieht einen wichtigen Grund der Fehlentwicklung jedoch auch an anderer Stelle. Auf der jüngsten Jahresversammlung des Schutzvereins Deutscher Rheder stellte er sich auf die Seite derer, die bei den Banken die hauptsächliche Ursache sehen. Einerseits habe es unter den Reedern zwar falsche Annahmen zum künftigen Wachstum gegeben. »Es gab viel zu viele rein spekulative Order, die andererseits zum großen Teil auf die finanzierenden Banken zurückgehen. Sie haben starken Druck auf die Reedereien ausgeübt, weil die Spekulation Teil ihres Geschäfts ist«, sagte Dreyfus. Daher sei es für die Zukunft wichtig, diese Aufträge zu vermeiden. »Das ist nicht unser Geschäft. Wir arbeiten langfristig, anders als die eher kurzfristig orientierten Banken«, so der Unternehmer weiter. In Boom-Zeiten zu bestellen, sei ein falsches Investment-Timing für die Schifffahrt.

Der Schutzverein rechnet unterdessen mit einem weiteren positiven Geschäftsjahr. Der Vorstandsvorsitzende Carsten Sommerhage geht allerdings von einem etwas geringeren Überschuss als 2013 aus. Als Grund nannte er ein niedrigeres Beitragsaufkommen sowie konstant hohe Kosten. 2013 bezeichnete er mit einem Überschuss von über 401.300 € »erfreulich«. Für Mitglieder konnten Ansprüche in Höhe von 15,8Mio. € – nach 20,3Mio. € im Vorjahr – durchgesetzt, beziehungsweise abgewehrt werden. Konjunkturbedingt schrumpfte die Flotte um 5,3 % auf 1.836 Schiffe. Das hatte zur Folge, dass auch die Zahl der Streitfälle leicht von 404 auf 380 zurückging. Aufgrund des Trends zu immer größeren Frachtern reduzierte sich die Gesamttonnage jedoch nur geringfügig und liegt mit rund 41 Mio. BRZ knapp auf Vorjahresniveau. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt im aktuellen Geschäftsjahr erneut im Bereich von Streitigkeiten aus Zeitfrachtverträgen. Ebenfalls aktuell bleiben Probleme in Zusammenhang mit Insolvenzen von Zeitbefrachtern und damit verbundene Schiffsarreste. Neue Themen sind zum einen die Ebola-Problematik und die ab Januar geltenden Bestimmungen über den Schwefelgehalt von Bunker in den sogenannten »Emission Control Areas«.