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Nach dem Rückzug des Maersk-Konzerns sah es nicht gut aus für den Schiffbau in Dänemark. Die Fayard-Werft ist einen neuen Weg gegangen – mit einem Industriepark, in dem viele große Zulieferer angesiedelt sind.
Das Jahr 2009 brachte auch für viele Schiffbauer in Odense einen tiefen Einschnitt. Der A.P. Moeller Maersk-Konzern gab damals[ds_preview] den Abschied aus dem Schiffbau in Dänemark bekannt. 2008 wurden bei Lindö noch die damals größten Containerschiffe der Welt für die Maersk Line gebaut. Fast zeitgleich kämpfte die 60 km entfernt am kleinen Belt gelegene Fredericia Skipsvaerft mit einem ganz anderen Problem. Der Bürgermeister von Fredericia wollte dort schöne Wohnungen am Wasser bauen. 2009 kam es deshalb zu einer Einigung zwischen Odense, A.P. Moeller Maersk und der Fredericia Skibsvaerft. Die Werft in Fredericia wurde stillgelegt und zog nach Odense um. Genauer gesagt in den Vorort Munkebo. »Der Umzug hat zwar 2010 zu einem Rückgang beim Umsatz geführt. Doch inzwischen sind wir wieder deutlich gewachsen. 2014 wird das beste Jahr für uns«, sagt Ivan S. Larsen, Sales und Calkulation-Manager der 1916 gegründeten Reparaturwerft.

70 Firmen angesiedelt

Vier Trockendocks, etliche Hallen und sieben Krane sind die Ausstattung der heutigen Fayard Werft. Mit etwa 10 ha hat sie nur einen kleinen Teil der ehemaligen Moeller-Werft übernommen. »Der Rest wird von anderen Firmen genutzt. Das ist jetzt eine Stärke des Standorts«, so Larsen. Die Firmenschilder reichen von ABB über MaK bis Siemens und Vesta. 70 Firmen haben sich neben der Fayard-Werft angesiedelt und bieten maritime Dienstleistungen an. Betrieben wird der maritime Gewerbepark von der städtischen Hafengesellschaft Port of Odense. Sie verhandelt die Kontakte mit Interessenten und Unternehmen und betreibt den Sicherheitsdienst.

Beispielsweise werden Fundamente und Anlagen für den Offshore-Windpark »Baltic 2« von EnBW bei Rügen dort montiert. Eine norwegische Firma baut Fayard einen neuartigen Tower-Kran für das Offshore-Schiff »North Sea Giant«. Auch der Name DFDS steht an einem Büro. Die Reederei hat sich von Fayard ein Dock für die Fertigstellung der RoRo-Fähre »Ark Dania« gemietet. Das Schiff war zuvor bei P+S in Stralsund begonnen worden. Nach der Insolvenz der deutschen Werft zog DFDS den Neubau ab. »Die Reederei arbeitet hier in Eigenregie mit ihren Zulieferern und stellt das Schiff fertig«, erläutert Larsen.

Ganz anders die Reederei Scandlines. Sie hat ebenfalls einen Nachlass aus der P+S Werft aus Stralsund abgezogen. Das Fährunternehmen hat Fayard den Auftrag zum Umbau der beiden Schiffe »Berlin« und »Copenhagen« gegeben. 2.000 t müssen beide Fähren leichter werden, große Teile der Elektrik werden erneuert und einer der fünf MaK-Diesel-Motoren wird durch Batterien für den Hybrid-Betrieb ersetzt. Ursprünglich hatte die Hamburger Werft Blohm + Voss den Auftrag übernommen. Man wurde sich aber nicht einig. Da die Dänen die Fähren unbedingt 2015 haben wollten, sprang Fayard ein. »Da wir keine Kapazitäten in der Konstruktionsabteilung für solch einen Auftrag hatten, haben wir Blohm + Voss aus Kiel allerdings mit nach Odense geholt«, so der Werftsprecher. Dabei handelt es sich um die Ingenieur-Abteilung Blohm + Voss Shipyards & Services. Auch sie hat ein Büro auf der Werft.

Inzwischen sind fast alle großen Fährreedereien der Ostsee in der Referenzliste von Fayard. Die Color Line, DFDS, Stena, Finnlines und Scandlines schicken ihre Schiffe regelmäßig nach Odense. Die Auslastung der Docks liegt derzeit bei 80 %. Im Frühjahr zum Teil bei 100 %.

Auslastung durch Scrubber

Gegenwärtig ist die Werft mit der Umrüstung der Fähren auf Abgasreinigungsanlagen (Scrubber) ausgelastet. Color Line lässt den Einbau für die »Superspeed 2«, die Kreuzfahrtfähren »Color Magic« und »Color Fantasy« ab Januar bei Fayard machen.

Die Ausrüstung der Werft umfasst vier Trockendocks zwischen 415 und 145 m sowie nutzbaren Breiten zwischen 90 und 30 m. Der 1.000-t-Portalkran überspannt das 415 m lange Großdock und einen Teil der Fertigungsanlagen. Die drei kleineren Docks bekamen 2011 neue Docktore und Pumpen. Die Tore der drei kleineren Docks mit Längen zwischen 303 und 145 m lassen sich in vier Minuten auffahren. Durch die neuen Pumpen können Schiffe in weniger als drei Stunden trockengestellt werden.

Verschrottung im Angebot

Ein Geschäftsmodell ist auch die Verschrottung. Die Werft gewann die Ausschreibung des dänischen Verteidigungsministeriums zur Verschrottung von drei Fregatten. Verbrannte Ladungsreste der »MSC Flaminia« wurden 2014 bei Fayard entsorgt. Mit Interesse hat man in Odense die Ankündigung der Vorbesitzer gehört. Maersk will keine Schiffe mehr in Asien auf Stränden verschrotten lassen. In Odense ließe sich das 415 m lange Baudock dafür nutzen.

Frank Behling