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Mit dem ersten Neubau-Auftrag seit einigen Jahren sorgte die Lloyd Werft 2013

für Aufsehen in der deutschen Schiffbauindustrie. Jetzt rückt die Ablieferung näher. Die HANSA stellt technische Details der »Ceona Amazon« vor
Das britische Schifffahrtsunternehmen Ceona hatte die Order nach Bremerhaven vergeben. »Ceona Amazon« wurde auf Basis eines Bohrschiffdesigns als Rohrverlegungseinheit mit[ds_preview] Hubschrauberdeck und Moonpool konzipiert.

Es ist ein nordeuropäisches Projekt. Seitdem der vorgefertigte Kasko von der polnischen Crist-Werft geliefert wurde, arbeiten die Schiffbauer der Lloyd Werft mit Hochdruck an dem Prestigeprojekt. Einige Endausrüstungsarbeiten für die Rohrschweiß- und Rohrverlegeausstattung erfolgen bei Huisman in den Niederlanden. Nach Probefahrt und offizieller Taufe wird die »Ceona Amazon« in diesen Tagen überführt. Bei der Zusammenarbeit mit der Crist-Werft haben die Bremerhavener in der Vergangenheit nach eigenen Angaben bereits gute Erfahrungen gemacht.

Der Neubau mit Unterbringungsmöglichkeiten für bis zu 200 Personen ist 199,40 m lang, 32,30 m breit und 8 m tiefgehend. Zu 16 Einzel- und 92 Doppelkabinen kommen zahlreiche Büro- und Aufenthaltsräume. Angetrieben wird das mit 33.400 BRZ vermessene Schiff von vier jeweils 4.480 kw leistenden MAN-Motoren des Typs 8L 32/44CR und zwei MAN-Maschinen des Typs 9L 32/44 CR mit jeweils 5.040 kW Leistung. Der Emergency Generator Lindenberg S12R-MPTA leistet 1.190 kW.

Mit dem Stauraum für 5.500 t Rohre und Verbindungsteile unter Deck wird eine große Reichweite ermöglicht. Mit dem Schiff können insgesamt 9.000 t Rohre transportiert werden. In drei Laderäumen gibt es Platz für zusammen 18.000 m3. Das Hauptdeck hat eine Fläche von 4.600 m2 mit einer Belastungsgrenze von 16 t/m2. Auf den Lukendeckeln von TTS sind es 5 t/m2. Bei der Anker- und Mooring-Ausstattung setzt Ceona auf Material des Uetersener Unternehmens Hatlapa sowie der Kettenfabrik Mester. Hatlapa lieferte auch drei Kompressoren (245 m3/h 30 bar). Für das Absenken der Rohre auf See nutzt die »Ceona Amazon« einen 8 m x 13,50 m großen Moonpool. Von Huisman kommt das Rohrverlege-Equipment, sowie zwei Offshore-Krane mit Tragkraft für je bis zu 400 t. Mit ihnen und einem weiteren 30 t-Kran werden die Rohre, nachdem sie von Schweißrobotern zusammengefügt wurden, in ein spezielles Biege- und Verlegesystem gehoben. Bauteile mit bis zu 610 mm Durchmesser können so verlegt werden. Für die Arbeiten wurde eine Kombination aus S-Lay- und J-Lay-Methode gewählt.

Wichtig ist die Stabilität der Position auf See. Der Neubau wurde daher mit einem DP2-Positionsierungssystem K-POS von Kongsberg ausgestattet. Außerdem hat das Schiff sieben Strahlruder an Bug und Heck. Im Achterschiff sind es drei Azimut-Propeller der finnischen Firma Steerprop mit jeweils 3.500 kW vom Typ SP50D. Für die Bewegungen im Hafen und bei der Revierfahrt sowie für Arbeiten auf See gibt es ein Bugstrahlruder vom Typ FU93 LTC (1.800kW) und drei einziehbare Azimut-Propeller (Typ AR100 LNC) mit je 2.400 kW vom norwegischen Unternehmen Brunvoll. Für eine möglichst ruhige Lage gehört darüber hinaus ein Anti-Heeling-System vom Hamburger Unternehmen Hoppe Marine zur Ausstattung.

Unter Wasser können die Arbeiten mit Tauchrobotern (ROV) überwacht werden.

Ein bedeutender Aspekt bei Neubauten ist derzeit die Ballastwasserreinigungsanlage. Für die »Ceona Amazon«, die eine Anlage mit einer Gesamtkapazität von 15.500 m3 bekommt, ging der Auftrag

an MMC Green Technology. Wie die Komponenten von Brunvoll und Steerprop wurde sie über das Ratzeburger Unternehmen Steinbach Ingenieurtechnik geliefert.

Die Schiffbauer der Fassmer Werft fertigten zwei jeweils 12 m lange Gangways. Die Navigations- und Automationsanlagen stammen zum größten Teil von SAM Electronics. Auch Saab und Skipper gehören hier zu den Zulieferern für das Spezialschiff. Zur Kommunikationsausstattung tragen etwa Debeg, Sailor, Inmarsat, Motorola und SMK bei, das Entertaining-System ist ein Seatel 4000.

Das Oldenburger Unternehmen Deerberg Systems erhielt den Auftrag für einen Verbrennungsofen an Bord des Neubaus. Hamworthy aus dem Wärtsilä-Konzern lieferte ein STZC40 Abwassersystem für 200 Personen, der Warmwasser-Boiler (1.500 kW) stammt vom schwedischen Anbieter Alfa Laval, das Osmose-System von Karberg & Schmitz.

Das Helikopterdeck mit 26 m Durchmesser für Sikorsky-Einheiten ist wie in vielen Fällen auf dem Vorschiff installiert. Sollte es zu einem Notfall kommen, stehen der Besatzung Rettungsanlagen vom Sulinger Unternehmen d-i Davit International zur Verfügung. Zum Lieferumfang gehören insgesmat vier Rettungsboote, zwei Rettungsinseln und zwei entsprechende Kräne.

Ceona will den Neubau unter anderem in »abgelegenen und anspruchsvollen« Gebieten einsetzen. Das Schiff soll in der Lage sein, flexible Schlauchleitungen, starre Rohrleitungen und Versorgungsleitungen in bis zu 3.000 m Tiefe zu verlegen. Ceona bietet Unterwasserbau-Projekte auf de rganzen Welt an und benötigt dafür entsprechend einsatzfähige Schiffe. Inklusive der »Ceona Amazon« umfasst die Flotte derzeit sechs Schiffe. Dazu zählen unter anderem auch die beiden ehemaligen Combi Dock-Einheiten »Blue Giant« und die »Giant II«.

Zuletzt konnte man mit dem strategischen Partner MPL ein Großauftrag aus dem westafrikanischen Nigeria gewinnen. Im Wettbewerb setzt Ceona auf die Unterstützung eines finanzstarken Partners: Mehrheitsaktionär ist Goldman Sachs Capital Partners mit Sitz in den USA.