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Einige künstliche Wasserstraßen wie der Panama- oder der Suezkanal werden wegen der Schiffsgrößenentwicklung ausgebaut. In Nicaragua soll sogar ein komplett neuer Kanal entstehen

Geplanter Nicaraguakanal

Die Pläne, einen Kanal durch Nicaragua zu bauen, sind nicht neu. Das Vorhaben wird jetzt allerdings[ds_preview] konkreter. Das in Hongkong beheimatete Unternehmen HKND soll den Bau der 278km langen Wasserstraße realisieren. Mittlerweile steht auch der Verlauf des Projekts fest (siehe Karte).

Darüber hinaus sollen an den Kanalein- und Ausgängen in Brito und in Punta Gorda zwei neue Häfen entstehen. Die Chinesen haben sich bei der Planung unter anderem Unterstützung durch das belgische Unternehmen SBE geholt, das auf Hydrauliktechnik spezialisiert ist sowie vom australischen Unternehmen MEC Mining. Das Changjiang Institute for Survey, Planning, Design and Research trägt die Verantwortung für die Gestaltung des Kanalprojekts.

Panamakanal

Der Panamakanal wurde 1914 fertiggestellt. Seit mehr als 100 Jahren ist er eine wichtige Verbindung zwischen dem Pazifischen und dem Atlantischen Ozean.

Wegen der immer größer werdenden Schiffe stößt die Wasserstraße jedoch an ihre Grenzen. Aufgrund der Ausmaße der Schleusen ist die Schiffsgröße bislang auf 294m Länge, rund 32m Breite und etwas mehr als 11m Tiefe begrenzt und somit nicht mehr zeitgemäß. Deshalb wurde bereits im Jahr 2007 mit den Ausbaumaßnahmen begonnen.

Herzstück des ertüchtigten Kanals werden die neuen Schleusen. Für den Bau wurde die Grupo Unidos por el Canal (GUPC), ein Consortium aus Jan De Nul Group, Sacyr Vallehermoso (Spain), Impregilo (Italy) and Cusa (Panama) gegründet. Jede der beiden Schleusen umfasst drei Kammern mit einer Länge von jeweils 427m, einer Breite von 50m und einer Tiefe von 30m. Zukünftig können somit Schiffe mit einer Länge von 366m, einer Breite von 49m und einem Tiefgang von gut 15m den Kanal befahren. Die maximal zulässige

Containerkapazität pro Schiff wird sich von bisher 5.000TEU auf zukünftig 14.000TEU fast verdreifachen. Den Angaben zufolge sollen die Schleusen pro Schleusvorgang Dank Wassersparbecken etwa 7 % weniger Wasser verbrauchen als die Bestehenden.

Neben dem Bau der Schleusen standen zahlreiche wasserbauliche Maßnahmen an. Die Panamakanalbehörde (ACP) beauftragte verschiedene Unternehmen – darunter Dredging International und Jan de Nul für Vertiefungen und Verbreiterungen sowie den Bau zusätzlicher Zufahren wie dem Pacific Entrance oder den South Approach. Mehrere zehn Millionen Kubikmeter Material bestehend aus Gestein und Felsbrocken mussten dafür beseitigt werden. Für die Arbeiten kamen verschiedenste Baggerfahrzeuge zum Einsatz: Hopperbagger, Laderaumsaugbagger oder selbstfahrende Pontons zum Bohren und Sprengen.

Der ertüchtigte Panamakanal, dessen Erweiterung insgesamt rund 5,3Mrd. $ kostet, soll in diesem Jahr für die größeren Schiffe freigegeben werden.

1. – Vertiefung und Erweiterung der Zufahrten zum Atlantik und Pazifik

2. – Rund 3 % der weltweiten Flotte hat den Panamakanal 2013 befahren

3. – Containerschiffe (3.103), Massengutfrachter (2.903) und Tanker (2.468) waren 2013 die häufigsten Schiffstypen im Kanal

4. – Mehr als 12.000 Durchfahrten gab es 2013

5. – Der Kanal ist rund 77 km lang und die Passage dauert im Durchschnitt etwa 8 Stunden

6. – Zukünftig können Schiffe bis zu einer Kapazität von 14.000 TEU den Kanal befahren

7. – Durch die Schleusen wird ein Höhendifferenz von 28 m überwunden

8. – Die beiden Schleusen mit je drei Kammern sind das Herzstück des

ertüchtigten Kanals. Jede Kammer ist 427 m lang und 55 m breit

Suezkanal

Auch der Suezkanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer (Golf von Suez) verbindet, wird ertüchtigt. Die niederländischen Wasserbauunternehmen Boskalis und Van Oord sowie die belgischen DEME und Jan de Nul haben im Oktober 2014 von der Suez Canal Authority den Auftrag erhalten, einen rund 25km langen neuen Kanal zu bauen, der teilweise parallel zu dem bestehenden Wasserweg verlaufen soll. Zudem sollen Teile des vorhandenen Kanals verbreitert und auf 24m vertieft werden. Der Auftragswert wird mit 1,5Mrd. € angegeben. Die Maßnahmen, die bereits im Laufe des Jahres beendet werden sollen, sind nötig, da der Kanal als wichtigste Verbindung zwischen Asien und Europa dem prognostizierten Wachstum nicht mehr standhält. Größeren Schiffen soll die Passage ermöglicht werden.

Derzeit wird der Kanal, bei dem es keine Schleusen gibt, als eine Art »Einbahnstraße« betrieben. Die Schiffe fahren jeweils in einem Konvoi. Schiffe, die in die andere Richtung wollen, müssen warten.


Thomas Wägener