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Renewals 2015: Generalerhöhung der Prämien deutlich niedriger als bei der letzten Runde


Nach kräftigen Steigerungen in den vergangenen zwei Jahren zeichnet sich für 2015 eine deutlich gebremste Entwicklung bei den P&I[ds_preview]-Prämien ab. Die dreizehn Clubs der International Group, die die Haftungsrisiken für über 90% der weltweiten Tonnage abdecken, wollen beim traditionellen Renewal am 20. Februar die Prämienraten im Durchschnitt um knapp über 3% anheben. Die von den einzelnen Clubs verkündeten General Increases bewegen sich in einer Spanne von 0 bis 6,5%. Zum Vergleich: Bei der letzten Prolongation Anfang 2014 sollten die Flotten im Durchschnitt über 8% mehr bezahlen, damals lag die Spanne je nach Club-Zugehörigkeit zwischen 2,5 und 12,5%. Der General Increase bildet immer die erste Stufe bei der Anpassung der Haftpflichtprämien, er soll für alle Flotten unabhängig vom jeweiligen Schadensverlauf gelten. Darüber hinaus wird die individuelle Statistik der Mitglieder berücksichtigt: Wer hohe Schadensquoten aufweist, muss mehr als den General Increase zahlen; bei niedriger Schadenentwicklung kommen die Reeder zum Teil ohne weitere Erhöhungen davon. Sogar auf den offiziellen General Increase sollen die P&I Clubs bei »guten« Mitgliedern in der Vergangenheit verzichtet haben, wie Marktteilnehmer berichten.

Aufgrund von deutlichen Prämiensteigerungen in den Vorjahren, gestiegen Kapitalerträgen im Zuge der Aktienhausse sowie einer bislang sehr moderaten Schadensentwicklung in diesem Jahr konnten die Gegenseitigkeitsversicherer ihre Rücklagen zuletzt deutlich ausbauen. Die erhöhten Sicherheitspuffer nutzen sie nun, um die Kostensteigerungen für die Mitglieder in Grenzen zu halten. Wobei Kritiker meinen, dass die Vereine ihre Spielräume gar nicht voll ausnutzen. Die relativ guten Ergebnisse im Vorjahr und der Rückgang der Großschäden in diesem Jahr müssten es ihnen eigentlich ermöglichen, die Beiträge nächstes Jahr einzufrieren, argumentierte der Londoner Versicherungsmakler Tysers kürzlich in einem Branchenreport. Dem hielt der Vorstandschef des größten International Group Clubs Gard, Rolf Thore Roppestad, bei einer Kundenveranstaltung in Hamburg entgegen, dass sich die Clubs nicht auf den gesunkenen Großschäden ausruhen dürften. Schwere Unfälle in der Schifffahrt seien nicht vorhersehbar aber unvermeidlich. »Wir hatten dieses Jahr bislang noch keinen großen Claim, aber wir wissen, dass sie kommen werden«, sagte Roppestad. »Man kann an einem Tag gleich zwei davon haben.« Dabei liegt Gard mit seiner geplanten Erhöhung um 2,5% für 2015 noch im unteren Mittelfeld. Der Club, der neben der P&I-Sparte auch im großen Stil kommerziell Seekasko- und Offshore-Versicherung betreibt, nutzt seine Gewinne aus anderen Geschäftsfeldern sowie seine Kapitalrenditen, um das P&I-Geschäft zu bezuschussen und „unter Kostenniveau zu fahren“. In seiner Budgetplanung gehe Gard weiterhin von einer kombinierten Schadenkostenquote von 105% aus, wie Roppestad unterstrich. Will heißen: Schäden-, Verwaltungs- und Vertriebskosten im P&I-Bereich dürfen die Prämieneinnahmen ruhig um 5% übertreffen. Liegen die Zahlen nach dem Jahresabschluss über diesem Planwert, würden die Mitglieder nachträglich durch eine Absenkung der Nachüsse (Deferred Call) entlastet.

Drei Clubs verzichten gänzlich auf eine allgemeine Beitragsanhebung: Steamship Mutual, Shipowners und Skuld. Die Geschäftsführer von Steamship erklärten, dass die Schäden bislang niedriger lägen als veranschlagt und dass die Rücklagen ausreichten, um auch ohne General Increase über die Runden zu kommen. Der auf kleinere Tonnage und Spezialschiffe ausgerichtete Shipowners Mutual geht noch einen Schritt weiter und übernimmt auch etwaige Steigerungen bei den Rückversicherungskosten, die von anderen Clubs der International Group direkt an die Mitglieder durchgereicht werden. Dank einer ordentlichen Kapitalrendite von 2,2% und eines leichten technischen Gewinns konnte Shipowners seine freien Reserven zur Jahreshälfte um rund 5% auf 314Mio. $ ausdehnen. Dabei erlitt der Club im März einen heftigen Schaden im Mittelmeer, der in einer Wrackbeseitigung mündete. Der norwegische Anbieter Skuld führt bereits seit einigen Jahren gar keinen General Increasesmehr durch, sondern richtet sich bei der Prämienanpassung nach den individuellen Schadensquoten und allgemeinen Risikofaktoren. Umso höher hängt sich dafür dieses Jahr der UK Club die Latte: Mindestens 6,5% mehr sollen die versicherten Flotten im kommenden Jahr für die Haftpflichtdeckung zahlen.

Das Management begründet die Entscheidung mit steigenden Kosten für große Schäden über 500.000$ im Vorjahr. In der Folge hatte der Club in den ersten sechs Monaten ein erhöhtes technisches Defizit zu verkraften (109% kombinierte Schadenkostenquote), nur dank Kapitaleinkünften in Höhe von 22Mio. $ gelang es dem UK Club, ein Abschmelzen der freien Reserven zu verhindern.

Auch die North of England P&I Association – zweitgrößter P&I-Versicherer nach Gard – will sich mit einem General Increase von 4,75% einen ordentlichen Schluck aus der Pulle genehmigen. Der Club gehört zur Minderheit derer, die auf die weiter voranschreitende Kosteninflation verweisen. Aufgrund zweier extrem schwerer Schäden von 110Mio. bzw. 55Mio. $ im Vorjahr muss North erhöhte Kostenbeiträge an den Pool der International Group leisten. Dort laufen zentral alle Einzelschäden ab 9Mio. $ auf. Mehr als die Hälfte der für 2015 avisierten Prämienerhöhung sei für die Beiträge an den Pool vorgesehen. m