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VHT-Bilanz: Die Schäden sind 2014 deutlich ge-sunken, aber auch die versicherte Flotte geht zurück
Die Schäden in der deutschen Seekaskoversicherung sind nach den jüngsten Zahlen des Vereins Hanseatischer Transportversicherer (VHT) 2014 auf den niedrigsten[ds_preview] Stand seit Jahren gefallen. Wie die zentrale Schadensbearbeitungsstelle der Seekaskoversicherer in Deutschland zu Jahresanfang bekannt gab, sanken die begutachteten Claims um rund 60% auf 54Mio. €.

Die Gesellschaften könnten auf ein »verhältnismäßig gutes Jahr zurückblicken«, erklärte der Vorsitzende des VHT und Geschäftsführer des Assekuradeurs Drewes & Runge, Robert Mahn, beim traditionellen Neujahrsempfang des Vereins in der Bremer Handelskammer. »Wir hatten fast keine Großschäden zu verzeichnen.« Daten zum Prämienaufkommen sammelt der VHT nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass das Gesamtsegment erstmals seit Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben hat. 2013 hatte das Bruttoprämienaufkommen im Bereich Seekasko in Deutschland bei 81,1Mio. € gelegen, wie die HANSA vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erfuhr. 2013 hatte der VHT noch Schadenseingänge von 136Mio. € verzeichnet – bedingt vor allem durch einen Großschaden im Bereich Reparatur und Haftpflicht, wie Mahn ausführte. Versicherungsmaklern zufolge handelte es sich dabei um einen Maschinenschaden und anschließenden Brand während der Reparatur auf dem Hapag-Lloyd-Kreuzfahrtschiff »Hanseatic«.

Die Anzahl der durch den VHT betreuten Schäden sank 2014 auf 706, nach 738 im Vorjahr. Die durchschnittliche Schadenshöhe verringerte sich von 148.000 auf 76.000€. Mahn warnte die versammelten Makler, Underwriter und Kunden aber, dass man den positiven Trend bei den üblichen Schwankungen der Schäden nicht fortschreiben könne. Der Untergang des Zementfrachters »Cemfjord« am 2. Januar in der Nordsee, bei dem acht Besatzungsmitglieder ums Leben kamen, zeige, dass »es mit Totalverlusten sehr schnell gehen kann«. Das Schiff war früher einmal im deutschen Markt führend versichert gewesen. »Eines müssen wir uns vor Augen führen,« sagte Mahn, »ein größerer Totalverlust, und das Jahr ist für den Markt, Klartext gesprochen, im Eimer.«

Viele Maschinenschäden

Besorgt seien die Versicherer über den anhaltend hohen Anteil von Maschinenschäden mit 28%. Bei der Ursachenforschung stießen die Sachverständigen regelmäßig auf Wartungsmängel, aber auch auf gefälschte Ersatzteile, die den Reedern untergejubelt werden, heißt es beim VHT. Angesichts der angespannten Finanzlage vieler Reedereien dürften die Risiken weiter steigen. »Für eine Erneuerung der Flotten fehlt in vielen Fällen das Geld, weshalb sie mittelfristig veralten dürften und dadurch auch schadenanfälliger werden«, gab Mahn zu bedenken.

Die wirtschaftlichen Nöte der deutschen Schifffahrt spiegeln sich auch deutlich in den Bestandszahlen der Versicherer wider. Seit dem Jahr 2010 ist die Zahl der Seeschiffe, bei denen eine deutsche Gesellschaft die Deckung führend gezeichnet hat und die Schadensbearbeitung durch den VHT erfolgt, von 2078 auf gut 1500 gesunken. Grund dafür sind einerseits vermehrte Insolvenzen und Notverkäufe von Schiffen. Jedoch hätten sich einige Versicherer auch bewusst von risikobehafteter Tonnage getrennt, was grundsätzlich positiv zu werten sei, wie VHT-Vorstandsmitglied Hans-Christoph Enge erklärte. m