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Die niedersächsischen Seehäfen haben 2014 insgesamt 46,4 Mio. t im Seeverkehr umgeschlagen (+ 1 %). Holger Banik, seit einem Jahr an der Spitze der Landeshafengesellschaft NPorts, sieht gute Wachstumschancen

Wenn von den deutschen Seehäfen die Rede ist, sprechen viele von Hamburg und Bremerhaven. Warum finden die niedersächsischen Häfen[ds_preview] weniger Beachtung?

Holger Banik:

Die Welt spricht eben viel über Container, und da sind Bremerhaven und Hamburg nunmal Welthäfen. Wir haben mit dem Jade-Weser-Port gerade erst einen neu gebauten Containerhafen, der sich entwickeln wird. Alle anderen Häfen in Niedersachsen bedienen erfolgreich Nischen, das findet nicht so oft Beachtung – zu Unrecht allerdings.

Was haben Sie denn vorzuweisen?

Banik:

Zunächst einmal einen ordentlichen Umschlag mit einem leichten Wachstum im vergangenen Jahr. Emden ist der drittgrößte Automobilumschlagplatz in Europa, mit Cuxhaven zusammen wurden 1,8 Mio. Fahrzeuge bewegt. Und fragen Sie mal in Brasilien, welcher Hafen wichtig ist: Dann ist das Brake mit dem Agrargüterumschlag. Mit 9,2 Mio. Passagierbewegungen stehen wir auf Platz 2 hinter Schleswig-Holstein. Das alles kann sich mehr als sehen lassen. Vielleicht hilft noch ein Vergleich: Unsere Häfen haben ein ähnlich hohes Anlagevermögen wie die in Bremen.

Ist es schwieriger, einen Verbund von 16 verschiedenen Standorten zu entwickeln, als das bei einen einzelnen Standort möglich ist?

Banik:

Das ist wesentlich schwieriger, weil es eben eine über die Fläche verteilte Struktur gibt. Da muss man jeden einzelnen Hafen besonders betrachten und herausstellen. Hierfür gibt es die Marketinggesellschaft (Seaports of Niedersachsen). Diese vermarktet die Häfen im Auftrag der Hafenwirtschaft und des Landes.

Es gibt insgesamt 16 Häfen in der Zuständigkeit von NPorts. Welche Schwerpunkte werden Sie in den kommenden Jahren bei den Investitionen setzen?

Banik:

Wir haben Cluster gebildet und schauen, welche Wachstumspotenziale wir in den Häfen haben. Nehmen Sie Emden und den Automobilumschlag. Dort bauen wir gerade einen neuen Dalbenliegeplatz, bis 2019/2020 soll für 55 Mio. € ein neuer Großschiffsliegeplatz mit 340 m Kajenlänge folgen. Wir sanieren die Nesserlander Schleuse für 120 Mio. € und müssen absehbar in eine weitere Seeschleuse investieren. Sie wird zwischen 300 und 350 Mio. € kosten. Wir investieren aber auch in Brake, Cuxhaven, den Inselversorgungshäfen und in den anderen Häfen.

Richtet sich die Entscheidungen nach den erwarteten Gütermengen?

Banik:

Wir investieren in allen Häfen, allein schon für die Instandhaltung. In diesem Jahr haben wir insgesamt rund 80 Mio. € zur Verfügung. Für große Investitionen reicht es künftig vielleicht nicht mehr, auf eigene Einnahmen und die Zuschüsse des Landes zu setzen. Auch da müssen wir neue Wege finden.

Welche könnten das sein?

Banik:

Die Frage ist, ob nicht der Bund die Länder bei der Hafenfinanzierung mehr unterstützen müsste. Die Häfen sind keine Häfen nur für den Norden, sondern für ganz Deutschland. Das sollte vielleicht künftig neu gewichtet werden. Wir müssen uns überlegen, ob sich Projekte künftig vermehrt über Kredite finanzieren lassen.

Das Hafenmanagement, früher in kommunaler Regie, verlangt heute moderne Unternehmensstrukturen. Wo steht NPorts?

Banik:

Das ist bei immer ein Prozess, der etwas Zeit in Anspruch nimmt, weil sich auch Kundenwünsche ändern. Deshalb wollen wir uns zu einem noch moderneren Dienstleister entwickeln. Da sind wir auf dem richtigen Weg. Wir erarbeiten in diesem Jahr Perspektivpapiere für die Häfen Brake, Wilhelmshaven und Emden. Das Thema Nachhaltigkeit ist dabei für uns ganz wichtig. Wir müssen uns am Ende an ökonomischen Kennzahlen messen lassen, wir wollen aber unter dem Stichwort „Hafen+“ auch ökologisch und sozial wirtschaften und eine zukunftsorientierte Personalentwicklung betreiben.
Krischan Förster