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Service-Dienstleistungen in der Offshore-Windbranche werden den Küsten-regionen in den kommenden Jahrzehnten nach Berechnungen der Wind-energie-Agentur WAB eine Wertschöpfung in Milliardenhöhe bescheren
Die ersten Offshore-Windparks in der deutschen Nord- und Ostsee sind fertig und produzieren Strom, zahlreiche weitere werden in den[ds_preview] kommenden Jahrzehnten hinzukommen. Nach der derzeit geltenden Gesetzeslage ist ihnen einen feste Einspeisevergütung über 20 Jahre garantiert: In dieser Zeit müssen sie betrieben und regelmäßig gewartet werden. Die Windenergie-Agentur WAB hat jetzt erstmals berechnet, welche Wertschöpfung durch den Bereich Offshore Wind Servicing (OWS) bis 2050 erzielt werden kann. Das zentrale Ergebnis der Kurzstudie: Der Service-Markt ist ein Milliardenmarkt – und er ist durch regionale Gebundenheit geprägt.

Bei den Kosten, die für den Bau und Betrieb eines Meereswindparks anfallen, legt das Branchennetzwerk die Kalkulationen einer von den Beratungsunternehmen Prognos und Fichtner 2013 veröffentlichten Studie zu den Kostensenkungspotenzialen der Offshore-Windenergie in Deutschland (s. HANSA 9/2013) zugrunde. Dabei umfasst OWS nach Definition der WAB nicht nur das Segment Betrieb und Wartung, sondern darüber hinaus auch alle weiteren Dienstleistungen, die bereits bei der Installation und Verkabelung sowie später beim Rückbau der Anlagen benötigt werden. »Wir haben uns da in Abstimmung mit anderen europäischen Netzwerken für eine eher maritime Definition entschieden, die sich eng am Offshore-Öl- und Gas-Service-Sektor orientiert«, erläutert WAB-Geschäftsführer Ronny Meyer.

Unter Berücksichtigung des neuen politischen Ausbauziels von 15 GW installierter Offshore-Leistung bis 2030 ergibt sich demnach in den kommenden 15 Jahren ein Markt für OWS in Höhe von insgesamt gut 18Mrd. €: Das entspricht gut einem Viertel der Gesamtkosten, die in dieser Zeit für den Bau und Betrieb von Offshore-Windparks anfallen. Und selbst dann, wenn es anschließend keinen weiteren Zubau gäbe, beliefe sich das kumulierte OWS-Marktvolumen bis 2050 auf gut 45Mrd. €. Hätte das alte Ausbauziel der vorherigen Bundesregierung von 25GW bis 2030 noch Gültigkeit, könnte die Wertschöpfung in diesem Bereich sogar 29Mrd. € bis 2030 und mehr als 73Mrd. € bis 2050 betragen. Man habe für die Berechnungen eine vergleichsweise vorsichtige Einschätzung vorgenommen, sagt Meyer: Er gehe deswegen davon aus, dass es sich bei diesen Zahlen um Minimalwerte handele.

Den größten Anteil an dem Service-Posten hat mit 62% das Segment Betrieb und Wartung, gefolgt von den Dienstleistungen bei Installation (30%), Verkabelung (5%) und Rückbau (3%). »Das ist ein regionaler Markt, der sich hier oben an der Küste abspielt«, macht Meyer deutlich und verweist darauf, dass der Offshore-Service sehr dezentral sei und sich teilweise an Orten wiederfinde, mit denen im Vorfeld nicht unbedingt zu rechnen gewesen sei. So hat EnBW eine Service-Station im kleinen Barhöft an der Ostsee eingerichtet, während Dong Energy seine deutschen Offshore-Windparks von Norddeich aus koordiniert und RWE Innogy, Eon sowie WindMW sich auf Helgoland angesiedelt haben. Für Meyer sind dies gute Beispiele dafür, »dass die Wertschöpfung entlang der Küste verteilt wird und dadurch sogar noch neue und zusätzliche Wertschöpfung geschaffen wird«.

Der WAB-Chef sieht die deutsche Offshore-Industrie vom Turbinen-Hersteller über die Werft bis zum maritimen Dienstleister gut aufgestellt. »Im europäischen Vergleich sind bei uns sehr viele Unternehmen im Service-Bereich aktiv – das liegt nicht zuletzt auch daran, dass wir eine breite maritime Wirtschaft haben.« Und die dürfte unter dem Strich ein gutes Stück vom OWS-Kuchen abbekommen: Immerhin werden nicht nur Häfen, sondern auch viele Schiffe benötigt, die zum Teil noch gebaut, auf jeden Fall aber bereedert und dann und wann auch repariert werden müssen. Darüber hinaus gibt es einen großen Bedarf an den unterschiedlichsten Dienstleistern, seien es Tauchunternehmen, Logistikexperten oder Anbieter von Spezialcontainern. »Es ist spannend, da die Bandbreite zu sehen«, meint Meyer. »Im Offshore Wind Servicing ist es die mittelständische, hochtechnologisch spezialisierte maritime Branche, die das Geschäft macht.«
AW