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Vor Jahresfrist hatte die Schifffahrtskrise zu einer Konsolidierung am Standort Hamburg geführt: Bei der aus drei Reedereien gebildeten Ahrenkiel Steamship gilt der Integrationsprozess als nahezu abgeschlossen – jetzt wird wieder in Schiffe investiert.

Erst kürzlich waren von der Ahrenkiel Steamship für eine dreistellige Millionensumme insgesamt acht Containerschiffe aus dem Abbau-Portfolio der HSH[ds_preview] Nordbank übernommen worden. »Wir rechnen mit einer zunehmenden Konsolidierung auf den Schifffahrtsmärkten«, begründet Managing Director Constantin Baack den Schritt. »Daher wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern.«

Gerade einmal zwölf Monate ist die Übernahme der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Ahrenkiel-Gruppe durch die MPC Steamship und Thien & Heyenga her. Getrieben und eng begleitet von der HSH Nordbank. Sie hatte allein an Ahrenkiel 40 Mio. € an Krediten ausgereicht und wurde – unterstützt von anderen Gläubigerbanken – federführend bei der Restrukturierung aktiv. Einige andere Gläubigerbanken suchten damals den Ausstieg. In der Folge entstand einer der führenden Akteure im Containersegment zwischen 1.000 und 5.000TEU mit heute knapp 100 Mitarbeitern an der Hamburger Palmaille, rund 60 Schiffen in der Bereederung sowie insgesamt 110 Einheiten in der Befrachtung durch die Contchart.

»Auch wir haben damals einen klaren Bedarf zur Konsolidierung gesehen«, erklärt Baack. »Wenn wir den Schritt nicht gegangen wären, hätten wir mit unseren Reedereiaktivitäten möglicherweise auf der anderen Seite des Tischs gesessen und wären unsererseits übernommen worden.« Mit der Übertragung der Gesellschafter-Anteile an der Ahrenkiel Steamship und dem Schwester-Befrachtungskontor Contchart in den Mutterkonzern MPC Capital gilt der Integrationsprozess jetzt als nahezu abgeschlossen. Es sei ein aufwändiger und komplexer Prozess gewesen, so Baack. Doch jetzt richte sich der Blick nach vorn.

Ahrenkiel Steamship soll wachsen. »Wir können uns perspektivisch eine Flotte mit bis zu 100 Schiffen vorstellen«, sagt Baack. Neben der HSH-Transaktion werde an weiteren Abschlüssen gearbeitet. Auch nach weiteren Reederei-Partnerschaften halte man vorsichtig Ausschau. »Wir hören uns alles an und sind offen für Gespräche.« Wie der künftige Konsolidierungsbedarf in der Branche aussieht, hängt für ihn unter anderem von den Entwicklungen in der Linienschifffahrt ab. »Das kann natürlich Einfluss auf unser Geschäft haben.«

Die finanzielle Basis ist offenbar solide. C.F. Ahrenkiel ist nur noch ein Fall für die Geschichtsbücher, das neue Firmenkonstrukt wurde mit Hilfe der Banken und mit Unterstützung des MPC-Mutterhauses restrukturiert und entschuldet. Unter den 60 Schiffen gebe es natürlich noch einige Problemfälle, sagt Baack, »aber wer hat die nicht«? Die Assets (Schiffe) und das operative Geschäft seien klar voneinander getrennt worden. »Mit Ahrenkiel Steamship und Contchart haben wir die Kompetenz ganz nah an den Assets im Haus«, sagt Baack. »Dies ist zwingend notwendig , um Investoren für gemeinsame Projekte zu gewinnen.« Das reine Schiffsmanagement reiche auch potenziellen Kapitalgebern nicht aus, die verlässlich Renditen von 10 bis 15 %, »in guten Zeiten auch mehr«, erwarten würden. Gerade in gestressten Marktsegmenten sei es für ein erfolgreiches Asset-Management wesentlich, Chancen und Risiken zu kennen und zu nutzen.

MPC hatte sich bereits Mitte des vorigen Jahrzehnts mit Corsair Capital einen US-Investor ins Boot geholt, bis heute gewichtiger Anteilseigner (aktuell: 31%) der an der Frankfurter Börse gelisteten Aktiengesellschaft. Die Namen der weiteren »Partner« werden wegen der Verschwiegenheitsklauseln nicht genannt, doch handele es sich um institutionelle Anleger, »die nicht nur auf eine hohe Rendite aus sind, sondern die Schifffahrt und ihre Eigenheiten verstehen«.

Während viele andere Reedereien noch den Weg zu frischem Geld suchen, ist man bei MPC bereits einen Schritt weiter. Das klassische Geschäft eines Emissionshauses, mit dem in den Boomjahren vor 2008 Geld von privaten Anlegern eingesammelt und in Schiffe investiert wurde, gibt es so nicht mehr. MPC hat sich als Mischkonzern für das Asset-Management in drei Sektoren aufgestellt: Immobilien, Infrastruktur / Energie sowie maritime Investments.

Diese Unternehmensstruktur streue nicht nur das Risiko, sondern biete potenziellen Kapitalgebern verschiedene Zugänge für mögliche Investments: entweder auf der AG-Ebene oder in einer der drei Asset-Klassen oder bei einem konkreten Einzelprojekt. Auch künftige Vorhaben könnten mit den vorhandenen Investoren finanziert werden. »Wir sind aber jederzeit auch offen für neue Partner«, betont Baack.

Bestandteil der Unternehmensstrategie und gleichzeitig eine Forderung der Investoren sei es, selbst zu investieren, in der Regel zwischen 5 und 10% der Gesamtsumme. Dies sei auch bei der jüngsten Transaktion der acht Schiffe geschehen, die federführend von der MPC Capital strukturiert und gemeinsam mit der HSH Nordbank nach dem »Nautilus«-Modell refinanziert wurde. Die Schiffe hätten frisches Kapital erhalten, außerdem sei die Cashflow-Situation verbessert worden, um ihnen eine langfristige Perspektive zu verschaffen, hieß es bei der HSH. Ahrenkiel Steamship agiert nach eigenen Angaben künftig nicht nur als Vertragsreeder für die Flotte, sondern auch als Co-Investor.

Das übernommene Portfolio besteht aus vier sogenannten Baby-Panamax-Schiffen (4.300TEU) sowie vier Feeder-Schiffen von 1.300 bis 2.500TEU bei einem Durchschnittsalter von etwa sieben Jahren. Fünf Schiffe wurden bereits übergeben: Es handelt sich dem Vernehmen nach um die »Moranto«, »Mereda« und »Makita« aus der Flotte von tom Wöhrden, die »Rio Cardiff« (Ahrenkiel) und die »SAG Westfalen« (Salamon AG). Die Neuzugänge passten bestens zur bestehenden Flotte, sagt Baack, zum Teil seien es Schwesterschiffe von bereits fahrenden Einheiten. »Wir haben auch künftig einen klaren Fokus auf dieses Segment der Containerschifffahrt und sehen darin gute Chancen.«

Als Beispiel nennt er die bereits totgesagten Panamaxe, im vergangenen Jahr noch zu Tagesraten von 7.000 bis 8.000$ unterwegs. »Gerade haben wir ein Schiff für mehr als 15.000$ geschlossen.« Der leichte Ratenanstieg in den vergangenen Wochen sei ein erster Hoffnungsschimmer nach sieben harten Jahren – auch wenn er zunächst auf den Spot-Markt beschränkt sei und für längere Perioden noch nicht so stark zu beobachten sei. Ob der Trend dauerhaft ist, weiß auch Baack nicht. Zu unwägbar seien die Risiken aus politischen Entwicklungen wie in der Ukraine oder in Griechenland, »deren Einfluss kann man nur schwer einschätzen«.

Das Geschäft sei derzeit allerdings recht stabil. »Auch wir haben Schiffe verloren, bekommen jetzt aber wieder welche dazu«, so Baack. Heute zähle die Flotte etwa 60 Schiffe, ebenso viele wie beim Zusammenschluss der drei Reedereien. Weitere Zukäufe seien geplant. Es gebe aber keinen Automatismus für stetiges Wachstum. Anders als vor Ausbruch der Krise sei alles volatiler. »Wir müssen uns umgewöhnen – Schiffe kommen und gehen, je nach der Marktlage und den strategischen Entscheidungen.«

Noch hält man Ausschau nach günstigen Gelegenheiten bei gebrauchter Tonnage, auch bei Bulkern. Acht Einheiten von Handysize bis Supramax zählen zur Ahrenkiel-Flotte. »Diese Sparte interessiert uns, größere Bulker eher nicht.« Perspektivisch seien bei Containerschiffen zudem weder Einheiten jenseits der 5000-TEU-Größe noch Neubauten ausgeschlossen. Derzeit würde zusätzliche Tonnage den Markt eher belasten, also sei momentan eher Zurückhaltung geboten. »Und es muss für uns finanziell dann auch machbar sein.«


Michael Meyer, Krischan Förster