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Die DVB Bank hat im vergangenen Jahr in der Schiffsfinanzierung ein Neugeschäft im Wert von 2,7 Mrd. € geschlossen – das waren rund 360 Mio. € mehr als 2013. Auch andere Schiffsbanken investieren wieder in Projekte oder entwickeln neue Produkte.
Unerwartet verfügte die DVB Bank im vergangenen Jahr plötzlich über einen hohen Liquiditätsbestand von 2Mrd. €. Statt der erhofften Zinseinnahmen aus[ds_preview] den ausgereichten Krediten fielen ungeplante Kosten in Millionenhöhe an. Schuld waren vorfristige Tilgungen, die mit 3,4Mrd. € die regulären Rückzahlungen (3Mrd. €) sogar überstiegen. Insgesamt schmolz das Kredit-Portfolio der Frankfurter Bank um rund ein Drittel ab. »Das hatten wir so nicht vorhergesehen«, räumt Wolfgang F. Driese, Vorstandschef der auf international Verkehrsfinanzierungen spezialisierten DVB, ein.

Seit Ausbruch der Krise war es vielen Schiffseignern schwer gefallen, ihren Kreditdienst überhaupt noch bedienen zu können. Oft deckten die niedrigen Ratenerlöse kaum die Betriebskosten, geschweige denn Zins und Tilgung der Hypothekendarlehen. Nun aber gibt es erste Anzeichen für eine Markterholung.

Der Geldfluss wurde zum einen dadurch ausgelöst, dass die Europäische Zentralbank die Kapitalmärkte mit »billigem« Geld regelrecht überflutet habe, sagt Driese. Damit konnten Kredite zurückgezahlt oder abgelöst werden. Zum anderen gibt es, zumindest in Teilsegmenten der internationalen Schifffahrt, wieder leicht anziehende Raten.

Weil eine Bank aber daran verdient, Geld zu verleihen und nicht zu horten, bemühte sich die DVB, die ungewollte Liquidität wieder abzubauen. »Das ist aber gar nicht so einfach«, sagt Driese. Die Kapitalschwemme habe nicht nur zu einem stärkeren Wettbewerb zwischen Banken und anderen Kapitalgebern geführt. Es fehlten auch im siebenten Jahr der Krise neue, überzeugende Schiffsprojekte, also die Nachfrage.

Das Konzernergebnis vor Steuern fiel im vergangenen Jahr um gut 16% auf 104Mio. € (2013: 120Mio. €). Dazu habe auch das nicht operative Ergebnis aus Finanzinstrumenten gemäß IAS 39 (vertragliche Ansprüche und Verpflichtungen zum Austausch von Zahlungsmitteln) mit einer Abnahme um 31Mio. € (Vorjahr: 18,2Mio €) erheblich beigetragen, so Driese.

Dabei steht die Frankfurter Tochter der DZ Bank wie kaum ein Wettbewerber bereit, weiter in die Schifffahrt zu investieren. Im vergangenen Jahr seien im Shipping-Segment 84 Abschlüsse mit einer durchschnittlichen Transaktionsgröße von 32,3Mio. € erfolgt – mehr als in jeder anderen Sparte der DVB (Flugzeuge, Offshore, Landtransport). Zählt man das Engagement im Offshore-Sektor (Errichter- und Versorgungsschiffe, Ankerziehschlepper, Bohrplattformen, FPSO) hinzu erhöht sich die Summe um weitere 2,3Mrd. €. Zum Vergleich: Die HSH Nordbank, weltweit die Nr. 2 der Schiffsbanken, kam im vergangenen Jahr auf 1,4Mrd. € Neugeschäft, ähnlich wie die NordLB. Mit einem Kreditportfolio von aktuell 10,1Mrd. € (2013: 9,2Mrd. €) zählt die DVB zu den wichtigsten Schiffsfinanzierern in Europa, im Neugeschäft ist sie sogar führend.

In der Planung für 2015 seien 2,3Mrd. € für weitere Transaktionen vorgesehen, sagte bei der Vorlage der Bilanzzahlen. »Aber ich wäre nicht überrascht, wenn es wieder mehr wird«, so Driese. Finanziert werde auch künftig quer durch alle Schifffahrtssegmente, das gelte trotz der aktuellen Krise auch für den Offshore- und Dry-Bulk-Bereich. »Wir stellen keinen Bereich auf Rot«.

Daher sei man auf der Suche nach neuen Kunden, um das Portfolio zu erneuern. Allerdings seien eine absehbare Beschäftigung und eine gute Asset-Qualität Voraussetzung für einen Abschluss. Die DVB sieht sich dabei in der »leading role«, als alleiniger oder wenigstens führender Kreditgeber: In der Vergangenheit war das bei 88% aller Geschäfte der Fall, Syndizierungen soll es auch künftig allenfalls bei richtig großen Abschlüssen geben. Denn mit den richtigen Projekten, davon ist man bei der DVB überzeugt, lässt sich in der Schifffahrt weiter gutes Geld verdienen. Derzeit lägen die Brutto-Zinsmargen im Schnitt mit 260 Basispunkten zwar unter dem Niveau des Vorjahres, heißt es im Jahresbericht der Bank. Doch seien die Fremdkapitalquoten und Beleihungshöhen bei neuen Schiffsfinanzierungen auf rund 60% gesunken, damit fielen auch die Risiken und erforderliche Kapitalunterlegung durch die Banken deutlich geringer aus.

Quer über alle Sektoren lagen die neu gewährten Kredite bei 6,3Mrd. € und damit deutlich über den 4,8Mrd. € des Vorjahres. Gleichzeitig hat die Bank die Risikovorsorge, vor allem für ausfallbedrohte Schiffskredite, um 38% von 87Mio. € auf 62Mio. € zurückfahren können. »Wir glauben, dass wir den Höhepunkt bei Wertberichtigungen und Rückstellungen schon gesehen haben«, sagt Driese. Die Gefahr neuer Problemfälle gehe »gegen Null«.

Ein Beleg dafür: Die Zahl der Schiffe, die von säumigen Eignern in die eigenen Bücher übernommen werden mussten, wurde von 17 auf 10 reduziert. Auch die Aufwendungen für den Betrieb dieser Einheiten und die Wertberichtigungen belasteten das Zinsergebnis, allerdings nicht mehr mit knapp 24Mio. € wie noch 2013, sondern nur noch mit weniger als der Hälfte. Einen Zufluss neuer Problemfälle fürchtet Driese nicht. Nicht einmal im zuletzt krisengeschütteltem Bulk-Bereich, der bei der Bank starke 24,5% des Kreditportfolios ausmacht (siehe Grafik) und im Ratenniveau zwischenzeitlich auf einen historischen Tiefpunkt gesackt war.

Driese verweist darauf, dass die meisten teuren Altfälle bereits aus den Büchern getilgt worden seien. Bei Neuverträgen könne heute auf Basis ganz anderer, dramatisch gesunkener Preise kalkuliert werden. »der Schiffsbestand sei in den vergangenen fünf Jahren praktisch durchgetauscht worden. »Wir legen sehr viel Wert darauf, dass unser Portfolio atmet«, bekräftigt der DVB-Vorstand.

Mit Optimismus blickt er deshalb auf 2015. »Es wird ein gutes Jahr«, so Driese, der zum 30. Juni in den Ruhestand wechselt. Die DVB, Tochter der DZ Bank, sei mit einer Kernkapitalquote nach Basel III von 18,7% solide aufgestellt und verfolge dennoch auch künftig eine konservative, also eher vorsichtige Geschäftspolitik. Beleg dafür: Für die Risikovorsorge seien erneut 75Mio. € eingestellt worden – ein Betrag, den die Bank vermutlich nicht ausschöpfen müsse.

Anders als andere Schiffsbanken profitiert die DVB davon, dass sie in der Vergangenheit kaum an KG-Finanzierungen beteiligt war. Stattdessen trat sie als reiner Fremdkapitalgeber auf oder investierte selbst. Zum Geschäftsbereich Investment Management gehören etliche Fonds, in denen unter Regie der DVB die Beteiligungen an etwa 80 Schiffe gebündelt sind. 20% des Kapitals stammen dabei von der Bank selbst, 80% von vornehmlich institutionellen Investoren. Eines der Shipping-Investments sei 2014 gewinnbringend verkauft worden, so Driese. Insgesamt lieferte der Geschäftsbereich einen Ergebnisbeitrag von 30,1Mio. €, nachdem es 2013 noch einen Verlust von 4,1Mio. € gegeben hatte.

Auf der Suche nach neuen Projekten schließt Driese auch sogenannte Plattform-Lösungen nicht aus, um Reedereien bei ihrem Flottenausbau oder der Übernahme größerer Einheiten zu unterstützen. Solche Investments könnten über einen späteren Verkauf oder aber einen Börsengang refinanziert werden.


Krischan Förster