Print Friendly, PDF & Email

Die HSH Nordbank, mit einem Kreditportfolio von derzeit rund 14 Mrd. € immer noch zweitgrößter Schiffsfinanzierer der Welt, will ihr Neugeschäft ausbauen. Nach 1,4 Mrd. € im vergangenen Jahr sind für 2015 bis zu 1,7 Mrd. € an neuen Krediten geplant.


Das kündigte Christian Nieswandt, Leiter Schiffsfinanzierung Deutschland, jüngst bei der Vorstellung der jüngsten Marktexpertise der Landesbank an. Anders als in[ds_preview] früheren KG-Zeiten, in denen die HSH zur globalen Nr. 1 aufstieg, wird der Großteil des Neugeschäfts aber inzwischen mit ausländischen Kunden abgewickelt, nur noch ein knappes Drittel der Summe (400Mio. €) geht an Reeder aus Deutschland.

Weitere rund 7Mrd. € sind in der nach Ausbruch der Krise geschaffenen Abbaubank (Restructuring Unit) geparkt – ein gigantisches Portfolio an ausfallgefährdeten Schiffskrediten mit insgesamt 600 Schiffen, heißt es. Containerschiffe machen mit 40% den Löwenanteil aus. Vor allem sind es die von deutschen Reedern und KG-Anlegern bevorzugten kleineren Einheiten unterhalb der Panamax-Größe (4.000TEU). Sie waren in den vergangenen sieben Jahren vom Ratenverfall besonders betroffen.

Auch die Verkaufspreise rutschten in den Keller. Im schlimmsten Fall bekommt die HSH von ihren Schuldnern schon seit Jahren weder Tilgung noch Zins. Sie kann die Schiffe in der Regel nicht einmal über eine Zwangsversteigerung verwerten, weil die einst ausgereichte Kreditsumme den heute erzielbaren Verkaufserlös inzwischen deutlich übersteigt. Abschläge von 10 bis 30% werden wohl hingenommen, mehr aber nicht.

Denn würde die HSH ihre Engagements massenhaft unter Buchwert verkaufen, würden die fälligen Abschreibungen nicht nur die dünne Eigenkapitaldecke, sondern auch die Haushalte der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein als Gesellschafter der Bank belasten, die sich in der Krise mit Garantien für die schwächelnde Bank verbürgt haben. Den Stresstest der EZB hatte die HSH, trotz eines Portfolioabbaus von 15%, vor wenigen Wochen nur mit Müh und Not und mit der schlechtesten Bewertung aller deutschen Schiffsbanken bestanden.

Also versucht es die HSH über Transaktionen, bei denen andere Reedereien die Schiffe von klammen HSH-Kunden übernehmen. Vorbild ist das Geschäft mit der griechischen Navios Group vor zwei Jahren, als die Bank zehn Schiffe mit einem Kreditvolumen von 300Mio. US$ abgeben konnte. Im vergangenen Jahr seien die »faulen« Schiffskredite um insgesamt 1Mrd. € verringert worden, berichtet Wolfgang Topp, Chef der Abbaubank. In diesem Jahr sollen weitere 1,5Mrd. € aus den Büchern getilgt werden.

Nach Navios seien drei weitere »Nautilus«-Geschäfte geschlossen worden, teilte die Bank jüngst mit. Gleich zweimal mit einem Hamburger Konstrukt. Bereits der Zusammenschluss der Hamburger Schifffahrtsunternehmen ­Thien & Heyenga, MPC Steamship und C.F. Ahrenkiel war von der HSH arrangiert worden. Zuletzt wurden acht Baby-Panamax-Schiffe (1.300–4.300TEU) aus dem Krisenportfolio an Ahrenkiel Steamship für einen dreistelligen Millionen-Betrag übergeben.

Für die Finanzierung des Portfolio-Deals hat MPC Capital institutionelle Investoren gewinnen können, die den Großteil des Eigenkapitals zur Verfügung stellten. Ahrenkiel Steamship ist als Co-Investor und Vertragsreeder für die Flotte selbst an der Transaktion beteiligt.

Die HSH Nordbank bleibt nach eigenen Angaben auch in der neuen Struktur mit einem Teil des Kreditvolumens engagiert, in der Hoffnung, das ursprünglich in die Schiffe eingebrachte Fremdkapital bei einer Markterholung doch noch retten zu können. Laut Topps sollen weitere Transaktionen nach diesem Vorbild folgen.

Die Zukunft aber liegt anderswo. Asien gewinne für die Schifffahrt immer mehr an Bedeutung. So sehen es zunehmend auch die deutschen Reeder, wie eine HSH-Umfrage ergab. Ein Drittel arbeitet bereits mit asiatischen Banken bei der Finanzierung von Neubauten oder von Second-Hand-Schiffen zusammen. Rund 16% beschaffen sich zudem Kapital bei strategischen Investoren aus Asien. Darüber hinaus gehen 80% der Befragten davon aus, dass asiatische Kapitalgeber künftig noch stärker in die traditionell von europäischen Banken dominierte Schiffsfinanzierung vordringen werden.

Die HSH will darauf mit einem verstärkten Engagement in Fernost reagieren. Über ihre Niederlassungen in Singapur und Hongkong seien im vergangenen Jahr 250Mio. € an Krediten ausgereicht worden. »Wir werden unsere Kunden begleiten und in diesem Markt wachsen«, so Nieswandt. Das in Fernost vergebenen Kreditvolumen werde künftig mindestens stabil bleiben, eher noch zunehmen.


Krischan Förster