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Renewals 2015: Reeder kommen mit minimalen Verteuerungen davon. Festprämienanbieter mischen den Markt weiter auf
Die Kosten in der Schiffshaftpflichtversicherung steigen dieses Jahr nach Einschätzung von Marktinsidern kaum an. Zwar hatten sich einige P&I[ds_preview] Clubs der International Group für die traditionelle Vertragserneuerung am 20. Februar eine Anhebung der Netto-Prämienraten um bis zu 6,5% vorgenommen. Angesichts des massiven Widerstands der Reeder, die aufgrund der angespannten Ertragslage eher bereit sind, den Versicherer zu wechseln als früher, sollen es die Underwriter der P&I Clubs dieses Jahr extrem schwer gehabt haben. Und das obwohl die geforderten General Increases im Vergleich zu früheren Jahren recht niedrig angesetzt waren. »Viele Clubs waren geschockt, dass ihre Mitglieder trotz kleiner Erhöhungen solche Gegenwehr leisteten«, erklärt ein Londoner Makler. Ein Teil der Reeder habe sogar eine Absenkung der Bruttoprämie durchgesetzt, weil die Rückversicherungskosten der IG gefallen sind – und somit auch die Rückversicherungszuschläge, die den Schifffahrtsgesellschaften separat per BRZ berechnet werden. »Die wenigen Clubs, die Einsparung nicht an die Mitglieder durchreichen wollten, mussten schnell ins Glied zurücktreten«, hieß es.

Relativ unnachgiebig hätten sich North P&I, Standard und der American P&I Club gezeigt, was die Mitglieder allerdings mit Tonnageverlagerungen quittierten. Bei North ging der Bestand um satte 13Mio. BRZ zurück – davon 3Mio. BRZ eigene Tonnage und 10Mio. BRZ Chartertonnage, wie der Club kurz Abschluss der Verträge am 20. Februar bekannt gab. Die Marktanteilsverluste sind der Preis für die generelle Beitragsanhebung um 4,75%, die der Verein nach eigenem Bekunden auch voll durchgesetzt hat. »Unsere finanzielle Position ist jetzt erheblich gesünder ohne die Belastungen aufgrund der schlechten Schadensperformance einiger vorheriger Mitglieder«, unterstrich der Vorsitzende von North, Pratap Shirke. Zudem sei North mit einem Marktanteil von 12% bei der reederversicherten Tonnage weiterhin stark. Beim Standard Club, der die Sätze um 5% anhob, ging die versicherte Tonnage um 3Mio. auf 135Mio. BRZ zurück. Wie North P&I betonte auch Standard, dass man sich bewusst von schadensträchtigen Flotten getrennt habe. Der UK P&I Club, der sich eine allgemeine Beitragsanhebung um 6,5% auf die Fahne geschrieben hatte, konnte sein P&I-Buch für reedereieigene Tonnage um 1,2Mio. auf 127Mio. BRZ ausweiten. Club-Manager Thomas Miller gestand aber ein, dass nur 3,5% Prämienerhöhung durchgesetzt werden konnte.

Starke Zugewinne meldeten Marktführer Gard und Skuld. Gard verkündete Zugewinne von 19,3Mio. BRZ – der höchste Zustrom von Neugeschäft seit 2007. »Große Mitglieder konsolidieren ihre Tonnage bei uns, der Großteil der neu gewonnenen Tonnage kommt von bestehenden Mitgliedern«, erklärte Chief Underwriting Officer Bjornar Andresen. Skuld taxierte die Bestandsausweitung auf 10Mio. BRZ. Letzterer hat seinen Pricing-Ansatz in den vergangenen Jahren verändert und verlangt keine pauschale Beitragserhöhung mehr. Stattdessen werden die Prämienraten allein auf Basis individueller Schadensverläufe festgelegt. Diesen Ansatz sollten sich andere Clubs abschauen, meint der britische P&I-Makler Arthur J. Gallagher. Das System der General Increases sei zur Farce verkommen, weil die Clubs immer wieder Abstriche machen, um Geschäft zu halten oder zu gewinnen. »Die Mitglieder sind es leid, über generelle Erhöhungen zu streiten«, kritisiert er.

Zudem machen kommerzielle Festprämienanbieter den P&I Clubs mit Kampfpreisen Tonnage abspenstig. Immer mehr neue Anbieter drängen sich auf Gedeih und Verderb in den Markt. »Für kleinere Schiffe sind Einsparungen von bis zu 50% möglich«, so ein deutscher Versicherungsmakler und warnt: »Solche Prämien sind aber nicht nachhaltig. Diese Versicherer werden über die Jahre von der Schadensentwicklung eingeholt.« Viele Festprämienversicherer können aber sehr wohl günstiger kalkulieren, weil sie keine so hohen Haftungslimits (etwa für Ölverschmutzung) wie die International Group Clubs anbieten. Kleinere Containerschiffe, Offshore-Fahrzeuge oder Kümos kommen auch mit reduzierten Deckungen aus. Kräftige Steigerungen meldet u.a. der junge Festprämienanbieter British European & Overseas (BE&O). Die Zahl versicherte Schiffe sei per 20. Februar von 1500 auf 1950 angestiegen, das Prämienaufkommen auf 36Mio. $. Der deutsche Anbieter Hanseatic P&I, der von Lloyd’s-Syndikaten, Allianz und Swiss Re mit Risikokapazität unterstützt wird, berichtet von Neugeschäftsabschlüssen mit einem Prämienvolumen über 2Mio. $. 43 neue Kunden mit knapp 240 Schiffen seien geworben worden. 2015 rechnet Hanseatic mit einem Anstieg der Prämieneinnahmen um 12%. Die Zuwächse seien aber »nicht ganz so, wie wir uns das gedacht hatten«, erklärte Geschäftsführer Bert Wardetzki. Mit dem Einstieg neuer Player habe sich die Konkurrenz erheblich verschärft. Die Prämienraten, von denen man höre, seien zum Teil nicht »technisch nachvollziehbar«.


MPH