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Nach einem schwachen Jahr 2014 stellt Deutschlands größte Linienreederei Hapag-Lloyd die Weichen für die Zukunft. Ein Neubauprogramm wurde aufgelegt.
Das Hamburger Unternehmen hat bei Hyundai Heavy Industries (HHI) in Korea fünf mittelgroße Schiffe mit einer Kapazität von je 10.500TEU[ds_preview] geordert. Die Nummer vier der weltweiten Containerlinienschifffahrt folgt damit dem Beispiel anderer Reedereien. Viele der führenden Akteure, darunter auch die G6-Allianzmitglieder OOCL und MOL, hatten jüngst Bestellungen bei Werften in Japan, Korea und China abgegeben.

Allerdings verfolgen nicht alle die gleiche Strategie. Die Konkurrenz setzt zumeist auf größere Einheiten jenseits der 18.000TEU-Marke. Rolf Habben Jansen, CEO bei Hapag-Lloyd hatte bei der Vorstellung der Bilanz 2014 jedoch schon angekündigt, zunächst in kleinere Einheiten investieren zu wollen. Die Schiffe sollen im Fahrtgebiet Europa-Südamerika eingesetzt werden, in dem man den Marktanteil von derzeit 15-17% ausbauen will. Dem Vernehmen nach werden die Neubauten für einen späteren Einsatz von LNG ausgerüstet. Der Stückpreis soll bei rund 100Mio.€ liegen.

Auf die Nord-Süd-Verkehre am amerikanischen Doppelkontinent will Hapag-Lloyd künftig einen stärkeren Fokus legen – wobei die Fusion mit der chilenischen CSAV eine wichtige Rolle spielt. Zudem wird im Juli eine Kooperation unter anderem mit Hamburg Süd und CMA CGM gestartet. Dabei geht es um Dienste zwischen Asien und der lateinamerikanischen West- und Ostküste. Insgesamt werden mehr als 50 Schiffe eingesetzt, von denen Hapag-Lloyd 20 stellen wird – darunter sieben 9.300TEU-Neubauten der CSAV, die derzeit sukzessive in Dienst gestellt werden. Auch in anderen Regionen soll nach wachstumsträchtigen Routen gesucht werden, um zumindest ein wenig die Folgen des harten Verdrängungswettbewerbs zwischen Europa und Fernost abzufedern. Kurzfristige Maßnahmen seien allerdings nicht zu erwarten, sagte der Reedereichef.

Habben Jansen will nicht ausschließen, dass sein Unternehmen ebenfalls in das Mega-Carrier-Segment einsteigt. Aktuell erarbeite man mit den G6-Partnern einen Flottenplan für die nächsten fünf Jahre. Aus der Allianz haben bereits MOL und OOCL Order für mehrere Schiffe mit 20.000TEU Stellplatzkapazität und mehr bestätigt. Für die in Hongkong ansässige Reederei, zu der es Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss mit NOL aus Singapur gab, werden sechs Frachter mit Platz für 21.100TEU zu jeweils 159Mio. $ gebaut. MOL bekommt auf eigene Rechnung vier 20.150-TEU-Schiffe. Zwei weitere Carrier dieser Größe werden mit Shoei Kisen realisiert und nach der Ablieferung langfristig eingechartert.

Die G6 will sich für den harten Wettbewerb rüsten, der künftig nicht zuletzt durch die Kooperationen »2M« von Maersk und MSC sowie »Ocean Three« von CMA CGM, UASC und CSCL geprägt sein wird.

Hapag-Lloyd hat 2014 tiefrote Zahlen geschrieben und ein Minus von 603,7Mio. € verbucht. Zum Vergleich: 2013 gab es einen Verlust von 97,4Mio. €. Das Ergebnis spiegelt aber nicht die Ergebnisse im Transport-Geschäft wider. Zwar sank die durchschnittliche Frachtrate um 3,2% auf 1.434$/TEU. Transportvolumen und Umsatzerlöse stiegen jedoch um 7,5% auf 5,9Mio. TEU beziehungsweise um 3,7% auf 6,8Mrd. €. Dennoch schrumpfte das EBITDA von 389,1Mio. € auf 98,9Mio. €; das operative Ergebnis fiel nach einem Plus von 67,2Mio. € in 2013 auf ein Minus von 112,1Mio. €.

CSAV-Übernahme ging ins Geld

»Das schwache Konzernergebnis ist stark von Einmaleffekten geprägt«, sagte Rolf Habben Jansen. Dazu zählt er vor allem die Kosten für die Übernahme die Integration der CSAV-Containerschifffahrtsaktivitäten und eine Wertminderung auf ein Portfolio alter Schiffe.

»Das Geschäftsjahr 2014 war ergebnisseitig ohne Frage ein äußerst enttäuschendes Jahr. Zugleich war es aber durch den erfolgreichen Zusammenschluss mit CSAV auch ein sehr wichtiges und wegweisendes Jahr. Unsere Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit haben wir deutlich verbessert und blicken optimistisch in die Zukunft«, sagte der Reedereichef. Der Einmaleffekt »CSAV« wird auch der Bilanz der chilenischen Reederei deutlich. Sie meldete für 2014 einen Überschuss von 389Mio. $, der auch aufgrund eines Gewinn von 619Mio. $ im vierten Quartal zu Stande kam, der wiederum stark von der Transaktion mit Hapag-Lloyd geprägt war.

Habben Jansen blieb bei der Prognose, dass mindestens 300Mio. $ jährliche Einsparungen durch den Zusammenschluss erzielt werden sollen. Bis Ende Juni soll die Integration der Liniendienste vollzogen sein. Das wäre ein großer Erfolg, und nach Ansicht der Verantwortlichen durchaus realistisch. »Neben der Integration haben wir vielfältige andere Maßnahmen auf den Weg gebracht, von denen wir uns eine deutliche Ergebnisverbesserung versprechen«. Dazu zählt Habben Jansen Optimierungen im Vertrieb, auf der Kostenseite sowie bei der Flottenmodernisierung. Die Ankergesellschafter CSAV, Klaus-Michael Kühne und die Stadt Hamburg hätten sich für die nächsten zehn Jahre zu einem Engagement bei der Reederei bekannt. Zwar werde auch dieses Jahr noch ein schwieriges werden. Allerdings soll 2016 ein Nachsteuergewinn, 2015 bereits »ein deutlich positives Ergebnis erzielt werden«, mit mehr Wachstum und einer verbesserten Erlössituation.

Für 2017 werde eine EBITDA-Marge von 10 bis 12% angestrebt. Dazu zählt auch ein starker Fokus auf die Qualität der Dienstleistungen für die Kunden, eine Schließung der Kostenlücke durch verbesserte Stückkosten sowie eine neue Vertriebsstrategie. Mit kurzfristigen Maßnahmen wie Optimierungen im Bunker-Einkauf, der Dienste-Struktur, dem Pricing und der Steuerung der Inlandsverkehre sowie einem größeren Augenmerk auf Spezialladung und den Spot-Markt soll ein dreistelliger Millionenbetrag erzielt werden.

Weil einige Kunden bislang mit Hapag-Lloyd und CSAV zusammengearbeitet haben, dürfte es auch Mengenverluste geben. Nach Ansicht von Habben Jansen werden sich diese aber in Grenzen halten: »Wir rechnen mit rund 100Mio.$ weniger Umsatz.« Auf einen Zeitpunkt für einen Börsengang will er sich nach wie vor nicht festlegen. Je nach Entwicklung der Branche könnte das noch in diesem Jahr oder aber erst 2016 sein.

Neuer Finanzchef aus Chile

Etwas überraschend verkündeten die Gesellschafter einen Personalwechsel im Vorstand. Finanzchef Peter Ganz musste seinen Platz für den CSAV-Vertreter Nicolas Burr räumen. Habben Jansen nannte es »einen ganz normalen Vorgang« im Rahmen der Integration. Hintergrund sei eine Vereinbarung, wonach CSAV als neuer größter Gesellschafter das Recht habe, eine Person seiner Wahl für die Position zu nominieren. »Wir sind Peter Ganz zu großem Dank verpflichtet, dass er in dieser für ihn nicht einfachen Situation den Zusammenschluss nicht nur bis zum Closing begleitet hat, sondern auch noch bereit war, den Jahresabschluss zu beenden«, erklärte Aufsichtsratschef Michael Behrendt. Ob der Wechsel möglicherweise Veränderungen im Geschäftsgebaren nach sich zieht, wird sich zeigen. Zumindest haben sich die Chilenen einen wichtigen Posten gesichert.


Krischan Förster, Michael Meyer