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Die jahrelange Krise hat auch am Standort Bremen tiefe Spuren hinterlassen. Dennoch blickt der Bremer Rhederverein optimistisch in die Zukunft und stellt zusätzliche Praktikumsplätze zur Verfügung
Die Handelsflotte der deutschen Reeder ist seit Ende 2012 rückläufig und um über 9% geschrumpft. In einem vergleichbaren Umfang ist[ds_preview] auch die Flotte der an der Weser ansässigen Akteure kleiner geworden, teilte der Bremer Rhederverein jetzt anlässlich seiner Mitgliederversammlung mit. Ende 2014 zählte er 313 Schiffe mit einer Tonnage von 5Mio. BRZ. Containerschiffe und Tanker machen in etwa zu gleichen Teilen die Hälfte aus. Darüber hinaus ergänzen Multipurpose-Frachter, Bulker, Schwergutschiffe, Forschungsschiffe und Seeschlepper die Flotte.

Zwar wachse die weltweite Flotte moderat. In Deutschland gebe es aber einen Rückgang, heißt es. »Der wesentliche Grund liegt in der Schwierigkeit, Eigen- und Fremdkapital in dieser kapitalintensiven Branche zu beschaffen.« Wo Renditeerwartungen mit Unsicherheiten behaftet sind, seien auch zumindest die europäischen Banken zurückhaltend. Erschwerend komme hinzu, dass schiffsfinanzierende Banken tendenziell die Haftungsmasse für Schiffskredite, die bislang auf das zu finanzierende Schiff selbst beschränkt waren, auf einen größeren Pool von Schiffen ausdehnen möchten. Eine Fremdfinanzierung für das Geschäftsmodell in Form von Einschiffsgesellschaften werde schwieriger, berichtet der Verein.

Doch die Reeder zeigen sich zuversichtlich: Die Banken zeigten sich wieder offener für Neugeschäft, wenn sich Projekte auch unter schwierigen Rahmenbedingungen rechneten. Problematischer sei die Akquisition von Eigenkapital.

Der Fondsmarkt spiele heute, wenn überhaupt, eine nur sehr untergeordnete Rolle. Private Kapitalkleinanleger seien derzeit und »vermutlich dauerhaft« kaum noch für Engagements in Schiffe zu gewinnen. Es müssen also andere Kapitalgeber gefunden werden. Hier gibt es offenbar in Bremen ähnliche Probleme wie an anderen Standorten. »Der Weg zur richtigen Ansprache und dem richtigen Umgang mit institutionellen Anlegern, Private Equity und privaten Kapitalgebern ist für die mittelständischen Unternehmen mühevoll und braucht seine Zeit.« Dennoch sieht man »die vorwiegend mittelständischen Reeder« auf dem richtigen Weg. Das Auftragsbuch der deutschen Reeder fülle sich langsam, auch Bremer Reedereien planten mit Neutonnage.

Kritik übt der Verein – wie viele andere – an der deutschen Schifffahrtspolitik: »Die Kostennachteile der deutschen Flagge betragen selbst gegenüber vergleichsweise teuren Flaggenstaaten wie Dänemark und die Niederlande rund 500.000€ pro Jahr. Selbst unter Berücksichtigung der bestehenden Beihilfen bleibe ein Delta von 250.000€.«

Konkrete Vorschläge seitens der Reeder liegen vor: Der Lohnsteuereinbehalt unter deutscher Flagge müsse von heute 40 auf 100% ausgedehnt werden. Wie in anderen Länder auch, sollten den deutschen Reeder die Arbeitgeberanteile an den Sozialversicherungsbeiträgen erlassen werden. Auch die Schiffsbesetzungsverordnung müsse reformiert werden. »Die Mindestzahl der vorgeschriebenen deutschen oder EU-Seeleute sollte von 4 auf 2 abgesenkt, vor allem der Schiffsmechaniker als Besetzungsvorgabe gestrichen werden, hieß es.

Im Gegenzug hat der Bremer Rhederverein eine weitere Ausbildungsinitiative gestartet und stellt 30 zusätzliche Praktikumsplätze für angehende Nautiker und Schiffsingenieure auf den Schiffen seiner Mitgliedsreedereien zur Verfügung.