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Umbauten haben verschiedenste Motive. Ein Beispiel für eine – aufwendige und planungsintensive – Veränderung des ursprünglichen Schiffstyps ist der Kabel-leger »CS Maram«, der aus einem RoRo-Frachter entstand.
An dem Großprojekt, das sich zuletzt seinem Abschluss näherte, waren mehrere, zum Teil namhafte Unternehmen beteiligt. Die in Dubai ansässige[ds_preview] Reederei E-Marne PJSC hatte den Umbau in Auftrag gegeben. Die ehemalige »Mosa«, ein kleines RoRo-Schiff, war angekauft worden, um die Expansionspläne des Unternehmens realisieren zu können. E-Marine ist als Dienstleister unter anderem für unterseeische Kabelverlege- und wartungsarbeiten aktiv. Zu den Einsatzgebieten gehören vor allem die Gewässer im Mittleren Osten und am Indischen Subkontinent. Mittelfristig soll auch Ostafrika stärker in den Fokus rücken.

Mit den umfangreichen Arbeiten wurde die Werft Ali & Sons Marine Engineering Factory in Abu Dhabi beauftragt. Bauberatung und Bauaufsicht führten die Hamburger Technolog GmbH und die Wärtsilä GmbH durch. Das Schiff wurde grundüberholt und mit drei großen Kabeltanks, einer großzügigen Verlege-Straße mit modernen Verlege-Ausrüstungen und umfangreichen Hebezeugen sowie einem Tauchroboter (ROV) ausgerüstet.

Als erster Arbeitsschritt stand eine Machbarkeitsstudie an. Die »Mosa« befand sich laut Technolog in einem guten Bauzustand in »allen maßgeblichen Bereichen«. Geprüft wurde zunächst, ob sich die benötigten Kabelmengen für die gewünschte Verlege-Technik unterbringen lassen und ob die vorhandene Schiffskörperstruktur und die Festigkeit einen solchen Umbau zulassen.

Die Rumpfform des später als »CS Maram« fahrenden Kabellegers wurde zwar nicht verändert. Zur Aufnahme der Kabel-Prozess-Abläufe musste das Schiff jedoch um 5,3m verlängert werden, heißt es seitens Technolog. Nach der Fertigstellung wird es insgesamt 127m lang, 6,6m breit und 8,1m seitenhoch sein – bei einem Tiefgang von 6,1m. Eine 72-köpfige Besatzung findet Platz auf der »CS Maram«.

Im Gegensatz zu anderen Umbau-Projekten – wie etwa der vielbesprochenen Verbreiterung von Containerschiffen – mussten für den Kabelleger die Aufbauten komplett umgestaltet werden. Freie Decksflächen für Verlege- und Bearbeitungseinrichtungen waren erforderlich. Zusätzlich waren Arbeits- und Büroräume den künftigen Abläufen entsprechend unterzubringen. Auch der Komplex der Wohn- und Wirtschaftsräume sowie die Schiffsführung mussten komplett umgestaltet und überwiegend erneuert werden.

»Bei dem Widening eines Containerschiffes ist Vergleichbares zu betrachten, wobei Schiffstrukturen und die gewünschte vergrößerte Beladungsmenge aufgrund der Klassifikationsanforderungen und internationalen Vorschriften weitaus größeren Einfluss haben. Vorhandene Doppelbodenhöhen und die Materialstärken im Boden und dem oberen Gurtungsdeck sowie die Tankanordnungen setzen hier schnell Grenzen«, sagt Technolog-Experte Berend Pruin. Komplexe Voruntersuchungen mit Entwürfen eines modifizierten Generalplans sowie der geänderten und mit der Klassifikationsgesellschaft abgestimmten Stahl-Strukturpläne seien besonders wichtig. Für den Auftraggeber sei darüber hinaus eine detaillierte Kostenermittlung und Kosten-Nutzen-Analyse unverzichtbar.

Mit dem Kabelleger-Projekt betrat die Werft Ali & Sons technisches und kommerzielles Neuland. Das betraf beispielsweise den Einbau der bisher unbekannten komplexen und zum Teil komplizierten Einrichtung mit den zugehörigen Prozessabläufen. Aber auch der Energiebedarf für den Vortrieb, die Positionierung und der Verlege-Prozesse gestalten sich anders als bei der vorherigen Nutzung als RoRo-Schiff. So wurde der Antrieb auf diesel-elektrisch umgestellt. Die gesamte elektrische Energieerzeugung musste wegen des großen Leistungsbedarfs erneuert werden.

Die zusätzlichen Auf- und Einbauten hatten nach Angaben der Experten einen erheblichen Einfluss auf die Stabilität, die während der Bauzeit permanent überprüft wurde. Zwar soll sich das Fahrverhalten des Kabellegers im Grundsatz nicht verändern, wohl aber das bei der Positionierung für die anspruchsvollen Arbeiten. Man entschied sich daher, im Heckbereich zwei POD-Antriebe sowie drei Bugstrahler zu installieren.

Nach Meinung von Pruin könnte der Umbau-Markt künftig weiter wachsen – wovon auch europäische Werften sehr gut profitieren könnten, weil es sich immer um Einzel-Umbauten und weniger um Serienprojekte handele. »Einsparpotentiale wie beispielsweise eine Schiffslinien-Optimierung, die Verbesserung der Propeller-Anströmung oder Wulstbuganpassungen an die Geschwindigkeit oder die operative Schwimmlage des Schiffes bieten große Potentiale für Kosteneinsparungen und werden bei steigenden Treibstoffkosten zu weiteren Umbauten führen«, so der Berater.

Bei Technolog sieht man sich gut aufgestellt. Die Erfahrungen umfassen Umbauten, Verlängerungen Modernisierungen von Kühlschiffen, LNG-Nachrüstungen von RoRo-Fähren sowie Verlängerungen und Verbreiterungen von Containerschiffen. »Wir sehen nicht nur aufgrund der vielen vorliegenden Anfragen, sondern auch wegen der vorhandenen großen Anzahl nicht optimal genutzter Schiffe grundsätzlich Potential für unsere Beratungs-, Entwurfs- und Konstruktionsaktivitäten. Dieses ist unter anderem der Grund unserer Firmen-Neugründung Technolog-MRM marine services (China) Ltd. in Hongkong für den Fernost Markt«, sagt Pruin.


Michael Meyer