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Die Hamburg Port Authority (HPA) hat bei der Hitzler Werft insgesamt vier Eisbrecher in Auftrag gegeben. Die ersten beiden baugleichen Fahrzeuge sollen im Herbst dieses Jahres abgeliefert werden, die beiden größeren Einheiten im kommenden Jahr.
Im August 2014 erfolgte seitens der HPA die Auftragserteilung nach EU-weiter Ausschreibung für zwei baugleiche Eisbrecher. Der Auftrag beinhaltete[ds_preview] eine Option für zwei optimierte Eisbrecher, die im März dieses Jahres gezogen worden ist. Den Zuschlag für den Bau der nunmehr insgesamt vier Fahrzeuge bekam die Hitzler Werft aus Lauenburg. »Dieser Auftrag passt genau in unser Portfolio und sichert die Auslastung bis 2016«, sagt Franz Hitzler, Geschäftsführer der Werft.

Einsatzgebiet

Im Oktober beziehungsweise November dieses Jahres sollen die ersten beiden Schiffe abgeliefert werden. Die HPA will die Neubauten im Hamburger Hafen sowie auf der Elbe im Bereich der Zone 2 See, der Zone 2 Binnen und der Zone 3 gemäß Binnenschiffsuntersuchungsordnung nutzen.

Die 18m langen, 6,20m breiten und 2,20m tiefgehenden Schwesterschiffe können nach Angaben des Auftraggebers bei verschiedenen Eisverhältnissen eingesetzt werden. Dazu zählt zusammengefrorenes und zusammengeschobenes Scholleneis mit Eisstärken von 1 m und mehr und Eisversetzungen, die unter Umständen bis auf den Grund reichen. Ferner können die Eisbrecher nach HPA-Angaben auch bei einer geschlossenen Kerneisdecke eingesetzt werden, wie sie in besonders kalten Wintern vorkommt. »Wir haben beim Bau der Rümpfe deshalb ein dickeres Material verwendet«, sagt Hitzler. Der robustere Stahl sorge dafür, dass selbst dickere Eisschollen dem Schiffskörper nichts anhaben könnten, ergänzt der Werftchef.

Außerhalb der Wintermonate sollen die Schiffe nach HPA-Angaben als Hafenschlepper für Schlepp- und Verholarbeiten und für allgemeine Transportarbeiten genutzt werden.

Ausstattung

Der Pfahlzug des Duos mit den Namen »Christian Nehls« und »Johann Reinke« beträgt etwa 7t. Die für eine Geschwindigkeit von 10kn ausgelegten Fahrzeuge haben die Eisklasse E2. Zur Ausstattung gehört ein Hochleistungsruder des Typs »Heracles« von Becker Marine Systems. Hierbei handelt es sich um ein Klappenruder mit einem engen Verbindungssystem. Zudem sind eine wassergeschmierte Wellenanlage und Propeller der Firma Piening installiert. Als Motor ist ein MAN D2842LE412 eingebaut, der eine Leistung von 558kW bei 1.800 Umdrehungen pro Minute erbringt. Gesteuert wird er über das Fernsteuerungssystem Marex OS III des Herstellers Bosch Rexroth. Reintjes liefert das Getriebe mit der Bezeichnung WAF 665. Die Produkte dieser Baureihe sind dem Unternehmen zufolge speziell für den Einsatz auf Arbeitsschiffen wie Schleppern oder Spezialschiffen mit ähnlich hohen Anforderungen entwickelt worden. Der Hilfsdiesel vom Typ 3029 stammt von John Deere. Er liefert 40kVA und beinhaltet zusätzlich einen Rußpartikelfilter. Für die Maschinen- und Schiffsüberwachung sorgt die Produktlinie S7-1500 der Firma Siemens, während diverse Geräte von Alphatron für Nachrichtentechnik und Navigation genutzt werden. Hierzu zählen GPS-Kompass, Wendekreisel, Selbststeueranlage, Radaranlage, Echolot, AIS-System, Inland ECDIS-Flusskartensystem, Kameraanlage für den Heck- und Gangbordbereich, Wechselsprechanlage sowie UKW-Sprechfunkanlagen.

Umweltschutz

Hinsichtlich der Umweltanforderungen orientieren sich die neuen Eisbrecher an den Kriterien des »Blauen Engels« für umweltfreundliches Schiffsdesign. Eine offizielle Auszeichnung mit dem Umweltzeichen »Blauer Engel« sei jedoch nicht möglich, da die Fahrzeuge keine Seeschiffe mit dem entsprechenden Eintrag ins Seeschiffsregister seien, so die HPA. In mehreren Bereichen der Schiffe werden besonders umweltschonende Technologien eingesetzt. So soll die emissionsarme Antriebsanlage die gesetzlich geforderten Abgaswerte um 30% unterschreiten und die neuesten gültigen Abgasvorschriften erfüllen. Ferner soll Kraftstoff gemäß DIN EN 590 mit einem Schwefelgehalt von maximal 10 ppm (höchstens 0,001% Schwefel) verwendet werden können. Zudem kann die Motorabwärme für den Heizkreislauf genutzt werden. Die Klimaanlage mit umweltfreundlichem Kältemittel und die Verwendung von LED-Technologie leisten ebenfalls einen Beitrag zur Umweltschonung. Gleiches gilt für den Landanschluss zur Stromversorgung im Liegebetrieb.

Option für größere Schiffe gezogen

Im März dieses Jahres hat die HPA die Option für den Bau zweier weiterer Eisbrecher gezogen. Diese beiden Fahrzeuge, die im August und November 2016 abgeliefert werden sollen, unterscheiden sich nicht nur in der Größe von den baugleichen Schwestern.

Die »Hugo Lentz« ist 23m lang, 7m breit und für einen Tiefgang von 2,60m ausgelegt. Der Pfahlzug liegt bei 9,5t und die Geschwindigkeit ist mit 11kn angegeben. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem 6DZC-Motor des belgischen Herstellers ABC, der eine Leistung von 1.066kW bei 750 Umdrehungen pro Minute erbringt. Das Getriebe stammt wie bei den beiden Schwesterschiffen von Reintjes. Bei diesem Fahrzeug fiel die Wahl auf den Typ WGV 482. Der Hilfsdiesel von John Deere vom Typ 4045 liefert 61 kVA und ist ebenfalls mit einem Rußpartikelfilter versehen. Die übrige Ausstattung ist identisch mit der der beiden kleineren Schwesterschiffe.

Das größte der vier Fahrzeuge ist die »Johannes Dalmann«. Dieser Eisbrecher ist 30m lang, 8,50m breit und hat einen Tiefgang von 3,20m. Genau wie die »Hugo Lentz« ist an der »Johannes Dalmann« am Vorschiff eine demontierbare, also schraubbare Schubvorrichtung mit Schubpfosten und Aussteifungen installiert. Diese wird für Eisbrechereinsätze in den Wintermonaten demontiert.

Ob ihrer Größe ist auf der »Johannes Dalmann« ein leistungsstärkerer Motor eingebaut. Er hat die Bezeichnung 8DZC, stammt ebenfalls von ABC und erbringt eine Leistung von 1.354kW bei 720 Umdrehungen pro Minute. Reintjes liefert auch für dieses Fahrzeug das Getriebe, das die Bezeichnung WAF 1943 hat. Darüber hinaus wird die »Johann Dalmann« als einziges der vier Schiffe mit einem hydraulischen Marinekran ausgerüstet. Er hat eine Nutzlast von mindestens 1t SWL bei einer Auslage von 10m.
Thomas Wägener