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Mehrzahl der Clubs erzielt 2014/15 einen ordentlichen Überschuss.
Die Berichtssaison der P&I Clubs ist voll im Gange. Die meisten der 13 International Group-Clubs haben ihre Ergebnisse[ds_preview] und zum Teil auch ihre Jahresberichte veröffentlicht – bis auf Japan und den London P&I Club. Vorläufiges Fazit: 2014 war für die meisten ein gutes Jahr mit deutlich verringerten Großschäden und verbesserten technischen Ergebnissen. Folglich steigen die freien Rücklagen der Clubs erneut um mehrere hundert Millionen Dollar an.

So schätzt die Rating-Agentur Standard & Poor’s, dass die freien Reserven aller Clubs dieses Jahr zusammen um fast 300Mio. $ anstiegen, nach einem Zuwachs von 345Mio. $ im vergangenen Jahr.

Die beste Performance zeigte der mit »A-« geratete Steamship Mutual, der seine freien Reserven auf eine Schlag um über 20% auf 376,2Mio. $ erhöht. Die kombinierte Schadenkostenquote fiel im vergangenen Jahr dank der geringeren Schadenentwicklung auf nur 78,6%, einen der niedrigsten Werte in der Geschichte des Steamship Mutual. Kein anderer Club schnitt im vergangenen Jahr technisch so gut ab.

Marktführer Gard schloss 2014/15

zwar mit einem ähnlich hohen Gewinn wie im Vorjahr in Höhe von 87Mio. $ ab, buchte davon jedoch nur 25Mio. $ zu den freien Reserven, die damit auf 969Mio. $ ansteigen. Trotz eines Anstiegs der Schäden im vierten Quartal konnte Gard die kombinierte Schadenkostenquote gegenüber dem Vorjahr deutlich auf 88% absenken und damit rückläufige Kapitalerträge kompensieren. Allerdings entschied sich das Management, einen Teil des Gewinns durch Reduzierung der im September fälligen Nachschussprämie für 2014 an die Mitglieder auszuschütten. Des weiteren mussten in Folge des Zinsverfalls in Norwegen die Pensionsrückstellungen des Clubs aufgestockt werden.

Beim UK P&I Club, der Reeder-Tonnage im Umfang von 127Mio. BRZ versichert, waren die Verhältnisse umgekehrt: Das technische Ergebnis lag mit einer kombinierten Quote von 104% unter Plan, dafür warf das Wertpapier-Portefeuille eine relativ hohe Rendite von 5% (55Mio. $) ab. Damit konnten die freien Reserven doch noch von 528 auf 548Mio. $ gesteigert werden.

Dem etwa genauso großen North P&I Club gelang das Kunststück, seine freien Reserven deutlich um 8% auf 338,1Mio. $ zu vermehren, obwohl im laufenden Geschäft ein Fehlbetrag anfiel. Möglich wurde das im Wesentlichen durch Zubuchung von Reserven in Höhe von 41Mio. $ aus der im Vorjahr übernommenen Sunderland Marine Insurance Company.

Der viertgrößte International Group-Club Britannia konnte seine Mitglieder mit einer Verbesserung der kombinierten Schadenkostenquote von 97,2% auf 79,5% überraschen. Da andererseits aber die Investment-Erträge rasant zurückgingen, fiel der Nettogewinn um knapp ein Drittel auf 18,3Mio. $. Die freien Rücklagen kletterten auf gut 371Mio. $. Das Bild ist damit aber noch nicht vollständig: Bezieht man die eigene Rückversicherungsgesellschaft von Britannia (»Boudicca«) mit ein, zeigt sich, dass die Kapitalbasis der Gruppe viel stärker zugelegt hat. So schossen die Reserven bei Boudicca um fast 50% auf 174Mio. $ hoch.

Der Standard Club wiederum verdankt es seinen Kapitalerträgen, dass er das vergangene Jahr mit einem moderaten Nettogewinn von 11Mio. $ abschließen konnte. Der Überschuss fließt zu 100% in die freien Rücklagen, die somit um 3% auf 380Mio. $ anwachsen. Dieser Anstieg sei proportional zum Wachstum der versicherten Flotte bei den Renewals zu Jahresanfang. Beim technischen Ergebnis wartete der Standard Club mit einer schwarzen Null auf.

Beim norwegischen Club Skuld war der Überschuss im vergangenen Jahr vor allem aufgrund des Einbruchs der Kapitalerträge um über die Hälfte auf 13,5Mio. $ eingesackt. Das reichte aus, um die freien Reserven moderat auf 348Mio. $ auszuweiten.

Einen großen Schritt nach vorn machte der West of England P&I Club, der über Jahre mit beträchtlichen technischen Defiziten zu kämpfen hatte. Die freien Reserven stiegen um erkleckliche 12,7% auf fast 244Mio. $. Zu dem guten Nettoergebnis trug erstmals seit vielen Jahren das technische Versicherungsgeschäft mit bei. So verbesserte sich die kombinierte Schadenkostenquote von 100,8% auf 97,4%. Zudem lieferte das Investment-Portefeuille einen kräftigen Beitrag in Höhe von 27Mio. $.

Der Swedish Club steigerte seine freien Rücklagen dank eines guten technischen Ergebnisses um gut 18Mio. $ auf 186Mio $, während der kleinere Shipowners Club seine Reserven aufgrund eines Gewinneinbruchs nur marginal auf 300,3Mio. $ ausweiten konnte. Letzterer erlitt deutliche Einbußen in Höhe von über 11Mio. $ aus seinen Kapitalanlagen, die den technischen Überschuss fast vollständig dezimierten


Michael Hollmann