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Die deutschen Häfen und Hafenbetriebe wollen mit Innovationen ihre Wettbewerbsposition verbessern. Unterstützung soll von der Politik kommen – in Form einer Neuauflage des Forschungsprogramms “ISETEC”
Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) hat es sich zum Ziel gesetzt, den Bund von der Zweckmäßigkeit eines »ISETEC III[ds_preview]« zu überzeugen. Auch bei den Branchenforen zur Vorbereitung der Nationalen Maritimen Konferenz wurde die Thematik angesprochen. ZDS-Präsident Klaus-Dieter Peters (HHLA) und Präsidiumsmitglied Frank Dreeke (BLG) forderten eine Neuauflage. Es sei wichtig, um bisherige Forschungen zu ergänzen und neue Impulse für die Seehafenwirtschaft zu ermöglichen. Es passe zur Hightech- und Innovationsstrategie sowie zu den im Koalitionsvertrag verankerten Zielsetzungen.

Der Verband regt an, eine dritte Auflage mit öffentlichen Mitteln in Höhe von insgesamt 40Mio. € auszustatten – verteilt auf sechs Jahre. Die Summe würde als Grundstein für Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft dienen. So sieht der Plan vor, dass Projekte wie in der Vergangenheit je zur Hälfte vom Bund und den Antragstellern finanziert werden.

Die Hafenbetriebe wollen sich mit dem Programm für die Zukunft rüsten. »Im Kontext des internationalen und europäischen Hafenwettbewerbs würde ISETEC dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit deutscher Seehäfen und vor allem aber die Produktivität der Verkehrskorridore zwischen den Wirtschaftszentren und den Häfen zu stärken«, sagt Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer beim ZDS. Etwa durch die Stärkung der digitalen Infrastruktur und durch die Nutzung von Netzeffekten würde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft insgesamt gestärkt. Zugleich würde Know-how entwickelt, dass sich international verkaufen ließe.

Der Vorgänger ISETEC wird in der Branche als voller Erfolg bezeichnet. Beim ZDS beruft man sich unter anderem auf ein Gutachten aus dem Bundeswirtschaftsministerium, das »eindeutige und quantifizierbare Vorteile« ausweist. Demnach konnte durch neue Technologien ein Einsparpotenzial von 23.000t CO2 (geschätzt auf den Bezugszeitraum von einem Jahr) realisiert werden. In Folge einer effizienteren Nutzung der bestehenden Hafenflächen konnten rund 660ha eingespart werden. Durch verschiedene Maßnahmen wurde eine Reduzierung der Schallleistung um 3dB erzielt, was laut ZDS einer Halbierung der Schallenergie entspricht. Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass ein prinzipieller Zusammenhang zwischen Umschlag- und Beschäftigungsentwicklung besteht. Insgesamt haben im Laufe der Förderperiode ca. 1.200 Mitarbeiter etwa 24.000 h in Weiterbildungsveranstaltungen verbracht. Der volkswirtschaftliche Nutzen durch vermiedene (Arbeits-)Unfälle belaufe sich auf rund 450.000€. Nicht zuletzt war es möglich, durch den Einsatz innovativer Technologien eine Verkürzung der Wartezeiten an ausgewählten Terminals um mehr als 20.000 h zu realisieren.

Die Evaluation habe auf der anderen Seite jedoch auch einen weiteren Forschungsbedarf aufgezeigt. Er bezieht sich auf den Datenaustausch entlang der maritimen Logistikkette, Umweltaspekte und die Verlagerung von Güterströmen auf Schienen und Wasserwege bei den Hinterlandverkehren. Daher sollen bei SIETEC III Schwerpunkte gesetzt werden. Neben einer verstärkten Nutzung von Informationstechnologie und einer verbesserten Planung und Simulation von Abläufen gehören dazu eine weitere Automatisierung der Güterhandhabung und die vollständige Einbindung von Hinterlandterminals in das Netzwerk der Eisenbahn sowie der Aufbau eines Datenaustausches zwischen Häfen sowie Binnenschiffen.

Laut Hosseus stößt der Ansatz mittlerweile auf breite Zustimmung in der Politik: »Die Regierung muss jetzt eine politische Entscheidung über die Finanzierung des Programms und die Zuständigkeiten herbeiführen.«
Michael Meyer