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Die Unterweser Reederei, kurz URAG, feiert in diesem Sommer ihr 125-jähriges Jubiläum. Anfangs auf den Hafenschleppbetrieb konzentriert, bietet das Unternehmen heute eine breite Palette von Schleppleistungen an
Die URAG verfügt zusammen mit der Tochter Lütgens & Reimers (L&R) aktuell über insgesamt 19 Schlepper, die an den Standorten[ds_preview] Brake, Bremerhaven, Hamburg, Nordenham und Wilhelmshaven eingesetzt werden. Durch ständige Modernisierungen und Weiterentwicklungen der Flotte seien die Einsatzmöglichkeiten der Fahrzeuge nahezu unbegrenzt, so das Unternehmen. Spezialequipment sorgt dafür, dass die Fahrzeuge auch für Aufgaben wie Ankerzieharbeiten (»Anchor Handling«), Feuerlösch- und Ölbekämpfungsaufgaben und vieles mehr eingesetzt werden können. Darüber hinaus sind die Schiffe speziell für Bergungen ausgestattet, um schnellst- und bestmöglich helfen zu können.

Eine Vielzahl der Hafenschlepper wird mit Voith-Schneider-Propellern (VSP) angetrieben. Die stärkeren von ihnen können zusätzlich bei Seeverschleppungen und Offshore-Projekten eingesetzt werden. Alternativ werden für die anspruchsvollen Schleppaufgaben auch Rotorschlepper genutzt, bei denen zwei Ruderpropeller am Vorschiff und einen am Heck eingebaut sind. Im Hafengeschäft soll nach Angaben von Thorsten Schütt, Mitglied des Aufsichtsrats der URAG, künftig neben den VSP- und Rotor-Schleppern verstärkt auf kompakte Einheiten mit Ruderpropellern (Azimuth) und einem Pfahlzug von über 70t gesetzt werden. Dazu zählen beispielsweise Schlepper des Typs ASD 2411 der niederländischen Damen Group, von denen L&R erst vor wenigen Monaten die Einheiten »Brake« und »Perfect« in Betrieb genommen hat, nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr bereits die »Prompt« als erstes Schiff dieses Typs von Damen geliefert bekommen hatte. Mit den Schleppern dieser Baureihe sei das Unternehmen sehr zufrieden, betont Schütt, denn sie zeichneten sich neben einer hohen Manövrierfähigkeit durch deutlich verminderte Verbrauchswerte und niedrigere Abgaswerte aus.

Seit nunmehr über 30 Jahren übernimmt die URAG Schleppaufgaben im Öl- und Gasmarkt und ist überdies auch im Offshore-Wind-Geschäft aktiv. Für diese anspruchsvollen Tätigkeiten kommen größere Fahrzeuge mit stärkeren Pfahlzügen und den aufwändigeren VSP zum Einsatz, die außerordentlich präzises und sicheres Arbeiten ermöglichen. Zu diesen Einheiten gehören die »Jade« und »Weser« sowie die Schwesterschiffe »URAG Ems« und »URAG Elbe«. Zusätzlich kommen auch die für solche Aufgaben vorgesehenen Anchor Handling Tug Supply (AHTS)-Einheit »Bremen Hunter« und der AHT »Bremen Fighter« zum Einsatz. Mit Pfahlzügen von 120t bzw. 105t sind dies die größten Fahrzeuge der URAG-Flotte.

Historische Entwicklung

Die URAG wurde 1890 unter dem Namen Schleppschifffahrtsgesellschaft Unterweser (SGUW) von Bremer Kaufleuten gegründet. Diese Zeit war geprägt, von einem Anstieg des Schiffsverkehrs, der vor allem auf die begonnene Begradigung der Weser und den Zollanschluss der Hansestadt Bremen zurückzuführen war. Infolgedessen wurde auch eine Zunahme der Schleppschifffahrt erwartet.

Neben der reinen Schleppschifffahrt wurden Schleppkähne eingesetzt, denn da die Weserbegradigung noch nicht abgeschlossen war, mussten größere Schiffe zunächst geleichtert werden. Der erste Schleppkahn, die »Unterweser I« hatte gerade einmal 10BRZ und einen 50 PS starken Antrieb.

Um das Ausweiten des Geschäfts über die Schleppschifffahrt hinaus zu dokumentieren, wurde die Gesellschaft 1922 in Unterweser Reederei Aktiengesellschaft, mit der auch heute noch bekannten Kurzform URAG, umbenannt. In den folgenden schwierigen Jahren konnte die URAG ihre Flotte erhalten beziehungsweise weiter ausbauen.

Mit nur zwei Schleppern wurde Ende des 2. Weltkriegs, im Juni 1945, der Schleppbetrieb in Bremerhaven wieder aufgenommen. Vier Jahre später schaffte das Unternehmen wieder Seeleichter an, mit denen es den Wiedereinstieg in die Frachtschifffahrt realisierte. Anfang der 1950er-Jahre wurde die Flotte zügig wieder aufgebaut und aufgrund des Strukturwandels von der Trampschifffahrt hin zu Massenguttransporten angepasst, ohne das traditionelle Schleppschifffahrtsgeschäft zu vernachlässigen.

Mit Wirkung zum 1. Januar 1960 wurde die URAG in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Dieser Status besteht auch heute noch. Die folgenden Jahre waren durch Gründung verschiedener Unternehmen gekennzeichnet, zu denen die Unterweser Reederei Beteiligungs GmbH, Roland Linie Schiffahrtsgesellschaft mbH (gemeinsam von URAG und dem Lloyd gegründet) und die Unterweser FrachtschiffahrtsGmbH & Co. KG (gemeinsam mit der Hapag-Lloyd AG gegründet) zählten.

Im Jahr 1989 übertrug die »Metallgesellschaft«, die bereits Ende des 1. Weltkriegs Aktien von SGWU gekauft hatte, ihren 100-%igen Anteil an der URAG auf die Lehnkering Montan Transport AG (heute VTG-Lehnkering AG). 1999 wurde die VTG-Lehnkering innerhalb des Preussag-Konzerns der Hapag-Lloyd AG angegliedert. Im Jahr 2001 übernahm dann das in Buxtehude beheimatete Unternehmen Linnhoff Schiffahrt GmbH & Co. KG die URAG zusammen mit der RF Forschungsschiffahrt GmbH und der Wiking Helikopter Service GmbH.


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