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Das Unternehmen ArcelorMittal erweitert sein Portfolio um eine neue Palette von Spundwänden. Bis ins kommende Jahr werden insgesamt vier neue Profile entwickelt, die breiter, leichter und stärker als die bisherigen sind
Die Entwicklung der neuen Spundwandgeneration lässt sich ArcelorMittal nach eigenen Angaben rund 35Mio. € kosten. Der Großteil davon fließt in neue[ds_preview] Richtanlagen am Produktionsstandort im luxemburgischen Belval. Die neue Richtmaschine stammt von SMS Meer (SMS) und ist mit einem von SMS patentierten Schnellwechselsystem für die Rollen ausgestattet. Das Unternehmen hat sie speziell für das Richten von Spundwänden angepasst. Auch das Richtmaschinenkonzept, nach dem insgesamt 15 Richtmaschinen gebaut werden, wurde von SMS entwickelt.

Auf der Spundwandstraße in Belval werde das neue Gerät zum ersten Mal für das Richten von Spundwandprofilen eingesetzt, so ArcelorMittal. Zuvor hatte das Ingenieurbüro Simon-Christiansen dort alle bestehenden Fundamente überprüft und die Fundamentpläne für die neuen Anlagen, darunter Richtmaschine, Rollen sowie technische Räume erstellt. Da mit Hilfe des neuen Gerätes in Zukunft breitere Produkte hergestellt werden sollen, müssten andere Geräte in Belval ebenfalls verbreitert werden, heißt es.

Vier neue Profile

Nach umfangreicher Entwicklungsarbeit, vielen Testwalzungen sowie Labor- und Rammversuchen unter realen Bedingungen wird der Konzern im September dieses Jahres die Produktion der neuen, deutlich leichteren Spundwände mit einer Breite von bis zu 800mm aufnehmen. Die breitere und optimierte Form der AZ-800-Profile zeichne sich durch weniger Stege, größere Profilhöhen und maximale Dicke aus. Im Endeffekt führe dies zu leichteren Spundwänden, teilt ArcelorMittal mit. Im Vergleich zur Profilgeometrie der bestehenden Reihe ließen sich mit den neuen Produkten Gewichtseinsparungen von teilweise über 10% erzielen, so der Hersteller. Als weiteren Vorteil nennt er den schnelleren Einbau, denn durch die vergrößerte Breite der Spundbohlen verringere sich auch die Stückzahl der einzusetzenden Elemente, wodurch der Einbau beschleunigt und das Handling reduziert werde.

Insgesamt soll es vier neue AZ-Profile geben, von denen zwei noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Dabei handelt es sich zum einen um die AZ 25-800, dessen Einführung im September geplant ist, und zum anderen um die AZ 30-750, die ab November erhältlich sein soll. Im ersten Halbjahr des kommenden Jahres folgen ArcelorMittal zufolge die Profile AZ 20-800 und AZ 50-700.

»Mit den Neuentwicklungen werden wir den steigenden Ansprüchen unserer Kunden nach breiteren, stärkeren, aber trotzdem leichteren Spundwänden gerecht«, sagt Augustine Kochuparampil, CEO ArcelorMittal Europe – Long Products.

Die breiteren AZ-Profile seien für alle Bodenbeschaffenheiten geeignet, würden über ausgezeichnete Verbauungseigenschaften verfügen und könnten mit Standard-Rammgeräten eingesetzt werden, so das Unternehmen. Alle neuen Profile seien in hochfesten Stählen erhältlich, wodurch die Konstruktion leichterer Spundwandprofile mit einem höheren Trägheitsmoment ermöglicht und die gesamte Verformung unter Last gesenkt werde, so der Hersteller.

Erste Interessenten aus Belgien und den Niederlanden für die neuen Produkte gibt es nach ArcelorMittal-Angaben auch schon. Die ersten Aufträge werden voraussichtlich im Oktober ausgeliefert.

Kochumparampil hat neben Europa und den USA als Märkte durchaus auch die aufstrebenden Schwellenländer im Blick. Als Hauptgrund nennt er die sich entwickelnde Infrastruktur. Brasilien sei interessant, Südafrika ebenso. In Nigeria und Angola tue sich insbesondere der Öl- und Gasmarkt hervor und auch Singapur sei ins Blickfeld des Spundwand-Herstellers gerückt, bestätigt Kochumparampil.

Nach Auskunft des CEO von ArcelorMittal Europe – Long Products sind die israelischen Häfen Ashdod und Haifa in der jüngeren Vergangenheit mit Spundwänden ausgestattet worden. In Deutschland hat das Unternehmen beispielsweise Spundwände für weite Teile der Hamburger HafenCity sowie für das Marine Arsenal in Wilhelmshaven geliefert. In der Stadt an der Jade seien Bohlen mit einem Gesamtgewicht von rund 40.000t verbaut worden. Auch die fünfte Schleusenkammer in Brunsbüttel bekommt Spundwände von ArcelorMittal. Das Gesamtgewicht der zu liefernden Produkte beziffert Kochuparampil hier auf etwa 25.000t.

Durch die neuen Spundwände wird die AZ-Reihe abermals erweitert. Anfang der 1990er-Jahre wurde in Belval die erste 630mm breite AZ-Spundwandbohle hergestellt, bevor 2004 die AZ-700-Reihe mit einer 700mm breiten Teilung eingeführt wurde. Nach Unternehmensangaben macht die AZ-Reihe heute rund 80% der Produktion aus. ArcelorMittal ist das weltgrößte Stahl- und Bergbauunternehmen und einer der fünf größten Produzenten von Eisenerz und metallurgischer Kohle.
Thomas Wägener