Print Friendly, PDF & Email

Bei dem Finanz-Unternehmen Notos-Group ist ein neuer Schiffsfonds für institutionelle Anleger in Planung. Die Registrierung durch die BaFin ist erfolgt.
Ein verlässlicher Zugang zu neuen Kapitalquellen ist und wird für viele Reedereien zu einer existenziellen Frage. Der Zusammenbruch des KG[ds_preview]-Marktes, der in Hochzeiten jährlich bis zu 4 Mrd. € frisches Geld bereitstellte und zeitweise mehr Mittel einwerben konnte als an den US-Börsen platziert wurde, ist hinlänglich beschrieben. Ein dauerhafter Ersatz für die einst so lebhaft sprudelnde Quelle ist bis heute nicht gefunden.

Die Banken ziehen sich als Kapitalgeber aus dem heimischen Markt zurück, um künftig Kredite zu arrangieren und zu syndizieren, statt sie selbst in die Bilanzen zu nehmen, auch das ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Anders als erhofft, haben Private-Equity-Investoren (Apollo, Oaktree, AMA) bislang eher sporadisch in deutsche Schifffahrtsunternehmen investiert, manche sich dabei auch schon eine blutige Nase geholt. Auch ein Börsengang kommt allenfalls für konzernähnliche Einheiten in Frage, es ist kein Zufall, das von solchen Plänen bislang lediglich bei Claus-Peter Offen und der Rickmers-Gruppe zu hören ist.

Dabei fehlt es nicht an Geld, das wäre auch hierzulande reichlich vorhanden. »Nur spielen Schiffsinvestments in den Portfolios institutioneller Anleger in Deutschland bislang kaum eine Rolle«, sagt Jens Rohweder, Gründer und Geschäftsführer der Hamburger Notos Group. Das zehnköpfige Team, geführt von ehemaligen Bankern aus dem Schifffahrtsbereich der HSH Nordbank, berät seit 2011 Geldinstitute, Investoren und Reedereien bei den vielfach erforderlichen Restrukturierungsprozessen und der Verwertung von Schiffen.

Die mittelfristige Strategie aber ist eine andere: »Wir wollen über Investment-Fonds neue Kapitalgeber für die Schifffahrt finden und betreuen«, sagt Jens Rohweder. Gute Geschäfte mit ausreichend neuem Kapital haben in der jüngeren Vergangenheit andere gemacht (Seaspan, Teekay, Navios). Solche Unternehmen erfüllten bereits die Anforderungen der internationalen Kapitalmärkte, etwa an ein ausgefeiltes Reporting und nach transparenten Kostenaufstellungen und Zahlen. Sie seien damit klar im Wettbewerbsvorteil, »weil sie sich auch kurzfristig Zugang zu großen Summen verschaffen können«, sagt Rohweder.

Seit wenigen Monaten ist Notos, benannt nach dem Südwind aus der griechischen Mythologie, als eines von bislang nur wenigen deutschen Unternehmen aus dem maritimen Bereich bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) als sogenannte KVG (Kapitalverwaltungsgesellschaft) registriert – quasi eine Lizenz, um bis zu 500Mio. € ohne Fremdfinanzierung (Lever­age) bei Anlegern einzusammeln und als Fondsmanager zu verwalten.

Mit der Umsetzung der europäischen AIFM-Richtlinie im Sommer 2013 in deutsches Recht müssen neue »Alternative Investment Funds« laut Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) von einer staatlich genehmigten und beaufsichtigten KVG emittiert, gemanagt und verwaltet werden. Die Höhe des Anlagevermögens und die Zielgruppe entscheiden darüber, ob eine Registrierung oder eine Zulassung (>500Mio. €) bei der BaFin nötig ist.

»Für institutionelle Investoren mit langfristigem Horizont gibt es gerade jetzt gute Einstiegsmöglichkeiten«, betont Rohweder. Zur Zielgruppe gehören Pensionsfonds, Versicherungen, Versorgungswerke oder auch Family Offices, die über den geplanten Schiffsfonds vor allem in Anleihen oder Aktien investieren sollen. »Das lässt sich sehr viel leichter in Investmentportfolios integrieren als etwa direkte Schiffsbeteiligungen«, heißt es bei Notos. Zudem sei der außerbörsliche Anleihehandel, etwa in Norwegen, ein schnell wachsender Markt.

Als Referenz hat die Notos-Gruppe ihren vor einem dreiviertel Jahr aufgelegten »Calima«-Fonds vorzuweisen. Mit eigenem Geld wird diese Anlagestrategie derzeit durchexerziert, bis einschließlich Juni wurde eine Gesamtrendite von 9,4% und damit im Vergleich mit dem MSCI World-Index eine erheblich bessere Performance erzielt. Investiert wurden inzwischen mehr als 800.000$ in Aktien und Anleihen aus dem Öl- und Gassektor (LPG).

Selbst als Kreditgeber agieren

Künftig will die Notos-Gruppe mit einem eigenen Fondsmodell auch als Kreditgeber auftreten. Aus Sicht von Rohweder öffnet sich ein Multi-Milliarden-Markt, der derzeit noch nahezu brach liegt. Mit geplanten »Debt Funds« gehen bislang nur die DEKA-Gruppe und die Berenberg Bank in eine ähnliche Richtung, jüngst hatte unter anderen die Conti-Gruppe eine KVG-Zulassung erhalten.

Mittelfristig könnte bei Notos ein Anlagevermögen in Höhe von 2 bis 3Mrd. € aufgebaut werden, mit einem möglichst diversifizierten Portfolio über verschiedene Segmente der Schifffahrt: Tanker, Containerschiffe mit langer Charterlaufzeit, einige Bulk-Projekte – mit renommierten Reedereien eher aus der zweiten Reihe. »Dann sind mittelfristig Coupons von 6% bis 7% oder sogar 8% durchaus realistisch«, sagt Rohweder.

Das sei in anhaltenden Niedrigzins-Zeiten eine durchaus attraktive Rendite bei einem kalkulierbaren Risiko, vielleicht nicht für Hedgefonds, durchaus aber für Pensionskassen oder Versicherungen, denen 5% genügen würden, um für ihre Versicherten auskömmliche Erlöse auf das angelegte Kapital zu erzielen. »Mit Staatsanleihen ist das jedenfalls nicht zu erreichen.«

Die eigene Rolle sieht man auf Basis eigener Analysetools als Fondsmanager für die Auswahl und Steuerung des Portfolios. Eine Bank könnte die Abwicklung des Zahlungsverkehrs und eine größere KVG das Risikomanagement übernehmen.

Bleiben noch die Investoren: »Wir sind bereits in intensiven Gesprächen im gesamten deutschsprachigen Raum«, sagt der Notos-Chef. Dazu wird gefeilt, auch mit »Sparringspartnern« – an der möglichen Portfoliostruktur, an Schnittstellen, an regulatorischen Details. »Es ist ein dickes Brett«, räumt Rohweder ein. »Es muss noch viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit geleistet werden.«


Krischan Förster