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System-Lieferanten und Servicepartner arbeiten in der Regel eng mit ihren Kunden zusammen. Welche Vorteile es bringt, ein einzelnes Unternehmen mit der Lieferung von Ersatzteilen und Serviceleistungen zu beauftragen.
In der Schifffahrt besteht mehr und mehr der Wunsch nach Komplettlösungen aus einer Hand. Das hat den Vorteil, dass Kunden[ds_preview] die Abstimmung der Prozesse nur mit einem einzigen Unternehmen zu regeln brauchen, was Zeit spart und Probleme minimiert. Im Endeffekt sinken also die Kosten.

In der Logistik-Branche wird häufig ein sogenanntes Rundum-sorglos-Paket angeboten. Ein einziges Unternehmen regelt beispielsweise den Vor- und Nachlauf der Warenabfertigung in einem Hafen. Freilich geschieht dies nicht ohne Zuhilfenahme von Partnern, aber letztlich regelt nur eine einzelne Firma federführend die Abläufe.

Ein ähnliches Prinzip verfolgen heutzutage sogenannte Full-Service-Einkaufsgesellschaften. Ein Anbieter auf diesem Gebiet ist das 2012 gegründete Bremer Unternehmen Omnimare. Mit weltweit rund 340 Netzwerkpartnern übernimmt Gründer Oliver Kerner mit seinem Team den kompletten Einkauf für Schiffe, unabhängig um welchen Schiffstyp es sich handelt. Nicht nur die Berufsschifffahrt, sondern auch Yachten oder Kreuzfahrtreedereien zählen zu den Kunden. Doch nicht nur der Einkauf als solches wird von den Bremern übernommen, sondern sie führen beispielsweise an Bord auch Wartungsarbeiten an Sicherheitseinrichtungen durch. Diese würden meisten zwar von Partnern erledigt werden, aber letztlich stehe »immer unser Logo« unter den Papieren, sagt Kerner. Dies unterscheide sein Unternehmen von anderen Anbietern. Weitere bekannte Firmen sind die Kloska Group oder Epsco mit Hauptsitz in Limassol, Zypern, die sich ebenfalls auf Sicherheitsausrüstung und Ersatzteillieferungen spezialisiert haben.

Zumindest nach Meinung des Bremer Unternehmers ist der Markt derzeit recht unübersichtlich. Bezüglich der Anbieter von Ersatzteilen beziffert er die Zahl in Deutschland auf rund 80 Ausrüster. Generell gebe es aber eine Vielzahl von ihnen weltweit, allerdings würden nur wenige davon Full-Service-Dienstleistungen bieten. Kerner rechnet in Zukunft damit, dass eine Konsolidierung stattfinden wird. »Es gibt einfach zu viele Dienstleister am Markt, die nicht für die Zukunft gerüstet sind«, sagt er. Es sei durchaus schon vorgekommen, dass Anbieter Überholungen für Motoren anböten, die noch mehrere Jahre lang wartungsfrei gewesen wären.

Blick Richtung Asien

Omnimare hat zum 1. März dieses Jahres das Unternehmen Ocean Fire & Safety SDN BHD aus Malaysia übernommen, um die Präsenz auf dem asiatischen Markt auszubauen. »Mit dieser wichtigen Unternehmenserweiterung lässt sich die reibungslose und schnelle Versorgung aller Frachtschiffe im Raum Malaysia, Singapur und den umliegenden Ländern Asiens erheblich verbessern«, freut sich Kerner. Viele Wartungen würden gerade in diesen Regionen vollzogen. Außerdem gebe es in Malaysia einen großen Offshore-Markt, wodurch Omnimare »intensiver in dieses interessante Geschäftsfeld einsteigen kann«, begründet er.

Qualität hat ihren Preis

Reedereien haben die Wahl, sich Anbieter von Ersatzteilen oder anderweitigem maritimen Equipment selber zu suchen, oder eine Full-Service-Einkaufsgesellschaft damit zu beauftragen. »Wird alles in Eigenregie geregelt, kann es durchaus zu bösen Überraschungen kommen«, weiß Kerner. Es könne passieren, dass die erworbenen Teile nicht zertifiziert seien, denn viele Reedereien würden den Markt mit der breiten Angebotspalette der zahlreichen Hersteller nicht genau genug kennen und seien deshalb über Produkte nicht ausreichend informiert. Einige Schifffahrtsunternehmen würden ihre Entscheidung nur vom Preis abhängig machen und »da bleibt die Qualität manchmal auf der Strecke«. Diese wird jedoch immer vorausgesetzt, bei günstigen Preisen, versteht sich. Doch gerade hier liegt oftmals die Problematik. »Die Herausforderung besteht darin, Qualität zu annehmbaren Preisen anzubieten«, betont der Omni­mare-Manager.

Einsparpotenzial und Vertrauen

Wählen die Kunden einen Full-Service-Anbieter wie Omnimare, beziffert Kerner das Einsparpotenzial auf bis zu 25%. Full-Service-Einkaufsgesellschaften können lukrativere Preise als Einzelgesellschaften anbieten, denn sie nehmen von den Herstellern in der Regel Produkte in größeren Mengen ab. Den gewährten Rabatt können sie wiederum an die Kunden weitergeben. Die Preise würden alle sechs Monate angepasst, die übrige Zeit blieben sie stabil.

Ein weiterer Aspekt, der dem Branchenkenner zufolge ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist der Faktor Zeit. Legen Reedereien die Beschaffung von Ersatzteilen und weiterem maritimen Equipment in die Hände von Full-Service-Einkaufsgesellschaften, können sie sich um andere Dinge kümmern. Dies bedeute letztlich einen geringeren Kontrollaufwand, und mit möglichen Reklamationen würden die Schifffahrtsunternehmen auch nicht konfrontiert werden.

Bei der engen Beziehung zwischen Anbieter und Reederei sei das »Vertrauen die wichtigste Voraussetzung«, betont Kerner. »Nur wenn wir wissen, was der Kunde zu welchem Zeitpunkt an welchem Ort benötigt, können wir dafür sorgen, dass die Produkte wunschgemäß dorthin geliefert werden.« Dafür arbeiten Full-Service-Gesellschaften in der Regel mit Speditionen zusammen, die vor allem bei der Lieferung von großen Teilen eine wichtige Rolle einnehmen. Ist abzusehen, dass die Geräte nicht wunschgemäß ankommen können, wird versucht, eine andere Lösung anzubieten, beispielsweise sie in den nächsten Anlaufhafen zu liefern.

Das Geschäft boomt

Über mangelnde Arbeit kann sich Omnimare nicht beklagen. Täglich gehen Kerner zufolge bis zu 250 Anfragen für Aufträge ein. »Wir antworten spätestens innerhalb von 24 Stunden. Das ist Teil unserer Philosophie«, stellt er heraus, »meistens sogar schon nach zwei oder drei Stunden«.

Für die Kunden sei es wichtig zu erkennen, dass sie es mit einem seriösen Anbieter zu tun hätten. Dies sei nicht zwingend anhand von Zertifikaten festzumachen. »Entscheidend ist die Arbeitsweise«, betont Kerner. Allein der Aufbau eines Angebots mit den notwendigen Angaben wie Artikelnummern, Lieferbedingungen, Lieferdatum und vor allem der komplette Endpreis der Lieferung, lasse Rückschlüsse auf die Seriosität zu, meint der Branchenexperte.


Thomas Wägener