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Hanseatic P&I feiert zehnjähriges Jubiläum.

Für 2015 werden deutliche Prämienzuwächse erwartet.
Allgemein drehen deutsche Gesellschaften in der Transportversicherung ein großes Rad. Das gilt allerdings nicht für das Nischensegment der Protection & Indemnity[ds_preview]-Versicherung, also der Schiffshaftpflicht, die vor allem durch britische und skandinavische Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (»Mutuals«) beherrscht wird. Als einziger deutscher Player behauptet sich das von Hamburg aus gemanagte Versicherungskonsortium Hanseatic Underwriters mit der Produktlinie Hanseatic P&I am Markt.

Urheber und treibende Kraft des Projekts ist die Zeller Associates Group des gelernten Nautikers und Juristen Dr. Harald Zeller. Sie ist verantwortlich für Konzeption, Platzierung und Zeichnung des Geschäfts und feiert damit dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum.

Rund 1400 Schiffe mit einer Gesamttonnage von zusammen 2,85Mio. BRZ umfasste das P&I-Buch von Hanseatic per Ende 2014. Die jährlichen Prämieneinnahmen stiegen über die Jahre kontinuierlich auf rund 21Mio. $ an. Lediglich 2013 geriet das Wachstum kurzzeitig ins Stocken, als die Firma ihren Bestand aufräumte und einen neuen Business Plan entwarf. Damals stand die Neuordnung des Versicherungskonsortiums auf der Tagesordnung, das bis dahin durch deutsche Gesellschaften dominiert worden war.

Inzwischen setzt sich der Kreis der Erstversicherer hinter Hanseatic Underwriters zu 100% aus Syndikaten der Versicherungsbörse Lloyd’s of London zusammen. »Wir wollten unser Portfolio internationalisieren und neue Märkte erschließen«, erklärt Tobias Braun, Mitglied der Geschäftsführung bei Hanseatic. »Das führte aber dazu, dass unsere deutschen Konsorten zunehmend Lizenzprobleme bekamen, weil zum Beispiel die Türkei nicht mehr zu Europa zählt.«

Mit der Umstellung auf Lloyd’s seien für den P&I-Anbieter die regulatorischen Hürden in anderen Teilen der Welt gefallen, da die britische Institution über ein weltweites Lizenznetz verfügt wie kaum ein Zweiter in der Transportversicherung. Für die sechs Lloyd’s-Konsorten (siehe Infokasten), die das Risikokapital für Hanseatic stellen, sei das Geschäft lohnenswert. »Die haben in den vergangenen drei Jahren gutes Geld verdient«, sagt Braun und verweist auf eine Bruttoschadenquote von zuletzt 37%.

Dabei gehört Hanseatic P&I mit seiner Ausrichtung als Festprämienanbieter (»fixed premium«) zu den Nischenanbietern im P&I-Segment. Anders als bei den Gegenseitigkeitsvereinen der International Group gibt es für Reedereien keine Nachschusspflicht oder Ablösezahlungen (Release Calls) – nur eine feste Prämie. Damit sind die Versicherungskosten für den Kunden von vornherein kalkulierbar, was gerade in Zeiten knapper Liquidität und verschärfter Überwachung durch die schiffsfinanzierenden Banken als Vorteil gilt.

Allerdings können die Festprämien­anbieter keine so hohen Deckungslimits bieten wie die IG Clubs, die sich bei Rückversicherern gemeinschaftlich Kapazitäten von bis zu gut 3Mrd. $ pro Schaden gesichert haben. Bei Hanseatic können Reedereien Deckungen bis 500Mio. $ pro Schaden einkaufen, was für kleinere Trockenfrachtschiffe und kleine Tanker aber völlig ausreiche, so Co-Geschäftsführer Bert Wardetzki.

Deutsche Eigner schätzten den lokalen Service, eine kompetente Schadenbearbeitung in deutscher Sprache sowie das deutsche Bedingungswerk bei Hanseatic. »Wir kriegen das Feedback vom Markt, dass wir nicht die Günstigsten sind, aber dass man sich auf uns verlassen kann«, so Wardetzki, der das P&I-Produkt nach rund 18-monatiger Vorbereitung vor zehn Jahren mit aus der Taufe hob. Auch im Ausland verkauft sich P&I »made in Germany« immer besser.

Flotten aus Südeuropa sowie aus Fernost trügen inzwischen zu je 24% und 14% zum Prämienaufkommen bei. Besonders im asiatisch-pazifischen Raum versprechen sich die Hamburger mit ihrer neuen Niederlassung in Shanghai und Lizenzen für China und Australien gute Möglichkeiten. »Früher führten uns unsere Reisen nach Bremen und Ostfriesland, heute nach Dubai oder Shanghai«, konstatiert Wardetzki.

Dabei spielt den Hamburgern der Trend zur Abwanderung kleinerer Tonnage von den IG Clubs zu Festprämienanbietern in die Hände. »Es gibt einen wachsenden Fixed-Premium-Markt, das ist eine wahnsinnig interessante Situation. Wir sehen, dass sich Reedereien, die jahrzehntelang bei International Group Clubs waren, umorientieren und uns ihre kleineren Einheiten geben«, unterstreicht Wardetzki. Einer Marktanalyse von Hanseatic zufolge vereint der Fixed-Premium-Sektor bereits 11 bis 12% des weltweiten Prämienaufkommens bei P&I auf sich.

Allerdings wächst nicht nur der Markt, sondern auch die Zahl der Anbieter. Immer mehr Versicherer werden auf die Nische aufmerksam, auch die P&I Clubs selbst bringen zunehmend Festprämien-Deckungen parallel zur ihrem Kerngeschäft an den Markt. Neben den etablierten Playern – British Marine, Raets, Navigators und Hanseatic – seien in den vergangenen Jahren eine Handvoll neuer kommerzieller Mitbewerber hinzugekommen. Die verschärfte Konkurrenz habe die Expansion von Hanseatic P&I etwas gebremst, gibt Wardetzki zu. »Wir sind beim Prämienaufkommen nicht ganz so weit, wie wir uns das 2012 vorgestellt hatten, auch weil sich Neueinsteiger erst einmal Geschäft kaufen mussten.«

Dennoch stimme der Geschäftsverlauf dieses Jahr optimistisch. Um 15% sollen die Prämienumsätze steigen – vor allem durch internationale Kunden. Mittelfristig können sich Wardetzki und Braun vorstellen, die Hanseatic-Niederlassungen in London und Shanghai mit zusätzlichen Claims Managern auszubauen. Wichtige Entscheidungen in Sachen Underwriting und Claims Handling würden aber auch künftig ausschließlich in Hamburg getroffen. »Das wollen wir nicht ändern.

»Am Ende fängt man noch an, sich Wettbewerb in der eigenen Organisation aufzubauen«, stellt Wardetzki klar. Zudem könnten sich die deutschen Reeder und Makler darauf verlassen, dass Deutschland und Nordeuropa der Kernmarkt für Hanseatic blieben, ergänzt Braun.


Michael Hollmann