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Der Chartermarkt für Offshore-Schiffe ist von verschiedenen Faktoren beeinflusst und zeigt sich entsprechend differenziert. Die HANSA veröffentlicht in Kooperation mit Global Renewable Shipbrokers (GRS) einen Marktbericht mit den wichtigsten Kennzahlen über Raten und Entwicklungen. Bis 2015 hat die installierte Kapazität in Europa die 12GW Marke überschritten und verteilt sich dabei auf 3.608 Windanlagen, wovon sich derzeit rund 18% im Bau befinden. Dabei ist mit 66% der Windkraftanlagen in der Nordsee die größte Bauaktivität zu verzeichnen. Diese hohen Bauaktivitäten in Europa ziehen in der Regel eine steigende Nachfrage an Spezialtonnage nach sich. Aufgrund der großen Anzahl an Projekten in Großbritannien, den Niederlanden und in Deutschland, konzentriert sich diese Nachfrage vorwiegend in der Nordsee, wo zwischen April und September die Hauptsaison ist.
Diving Support Vessel (DSV)

Die DSV-Flotte versteht sich ohne Tauchsysteme, da die Tauchfirmen in der Regel ihre[ds_preview] eigenen Tauchsysteme an Bord mobilisieren. Es gibt weltweit eine große Anzahl an Schiffen, da sich sowohl die Wind- als auch die Oil&Gas-Branche dieser Tonnage bedient. Abhängig von den unterschiedlichen Anforderungen wurde mit Hilfe der GRS-Datenbank eine Flotte von 61 Einheiten definiert, die für die Aufgaben im Bereich der erneuerbaren Energien in Frage kommen. Die Neubauaktivitäten umfassen auch vier Schiffe, die mit einem DP-System ausgerüstet sind.

Zwischen April und September konnte nur eine schwache Nachfrage an DSV-Tonnage verzeichnet werden. Für die kommende Winter-Periode ist ein weiterer Rückgang der Nachfrage zu erwarten, da die Bauaktivitäten tendenziell durch die schwierigen Wetterverhältnisse abnehmen werden. Die Charterraten bewegen sich auf einem Niveau zwischen 14.500 und 22.000€/Tag. Krisenbedingt versuchen die Tauchschiffe aus dem Oil&Gas-Markt im Bereich der erneuerbaren Energien Beschäftigung zu finden. Diese Entwicklung erzeugt ein Überangebot und übt entsprechend Druck auf die Charterraten aus. Bedingt durch die 21 Windparkprojekte (davon sechs Testprojekte), die im kommenden Jahr europaweit mit den Konstruktionsarbeiten beginnen, und trotz des Überangebots an Tonnage, prognostizieren die Experten von GRS einen Anstieg der Charterraten.

Service Operation Vessel (SOV)

Die sogenannte Walk-to-Work (W2W) Tonnage ist besonders für die Betriebs- und Wartungsphase (O&M) eines Windparkprojektes geeignet. Aktuell sind rund 10 SOVs Wind-Offshore-Bereich beschäftigt. Der Großteil der Tonnage ist in der Nordsee lokalisiert, wo die meisten Arbeiten stattfinden. Bereits über die Wintermonate erwarten wir eine steigende Nachfrage, wenn zusätzliche Windparks den Betrieb aufnehmen. Sie dürfte proportional mit der Anzahl an Windparks in der Betriebsphase ansteigen. Ähnlich wie bei den DSVs werden die Charterraten und die verfügbaren Kapazitäten von der Krise in der Oil&Gas-Branche beeinflusst. Aus diesem Grund entsteht ein Überangebot an technologisch hoch ausgereiften Einheiten zu vergleichsweise geringen Raten, die um die Arbeiten konkurrieren. Im Orderbuch stehen insgesamt fünf Einheiten, die in diesem und im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Für die kommenden Perioden sehen die GRS-Analysten allerdings einen nachhaltigen positiven Einfluss des Projektausbaus auf die Charterraten.

Crew Transfer Vessel (CTV)

Es besteht eine hohe Volatilität bei den Charterraten von Personentransportschiffen (CTV) bedingt durch Länge, Design und Dauer der Beschäftigung. Ein Trend ist schwer zu erkennen, da es innerhalb der einzelnen Schiffsgrößen einen starken Einfluss des jeweils festgelegten Einsatzzeitraums (12h oder 24h/Tag) gibt. Bei der hier gewählten Aufteilung nach Länge und täglichem Nutzungszeitraum erreichte die 24-Stunden-Rate im Zeitraum von April bis September ein durchschnittliches Niveau von 3.550€ pro Tag, während bei der 12-Stunden-Beschäftigung das durchschnittliche Niveau 2.825€ pro Tag betrug. Der zukünftige Trend bei der Charterrate ist in Abhängigkeit von Länge und Personentransportkapazität (PAX) zu sehen. So kann für die nächsten Perioden ein stärkeres Ratenwachstum im größeren Segment erwartet werden. Aktuell sehen wir ein Überangebot an Schiffen mit einer Gesamtlänge zwischen 12m und 18m. Die Orderbücher sind größtenteils mit Einheiten zwischen 18m und 27m gefüllt. Im Segment zwischen 12 und 18m bestehen kaum Neubauaufträge, hingegen ist ein Trend hin zu Schiffen zwischen 22m und 30m, der mit der stets wachsenden Entfernung der Windparks von der Küste zu begründen ist. Insbesondere bei der letzten Schiffsklasse mit Kapazität für 24 Passagiere gibt es aktuell Engpässe. Daher dürfte die Neubauaktivität in diesem Segment (>24m, 24 Pax) noch weiter anziehen.

Jack-Up Tonnage

Im Segment der Errichterschiffen sind sowohl in der Nord- als auch in der Ostsee nur geringe Aktivitäten zu beobachten. Eine Handvoll Marktteilnehmer partizipiert an dem Marktwachstum in Europa. Bei allen drei Segmenten herrscht derzeit ein Überangebot an Tonnage. Mit Blick auf die kommenden Wintermonate, wo die Konstruktionsarbeiten durch die Wetterverhältnisse zusätzlich beeinträchtigt werden, ist keine große Bewegung auf der Nachfrageseite zu erwarten. Zudem haben Errichterschiffe nach der Installationsphase kaum andere Einsatzmöglichkeiten – bis auf wenige Aufgaben, die sich kurzfristig in der Betriebsphase auf dem Spot-Markt ergeben. Insgesamt gibt es derzeit nicht viel Anlass zur Freude auf dem Markt der Errichterschiffe. Dem Überangebot begegnen einzelne Reeder mit der Möglichkeit von warm lay-up beziehungweise mit der Positionierung der Tonnage aus der Nordsee in andere Märkte Im Orderbuch stehen derzeit zwei Einheiten. Mit dem Beginn der Neubau-Projekte lässt sich eine Steigerung der Charterrate für die dritte Generation Jack-Ups erwarten. Die Entwicklung resultiert zum Teil aus den größeren Turbinen bzw. immer schwerer werdenden Fundamenten für den Installationseinsatz, der einen stärkeren Kran voraussetzt.