Print Friendly, PDF & Email

Der Verfasser hat ein besonderes Werk vorgelegt. In der maritimen Industrie fehlte es bisher an einem Leitfaden für die wichtigsten[ds_preview] rechtlichen Aspekte bei der Gestaltung von Schiffbauverträgen. In leicht verständlicher und klug aufbereiteter Form führt er durch die verzweigten Themen von Neubau und der Reparatur von Seeschiffen sowie von Offshore-Konstruktionen. Die Bedeutung technischer Regelwerke wie SOLAS und MARPOL werden ebenso erläutert wie die klassischen aber stets praxisrelevanten Aspekte Projektmanagement, Leistungsänderungen, Sicherheiten und Vertragsstrafen. Auch werden Schiffbauverträge in der Krise anschaulich beleuchtet, sowohl aus Werftsicht als auch aus der Warte von Zulieferern können Verzug, gescheiterte Abnahmen, Stornierung oder Insolvenz dramatische Auswirkungen haben.

Kritisch setzt sich der Autor mit der Tendenz deutscher Gerichte auseinander, die Inhaltskontrolle von schiffbaubezogenen Verträgen nach deutschem Recht jenseits international üblicher Gepflogenheiten in einer Weise auszudehnen, dass sowohl die Rechtssicherheit und der Rechtsstandort Deutschland leiden müssen. Die internationale Verbreitung deutschen Rechts steht in der Tat in krassem Gegensatz zur industriellen Wertschöpfung hierzulande. Der Verfasser greift natürlich auch die relevanten Finanzierungs- und Versicherungsinstrumente im Schiffsneubau auf und es gelingt ihm, neben den bekannten Gewährleistungs- und Haftungsthemen auch die immer wichtigeren Anforderungen an Eigentumsschutz und moderne Streitbeilegung vortrefflich darzulegen.

Über die Jahre sind auch der Umbau und die Reparatur von Schiffen für Werften und Zulieferer ein bedeutsamer wirtschaftlicher Faktor geblieben. Der Autor stellt die wichtigen gesetzlichen Regelungen zu Pfand- und Schiffsgläubigerrechten ebenso strukturiert dar wie die Besonderheiten dieser Vertragsform bei Gewährleistung und Haftung. Soweit Werften in Deutschland mit Erfolg den Einstieg in die Offshore-Konstruktion gefunden haben, stellen sich gravierende vertragliche Herausforderungen, da Betreiber häufig auf die FIDIC Terms zurückgreifen, ohne dass die Besonderheiten des maritimen Anlagenbaus sachgerecht berücksichtigt werden.

Das gelungene Werk wird abgerundet durch den Abdruck von Musterverträgen und diversen Vorlagen, unter anderem für Zahlungsgarantien und Vertragsanpassungen, die für die praktische Handhabung unerlässlich sind. Es stellt insgesamt einen wertvollen Beitrag zum Verständnis des maritimen Schiff- und Anlagenbaus in deutscher Sprache dar und sollte in keinem Bestand fehlen.

Dr. Stefan Schrandt–Zimmer

RVEL LLP, Hamburg

Michael Baumhauer: Schiffe und Offshore-Konstruktionen. Vertragsgestaltung im maritimen Anlagenbau. Neubau, Umbau und Reparatur. Maximilian Verlag, Hamburg
Michael Baumhauer