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Das Frankfurter Institut behauptet sich durch Verkauf einer strategischen Luftfahrt-Beteiligung in den schwarzen Zahlen. Neugeschäft bei Schiffs­krediten soll unvermindert fortgesetzt werden.
Für die auf Finanzierung von Schiffen und anderen Verkehrsträgern spezialisierte DVB Bank war 2015 ein Härtetest. Der drastische Verfall von[ds_preview] Fracht- und Charterraten sowie Schiffswerten belastete das Ergebnis massiv und hätte das Institut sogar in die Verlustzone treiben können, wenn es sich nicht frühzeitig von einer voll konsolidierten Tochtergesellschaft in Großbritannien getrennt hätte.

So brach das Konzernergebnis vor Steuern 2015 nach vorläufigen Zahlen um mehr als 50% auf gut 46,1Mio. € ein, das Nettoergebnis verringerte sich um 42% auf 45,6Mio. €. Schuld daran waren eine mehr als doppelt so hohe Risikovorsorge (141,5Mio. €) zuzüglich weiterer Risikokosten, welche im Zinsergebnis verbucht wurden. Die überwiegend zur Stützung ausfallgefährdeter Schiffs- und Offshore-Kredite getätigten Rückstellungen erreichten insgesamt den höchsten Wert in der Unternehmensgeschichte, bestätigte der Vorstandsvorsitzende Ralf Bedranowsky.

Aufgrund des gleichzeitigen Einbruchs der Tagesraten am Spotmarkt für Massengutfrachter, Offshore-Fahrzeuge und Tramp-Containerschiffe fehlt vielen Kunden die nötige Liquidität zur Deckung von Schiffsbetriebskosten, Zins und Tilgung. Zudem sind die Schiffswerte so stark zurückgegangen, dass die Kreditsicherheiten die ausstehenden Schiffsdarlehen zum Teil gar nicht mehr decken.

Bedranowsky bezeichnete das Ergebnis der DVB unter den gegebenen Marktbedingungen als »noch zufriedenstellend«. Das auf die Finanzierung unterschiedlicher Verkehrsträger ausgerichtete Geschäftsmodell des zur genossenschaftlichen DZ-Bank-Gruppe gehörenden Instituts habe sich als »widerstandskräftig und nachhaltig» erwiesen. Während sich die Schifffahrt inzwischen im achten Jahr der Krise befinde, habe die Luftfahrt ein »goldenes Jahr« mit einem kumulierten Rekordergebnis von 33Mrd. $ für die Airlines hinter sich. »Das ist das Beste, was die Branche seit dem zweiten Weltkrieg erzielt hat«, so Bedranowsky.

Einmal-Effekt durch Verkauf

Für die DVB dürfte die Flugzeugfinanzierung einen ordentlichen Überschuss abgeliefert haben, die Risikovorsorge in der Sparte lag mit nur 5,9Mio. € auf sehr niedrigem Niveau. Ganz allein hätte das laufende Kreditgeschäft für die Luftfahrt aber nicht ausgereicht, um die Bank in den schwarzen Zahlen zu halten. Nur mit dem Verkauf ihrer 80%-Mehrheit an der britischen Wizz Air Holdings im Zuge eines Börsengangs und dem dadurch auf fast 71Mio. € (Vorjahr: -21,4Mio. €) in die Höhe geschossenen Ergebnis aus Finanzinstrumenten (gemäß IAS 39) konnte die DVB einen Absturz in die Verlustzone verhindern. Das Ergebnis vor Finanzinstrumenten, Bankenabgabe und Steuern lag bei -6,8Mio. €.

Der Großteil der getätigten Risikovorsorge entfiel auf das Schlussquartal, nachdem die Bank ihre Erwartungen bereits zur Jahresmitte deutlich nach unten revidiert hatte. »Wir waren im ersten Halbjahr noch von Hoffnung getragen. Aber mit Beginn des Sommers kamen wir zu der Erkenntnis, dass sich die Marktlage dramatisch verändern wird«, erläuterte Bedranowsky.

Altbestände bereiten weiter Sorge

Bei den Kreditgeschäften, die verstärkt wertberichtigt werden mussten, handele es sich vor allem um Altbestände aus den Jahren bis 2009, die zum Teil bereits mehrfach restrukturiert worden seien. »Die Marktentwicklung hat seither nicht zu den erhofften Ergebnissen geführt«, führte Bedranowsky aus. Deshalb sei es nun an der Zeit, Verluste zu realisieren.

Entsprechend läuft die Verwertung von Sicherheiten auf hohen Touren. Elf Schiffe seien von der DVB vorübergehend in Besitz genommen worden, um bei günstiger Gelegenheit verwertet zu werden. Selbiges gelte für eine geringere Anzahl weiterer Schiffe, die vorübergehend bei anderen Kunden oder Investoren »geparkt« worden seien. »Wir sind eine Bank und kein Schifffahrtsunternehmen. Es ist auch nicht unser Ziel, externe Warehouses einzurichten. Von daher lege ich größten Wert darauf, dass alle Schiffe schnell von unserem Buch runterkommen«, stellt Bedranowsky klar.

Der massive Anstieg der Risikovorsorge bei der als relativ konservativ geltenden DVB lässt für die übrigen in der Schiffsfinanzierung engagierten deutschen Banken in dieser Berichtssaison nichts Gutes erwarten. In Kürze werden die HSH Nordbank, die die Verkündung ihre Bilanzzahlen allerdings gerade erst verschoben hat, sowie die NordLB als größte deutsche Schiffsfinanzierer über ihre Belastungen aus diesem Geschäftssegment berichten.

Auch aufgrund ihrer starken Ausrichtung auf die Finanzierung von Tankern, deren Marktsituation sich aufgrund der globalen Rohölschwemme im vergangenen Jahr stark verbessert hat, steht die DVB wohl noch vergleichsweise gut da. Bedranowsky geht daher davon aus, dass die Risikovorsorge inzwischen ihren Höhepunkt überschritten hat und die Bank gut gerüstet ist für den erneuten Stresstest der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (Eba).

Für das laufende Geschäftsjahr strebe die Bank folglich ein Konzernergebnis an, das auf dem Niveau des Vorjahres oder leicht darüber liegen sollte, so der Vorstandschef. Ob und inwieweit Einmalerträge wie aus dem Börsengang von Wizz Air dabei behilflich sein werden, bleibt allerdings abzuwarten.

Beim Neugeschäft mit Schifffahrtskunden will die DVB keinen Gang zurückschalten. 2015 wurden neue Schiffskredite im Umfang von gut 3,3Mrd. € auf das eigene Buch genommen und das Kundenkreditvolumen im Geschäftsfeld Shipping Finance somit leicht ausgedehnt.

Einerseits müsse das Institut erhöhte Sondertilgungen seitens der noch gut performenden Bestandskunden kompensieren, die das günstige Zinsniveau jetzt verstärkt für Refinanzierungen nutzten, erklärte Bedranowsky. Andererseits gebe es auf Basis der stark reduzierten Schiffswerte durchaus Gelegenheiten für risikoarmes Neugeschäft.

Als Spezialbank profitiere die DVB davon, dass viele allgemeine Geschäftsbanken den Rückzug aus der Schifffahrt angetreten hätten und sich der Wettbewerb entspannt habe. »Ich hoffe, dass wir genügend Transaktionen finden, die unseren Ansprüchen genügen«, so der Vorstandschef. Bei neuen Finanzierungen müssten Kunden ausreichende Reserven vorweisen, um einen temporären Rückgang der Schiffseinnahmen unter Betriebskostenniveau kompensieren zu können.


Michael Hollmann