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Der Frachtratenverfall im Breakbulk-Segment hat sich seit Herbst 2015 zugespitzt. Vor allem in den europäischen Häfen mangelt es an[ds_preview] Projektladung und konventionellem Stückgut für Mehrzweckfrachter, seit sich das Investitionsklima in der Öl- und Gasindustrie und in den Schwellenländern generell eingetrübt hat. Besonders deutlich sind die Einbrüche bei Stahlprodukten, die häufig als Basisladung für große Schwergutschiffe von Europa aus dienen. Hans van der Woude, Business Development Manager bei Ahlers Agencies in Antwerpen, schätzt den Rückgang bei Buchungen für Stahlverschiffungen im ersten Quartal auf mindestens 20%. »Wir erwarten noch ein oder zwei bedeutende Projektverschiffungen von Röhren dieses Jahr, aber der reguläre Ladungsverkehr ist stark geschrumpft«, so van der Woude. Antwerpen – Europas führender Umschlagplatz für Breakbulk – meldete für 2015 einen leichten Anstieg beim konventionellen Umschlag auf knapp über 10Mio.t, doch dieser Wert dürfte 2016 kaum zu erreichen sein, wenn der Trend so bleibt. »Das Sommerloch 2015 ist nie zu Ende gegangen«, fasst Ulrich Ulrichs, Chief Executive Officer der Rickmers-Linie, die Lage im Schwergutmarkt zusammen. Er schätzt die Einbußen bei den Stahlmengen ex Europa, die dieses Jahr gebucht wurden, in etwas ebenso hoch ein wie van der Woude. Die Lage sei aber wechselhaft, die Buchungsaktivität so unstet wie ein Sägeblatt. »Mal sehen wir 10.000t Stahl, dann bei der nächsten Abfahrt gar nichts«, so Ulrichs. Um die Schiffe, die im Round-the-World-Service eingesetzt werden, in Europa voll zu bekommen, werden zusätzlich kleinere Häfen angefahren, zum Beispiel in der Türkei, erklärt Ulrichs. Die Flaute in Europa schlägt sich auch im Auftragsbuch der größten Tramp-Projektreederei, BBC Chartering, nieder. So sei der Anteil der Buchungen aus Europa (gemessen in Bruttofrachteinnahmen) in den ersten zwei Monaten auf 23% gesunken, im Vorjahr seien es 31% des Auftragsbuchs gewesen, sagt Firmensprecher Raymond Fisch. Aktuell konzentrierten sich die Aktivitäten auf Windenergieprojekte in Kontinentaleuropa sowie auf Kraftwerks- und LNG-Vorhaben im Mittelmeerraum und in Nordafrika. Die Aussichten für zusätzliche, bislang nicht kontrahierte Projektladung ab Europa schätzt die Bremer Spedition Hansa Meyer Global bis ins kommende Jahr hinein schwach ein. »Wir erwarten 2016 keine großen neuen Projekte mehr, die schon nächstes Jahr zur Verschiffung kämen«, erklärt Chief Operating Officer Georg Bödeker. Das eigene Auftragsbuch sei mit Altaufträgen u.a. für ein Wasserkraftwerk in Laos für dieses Jahr noch gut gefüllt. Hinzu kommen regelmäßige Verladungen von industriellen Pressen von Nordeuropa nach Nordamerika – circa 3 bis 5 Verschiffungen pro Quartal, so Bödeker. Das gedämpfte Marktumfeld hindert einige Carrier aber nicht daran, ihre Europa-Aktivitäten strategisch auszubauen. So haben die Allianzpartner AAL und Peter Döhle jüngst die Aufnahme eines Semi-Liner-Dienstes zwischen Europa und Asien angekündigt. 4 bis 5 Schiffe mit Hebekapazitäten bis 700 t bildeten das Rückgrat des Dienstes. »Der Umfang an Importladung für Europa ist größer und leichter einzubuchen als ausgehende Ladung«, stellt AAL-Manager Marc Willim fest. »Bei der Rückladung liegt der Fokus für uns auf Investitionsprojekten in Mittelost bei Öl und Gas, Petrochemie, Kraftwerken und Infrastruktur.«

Michael Hollmann