Print Friendly, PDF & Email

Innovativer Schiffbau ist eine Stärke der Europäer. Zunehmend konzentriert man sich auch in (Süd-)Osteuropa auf Spezialbreiche. Die HANSA präsentiert ausgewählte Projekte
LNG, Eisbrecher, Offshore – diese Bereiche des Spezialschiffbaus bestimmen auch die Zukunft der Werften in (Süd-)Osteuropa. Die Werft Brodosplit im[ds_preview] kroatischen Split baut vier gasbetriebene 2.000-TEU-Containerschiffe für die Brodosplit Shipping Company, die diese wiederum in Langzeitchartern unterbringen möchte. Die Antriebsart lässt vermuten, dass die Schiffe im intra-europäischen Verkehr fahren sollen. Tomislav Debeljak ist CEO der Werft und gleichzeitig auch Besitzer der Reederei. Mit dem Projekt möchte er gleich auf zwei Ebenen Nischen besetzen: Zum einen soll ein nachhaltigerer Schiffsbetrieb angeboten werden, zum anderen will Debeljak seiner Werft einen Vorsprung in Sachen Zukunftstechnologie verschaffen, »für Schiffe, für die es in Zukunft eine stärkere Nachfrage geben wird.« Das Projekt soll ausdrücklich dem Sammeln von Erfahrung mit der LNG-Technik dienen.

Mit diesem Auftrag ist eine Order aus dem Oktober 2013 über zwei gasbetriebene 1.431-TEU-Schiffe hinfällig. Diese Schiffe, mit deren Bau nie begonnen wurde, waren auch wegen ihres Designs mit Brücke und Deckshaus am Bug ungewöhnlich. Dagegen muten die größeren Neubauten nun fast gewöhnlich an, zumindest äußerlich. Mit 24.000 dwt sind die Schiffe 184,40m lang und 27,50 breit bei einem Tiefgang von 10,30m. Im Innern werden MAN B&W-Maschinen arbeiten, die sowohl Schweröl als auch Gas verbrennen können. Die Leistung pro Schiff beträgt 11.060 kW bei 100 rpm, die Höchstgeschwindigkeit soll 18kn betragen. Die Maschinen baut die Brodosplit Diesel Engine Factory unter Lizenz von MAN, auch die LNG-Tanks entstehen hier. Jeder Tank wird eine Kapazität von rund 800m3 haben. Im November letzten Jahres begann der Stahlschnitt, die erste Ablieferung ist für 2017 vorgesehen. Bei der Konstruktion arbeitet die Werft eng mit der Klassifikationsgesellschaft DNV GL zusammen.

Neben den LNG-Schiffen entstehen bei Brodosplit derzeit noch ein 162m langes Segelkreuzfahrtschiff für Star Clippers, eine 60-m-Segelyacht und weitere Projekte im Kreuzfahrtbereich.

Brodotrogir baut in den nächsten Jahren drei Offshore-Versorger (OSV) vom Typ »Joint Runner«. Werftchef Danko Koncar wird die Schiffe selbst finanzieren – er hält die Mehrheit an der Investment-Gruppe Kermas. Seine Werft will sich künftig auf den Spezialschiffbau fokussieren. Das erste Schiff mit DP2-Fähigkeiten bedient sich des Rumpfs eines im Zuge der Insolvenz von Peters Shipyards nicht fertiggestellten 128-m-MPC-Frachters, der nach Kroatien gebracht wird. Die anderen Schiffe sollen komplett bei Brodotrogir gefertigt werden. Management und Betrieb wird die niederländische CFL zusammen mit Intermarine übernehmen.

Kreuzfahrtschiffbau kommt

Zusammen mit Uljanik wagt der australische Kreuzfahrtanbieter Scenic den Schritt aus der Flusskreuzfahrt aufs Meer. Im November 2015 hatte die Werft von Scenic den Auftrag zum Bau eines Luxuskreuzfahrtschiffs bekommen. Das Expeditionsschiff ist für 240 Passagiere und 172 Crewmitglieder ausgelegt und soll überall einsetzbar sein, sowohl in tropischen als auch in polaren Gewässern. Vom Aussehen her wirkt der Entwurf eher wie eine große Yacht. Die Länge beträgt 165,70m bei einer Breite von 21,50m. 2018 soll das Schiff abgeliefert werden. Es besteht außerdem eine Option für ein Schwesterschiff mit möglicher Ablieferung 2019.

Auch die luxemburgische Reederei CLdN der Cobelfret-Gruppe arbeitet bei der Erweiterung ihrer RoRo-Flotte mit Uljanik zusammen. Beachtenswert ist auch hier, dass die Schiffe mit der Klassifizierung »LNG-ready« für eine »unkomplizierte« Umrüstung auf LNG ausgelegt werden sollen. CLdN ist auf Shortsea-RoRo spezialisiert und betreibt 24 moderne Schiffe, mit denen wöchentlich bis zu 100 Abfahrten zwischen Seebrügge, Rotterdam, London, Killingholme, Dublin, Göteborg, Esbjerg und Porto angeboten werden. Nun sollen in den kommenden Jahren zwölf neue Schiffe dazukommen, insgesamt soll die Kapazität laut CLdN sogar um 70% erhöht werden.

Bereits 2017 sollen zwei Neubauten abgeliefert werden, die bei Hyundai in Korea gebaut werden. Diese Schiffe mit 8.000 Spurmetern wurden bereits als »game changer« beschrieben. Die nun bei Uljanik in Auftrag gegebenen Schiffe weisen ein ähnliches Design auf und sollen mit ihren 5.400 Spurmetern flexibel einsetzbar sein, vor allem für Lkw, Sattelauflieger, Container und Autoteile. Die Fahrzeuge werden 211m lang, 32m breit und sollen eine Spitzengeschwindigkeit von 17kn erreichen. Die Hyundai-Schiffe sind dagegen 235m lang. Uljanik baut zunächst zwei Schiffe, es gibt jedoch Optionen für vier weitere Neubauten bei den Kroaten. Die Auslieferung soll im dritten Quartal 2017 starten. Die in Kroatien gefertigten Einheiten sollen beide 2018 in Dienst kommen.

Batterien und mehr LNG

Die kanadische Fährreederei BC Ferries lässt bei der Werft Remontowa in Gdansk für 140Mio. $ zwei ihrer Spirit-Class-Fähren auf Dual-Fuel umrüsten, um den Gasbetrieb zu ermöglichen. Motoren udn LNG-Technik kommen von Wärtsilä.Die Polen haben mit diesem Auftrag einen italienischen Konkurrenten ausgestochen. Die kanadische Seaspan-Werft hatte sich wegen voller Auftragsbücher vorzeitig aus dem Angebotsprozess zurückgezogen. 2017 soll mit dem Retrofit begonnen werden, ab Sommer 2019 sollen die Schiffe dann mit LNG unterwegs sein und der Reederei so 10Mio. $ Betriebskosten im Jahr sparen. Die »Spirit of British Columbia« und die »Spirit of Vancouver Island« sind zusammen mit den drei neuen Dual-Fuel-Schiffen der Salish-Klasse die größten Fahrzeuge von BC Ferries. 1993 und 1994 gebaut, sollen sie nach dem Upgrade weitere 25 Jahre fahren.

Zu den weiteren interessanten Projekten von Remontowa gehört derzeit der Bau kleiner Mehrzweckfrachter für die Grönlandverkehre der Royal Arctic Line (RAL). Der erste Neubau mit Eisklasse 1A, die »Ivalo Arctica« mit 650 dwt, 40-t-Kran und einer Kapazität von 36TEU, wurde nun abgeliefert, folgen soll das Schwesterschiff »Minik Arctica«. Die »Agnetha Arctica« und die »Jonathan Arctica« werden Platz für 108TEU bieten. Zuletzt soll als Hauptschiff ebenfalls noch in diesem Jahr die »Malik Arctica« folgen, ein 606-TEU-Frachter. Alle fünf Schiffe waren 2011 bei den deutschen P+S Werften bestellt worden, mit der Insolvenz des Schiffbauers wurden die Aufträge storniert.

Im benachbarten Gdynia baut die Crist-Werft ein innovatives Projekt für Finferries. Es handelt sich um eine 98m lange und 15,20m breite Autofähre, die das ganze Jahr über mit Batterien betrieben werden soll. Allerdings gibt es einen Dieselmotor an Bord, der als Booster eingesetzt werden kann, falls das Fahrwasser vereist ist. Die Batterietechnik an Bord kommt von Siemens. Deren Paket BlueDrive ­PlusC umfasst dabei neben der Energiespeicherung auch das Getriebe mit variabler Drehzahl und ein Kontrollsystem. Rolls-Royce liefert zwei 900-kW-Ruderpropeller in CRP-Ausführung. Im Mai 2017 soll die Fähre, die 450 Spurmeter und Platz für 375 Passagiere bietet, in Betrieb gehen.

Crist festigt ußerdem seine Position im Jack-Up-Segment. Die achtbeinige Jack-Up-Barge »Zourite« mit eigenem Antrieb steht kurz vor dem Einsatz vor der Insel La Réunion. Dort soll ein mehrere Kilometer langes Autobahnviadukt vor der Küste im Meer gebaut werden (mehr auf S. 72).


fs