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Drei Monate sind die Seenotretter im Rahmen des Programms »Members assisting Members« der International Maritime Rescue Federation (IMRF) in der Ägäis im Einsatz gewesen. Sie ziehen eine positive Bilanz aus der Rettungs- und Ausbildungsmission
Mehrere nordeuropäische Seenotrettungsgesellschaften hatten gemeinsam auf eine Bitte der Hellenic Coast Guard reagiert, die für den griechischen SAR-Dienst zuständig[ds_preview] ist. Sie leisteten »Hilfe zur Selbsthilfe« und schulten Freiwillige des Hellenic Rescue Teams (HRT), die künftig auf Lesbos, Chios, Samos und Kos die griechische Küstenwache unterstützen.

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) war seit Anfang März mit 53 Seenotrettern im Einsatz. Unterstützt wurden sie durch 23 Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

Für den Einsatz vor Griechenland musste die DGzRS kein Schiff aus Nord- oder Ostsee abziehen. Der ehemalige Seenotrettungskreuzer »Minden« der 23,3-m-Klasse war für die Dauer des Einsatzes in der Ägäis stationiert, gefahren von Seenotrettern der DGzRS, die sich für diesen Einsatz freiwillig gemeldet hatten. Anfang 2014 war der bei Abeking & Rasmussen gebaute und ehemals in List auf Sylt stationierte Seenotrettungskreuzer außer Dienst gestellt und an einen Privatmann verkauft worden. Dieser stellte das Schiff unentgeltlich zur Verfügung. Alle Einsätze der »Minden« wurden vom Joint Rescue Coordination Centre (JRCC) Piräus, der griechischen Seenotleitung, koordiniert.

Ein Einsatz im zentralen Mittelmeer sei zu keinem Zeitpunkt erwogen worden, sagt Kapitän Udo Helge Fox, Leiter des Rettungsdienstes der DGzRS. Er war selbst an mehreren Einsätzen zur Entlastung und Ausbildung der griechischen Seenotretter beteiligt. Reichweiten und Kapazitäten der deutschen Rettungseinheiten seien mit den Erfordernissen in dem großen Seegebiet zwischen Nordafrika und Italien nicht vereinbar. »Sie sind nicht mit Schiffen etwa von der Größe eines Offshore-Versorgers oder großer Marineschiffe vergleichbar. Unsere Einheiten sind für kurze, küstenbasierte Einsätze mit relativ kleiner Besatzung ausgelegt.«

Neue Boote für Griechenland

Um den griechischen Seenotrettungsdienst langfristig zu stärken, hat die DGzRS außerdem auf der finnischen Panther-Werft zwei 8,5m lange Neubauten in Auftrag gegeben. Die modernen, Festrumpfschlauchbooten ähnelnden Kunststoffboote seien schnell, wendig und seetüchtig und daher für die Rettungsaufgaben in der Ägäis besonders geeignet.

Ein zweiter Schwerpunkt des Einsatzes war die Ausbildung des HRT. Die gemeinnützige Freiwilligenorganisation hat sich in der Vergangenheit vor allem im Bereich Bergrettung und Zivilschutz engagiert. »Der Bereich Seenotrettung ist für viele HRT-Mitglieder relativ neu, und es fehlte bisher an entsprechendem Kenntnissen und Fertigkeiten sowie ausreichend geeigneten Einsatzmitteln, um professionell auf See Hilfe leisten zu können«, erklärt Fox.

Die griechische Schwesterorganisation der DGzRS setzt den Seenotrettungsdienst nun mit den neuen eigenen Booten fort. »Die Ausbildung durch die deutschen Seenotretter war sehr wichtig für unsere künftigen Einsätze«, sagt HRT-Freiwilliger Christopher Tsagkaridis. Die griechischen Freiwilligen lernten unter anderem Such- und Rettungsverfahren, Einsatzkoordinierung und Erste Hilfe. »Unsere Besatzungen haben standardisierte Einsatzverfahren gelernt und verinnerlicht, die uns unserem einzigen Ziel einen großen Schritt näher bringen: Menschenleben auf See zu retten«, erklärt Giorgos Kalogeropoulos, Präsident der Freiwilligenorganisation und hebt den Teamgeist zwischen DGzRS und HRT hervor.

Drei Monate nach Beginn der Ausbildung und Unterstützung griechischer Seenotretter hat die DGzRS den Einsatz in der Ägäis nun beendet. Die deutsch-griechische Besatzung des Seenotrettungskreuzers hatte seit Anfang März vor Lesbos 1.138 Menschen gerettet. Darunter seien auch 202 Kinder gewesen, darunter viele Kleinkinder, erklärte die DGzRS.

Die letzte Einsatzcrew der »Minden« verließ Lesbos am 4. Juni, das Schiff wurde im Hafen von Mytilini wieder an ihren deutschen Eigner zurückgegeben. Auch einige Schwestergesellschaften der DGzRS haben ihre jeweiligen Projekte bereits abgeschlossen. Die niederländischen Seenotretter übergaben eine neue Station auf Chios mit zwei Festrumpfschlauchbooten an das HRT, die norwegischen Seenotretter stationierten für das HRT eine ähnliche Rettungseinheit auf Lesbos.

»Das Ziel unseres Einsatzes ist erreicht, die griechischen Kollegen sind nachhaltig gestärkt«, sagte Fox, der zugleich IMRF-Vorsitzender ist. Das Programm »Members assisting Members« läuft derweil noch weiter. »Das regelmäßige Trainingsprogramm von KNRM, SSRS, RNLI und DGzRS wird sicherlich nicht vor Ende des Jahres beendet sein. Darüber hinaus ist beabsichtigt, die Entwicklung der noch jungen Organisation weiterhin bedarfsweise zu begleiten«, erklärt Fox.
fs